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Sprühgeräte, 25.03.2013

ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNGEN DER WEINBAUMECHANISIERUNG

Neuere Untersuchungen zur ökonomischen Bewertung von Weinbaubetrieben haben eine eindeutige Antwort gefunden

Einleitung

Neuere Untersuchungen zur ökonomischen Bewer­tung von Weinbaubetrieben haben eine eindeutige Antwort gefunden:
„Die Produktionsfläche ist der wichtigste Erfolgs­faktor. Ein forcierter Strukturwandel, der den Un­ternehmen Wachstum in der Produktionsfläche er­möglicht ist deshalb notwendig" (Mend 2010).
Das Wachstum in der Produktionsfläche bedingt aber andere Bewirtschaftungseinheiten und Me-chanisierungssyteme; so zum Beispiel in der Arbeitsorganisation für den Pflanzenschutz oder auch bei Laubarbeiten. Weinbauliche Alternati­ven wie Minimalschnitt sind eine Lösung, stellen aber auch andere Anforderungen an die Mecha­nisierung. Gesetzliche Auflagen wie EU Was­serrahmenrichtlinie, Bundesbodenschutzgesetz, EU VO 178/2002, Hygienepaket 852 ff und die TA-Luft fordern weitere technische Lösungen, um die Betriebe gesetzeskonform bewirtschaften zu können. Auch an die Arbeitsplatzqualität und -Sicherheit sollte bei wachsenden Betrieben ge­dacht werden, da für den einzelnen Bewirtschaf­ter mehr Stunden pro Jahr im Weinberg bzw. auf dem Traktor zu leisten sind. Folgende Entwick­lungen sind für die Zukunft als Mechanisierung im Weinbau von Interesse.
 

Traktoren

Die Firmen Fendt und Same haben mit der Prä­sentation Ihrer Weinbergtraktoren mit stufenlosen Getrieben eine Möglichkeit geschaffen, einerseits den Fahrer zu entlasten, andererseits, durch das Motor-Getriebe-Management, Energie optimiert einzusetzen. Insbesondere hinsichtlich der exakten Einhaltung der vorgewählten Geschwindigkeit - ob bergauf oder bergab - ist damit beispielsweise das beste Ergebnis hinsichtlich der Applikationsquali­tät der Pflanzenschutzmittel zu erwarten.
Mit den Lenkassistenten (Clemens, Reichhardt) sind Fahrer entlastende Automatisierungssyste­men gefunden, die die Qualität der zu erledigenden Arbeiten verbessern. Untersuchungen hinsichtlich der physiologischen Entlastung der Fahrer durch Lenkassistenten zeigen positive Ansätze.
Eine weitere zukunftsweisende Technik ist der variable Einsatz von Raupenlaufwerken, die je nach Steigung, Boden- und Witterungsverhältnis­sen eine entsprechend der guten fachlichen Praxis nachhaltige positive Wirkung auf den Boden haben und nötige Anwendungen mit geringerer Bodenbe­lastung ermöglichen.
 

Pflanzenschutzapplikationstechnik

Der Einsatz der Sensortechnik zur Pflanzenschutz­mitteleinsparung dient dem Ziel, die Wirkstoffe gleichmäßig, mit geringstem Verlust, auf der Ziel­fläche (Laubwand) zu verteilen. Ein Problem stellt hierbei der mehr oder weniger hohe Lückenanteil innerhalb der Zielfläche dar. Mit Hilfe optoelekt­ronischer Sensoren wird die Laubwand abgetastet und im Falle einer Lücke die passende Düse ab­geschaltet. Dadurch wird Abdrift vermieden und ein Teil der zu applizierenden Mittel eingespart. Um die Schlagkraft zu erhöhen sind mehrzeilige Verfahren mit bis zu acht Teilbreiten für den Direktzug einsetzbar. Eine Behandlung mit sechs Teilbreiten wird auf einzelnen Betrieben auch im Steilhang eingesetzt.
 

Steillagen

Aus Arbeitsschutzgründen und aufgrund der hohen körperlichen Belastung für im Steilhang arbeiten­de Personen wird Zuge eines vom BMBF finan­zierten Forschungsprojektes ein Steillagentraubenvollernter zum Trägerfahrzeug für alle Arbeiten im Steillagenweinbau weiterentwickelt, um wie im Direktzug, mit geeigneter Mechanisierung den Ar­beitszeitbedarf deutlich zu reduzieren.
Mit ähnlichem Ziel, und ebenfalls vom BMBF ge­fördert, wurde der Prototyp des in Bild 1 gezeigten führerlosen Fahrzeuges im Institut für Technik ent­wickelt. Dieses soll ebenfalls bei allen anfallenden Arbeiten die bisher üblicherweise per Hand ausge­führten Arbeiten übernehmen. Bei der Lese wird das Gerät bereits versuchsweise zum Leseguttrans­port genutzt. Im Unterschied zum Trägerfahrzeug und anderen Mechanisierungssystemen für den Steilhang arbeitet der Prototyp ohne Fahrer, was aus Arbeitschutzgründen sicherlich begrüßenswert ist.
 

Logistik

Die lückenlose Transportdokumentation im Rahmen der RückVerfolgbarkeit als auch die Effizienz der Stoffströme bis zum point of sale sind Punkte, die von Kellereien als auch von direkt vermarktenden Weingütern beachtet werden sollten. Der Weinbau als Transportgewerbe wider Willen sollte Fahrtrouten optimieren, Behältergrößen aufeinander abstimmen und Transportgewichte minimieren.
 

Dokumentation und Rückverfolgbarkeit

Im Rahmen der Forderungen von Handel und Ge­setzgeber sind die Erfassung der Verbrauchskenn­ziffern von Energie und Wasser pro Liter Wein in der Zukunft eine Form einen nachhaltigen Wein­bau darzustellen. Die Zertifizierung wird dahinge­hend nach den gesetzlichen Anforderungen auch die oben genannten Kennziffern als Maßstab für eine Listung in den großen Handelsketten fordern.
 

Fazit

Für wachsende Weinbaubetriebe bieten sich eine Vielzahl an Möglichkeiten, in der Zukunft dem steigenden Gesamtarbeitszeitbedarf in der Au­ßenwirtschaft Rechnung zu tragen. Als Nebenpro­dukte neuer Techniken können die gesetzlichen Anforderungen eingehalten und die Kennzahlen ermittelt werden, die einen ökonomischen und um­weltbewussten Weinbau dokumentieren.
 

Medium

 
  • Die Forschungsanstalt Geisenheim ist eine der ältesten Forschungseinrichtungen des Wein- und Gartenbaus im deutschsprachigen Raum.
  • Im Rahmen einer engen Verknüpfung mit der Hochschule RheinMain werden in Geisenheim rund 1000 Studierende der Fachrichtungen Weinbau und Oenologie, Getränketechnologie, Gartenbau sowie Landschaftsarchitektur von den Mitarbeitern der Forschungsanstalt in Vorlesungen und Übungen mit betreut.
  • Ziel unserer Arbeit ist es, innovative Forschungen in anwendbare Handlungsansätze für die Praxis umzusetzen und anzubieten, um deren Konkurrenzfähigkeit zu stärken. Die zukünftigen Diplomingenieure, Bachelors und Masters sollen sowohl national als auch international Leitungsfunktionen in den von uns vertretenen Industrien übernehmen können.
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