Technik Plattform der Fachgruppe Technik

Besucher: 297909
 

Einsatzbereich


Kategorien

Fräsen, 20.01.2013

BODEN UND BEGRÜNUNG

Bodenbewirtschaftung und Qualitätsmanagement im Weinbau
Das nunmehr XVI. Kolloquium des Internationalen Arbeitskreises für Bodenbewirtschaftung und Qualitätsmanagement im Weinbau fand in Klosterneuburg statt. Wie in allen vorangegangenen Kolloquien wurden wiederum praxisnahe aktuelle Themen aufgegriffen.
Rudolf Fox, lVWO Weinsberg, fasst zusammen.
 
Aufgrund der anstehenden Probleme nahmen die Bereiche Begrünungsmanagement, Begrünung/Klimawandel und Wasserschonung, Bewässerung sowie Qualitätsmanagement großen Raum ein. Als hochaktuelle Problematik stand erneut die Schwarzholzkrankheit auf der Tagesordnung. Schließlich wurden die Bereiche Technik und Elektronik einschließlich der Rückverfolgbarkeit getätigter Maßnahmen behandelt. Zusammenfassend soll im Folgenden über den ersten Teilbereich zu den Themen Bodenbewirtschaftung, Begrünung und Düngung berichtet werden.
 

Stickstoffversorgung

Jean Laurent Spring, Wädenswil, Schweiz, ging in seinem Beitrag „Vegetative Entwicklung und Stickstoffgehalte der Reborgane, Beobachtungen bei Gutedel und Spätburgunder" auf die Wechselwirkung zwischen vegetativer Entwicklung und N-Gehalt der Reborgane ein. Durch das Entfernen von Geiztrieben oder durch Variation der Laubwand ergaben sich bei seinen Untersuchungen große Unterschiede bezüglich der Blattflächenenrwicklung. Der Stickstoffgehalt in Blättern und Most nahm dabei mit zunehmender Blartfläche ab. In gewissen Jahren und in Jahren, wo die Stickstoffversorgung knapp ausfällt, kann eine übermäßige Blattfläche die Stickstoffkonkurrenz gegenüber den Trauben verstärken, sodass möglicherweise die Weinqualität (Aminosäuren, UTA) negativ beeinflusst werden kann.
 

Erosion

Im Beitrag von Dr. Stanko Vrsicic; Maribor, Slowenien, wurde die „Auswirkung von Bodenpflege auf Erosion, Entwicklung der Grasnarbe und Verlust von Nährstoffen im Weinbau" erläutert. So wurde festgestellt, dass die Bodenbegrünung einen positiven Einfluss auf die Bodenerosion, den Nährstoffverlust wie auch auf die organischen Substanzen im Boden hat. Die geringste Bodenerosion konnte bei Dauerbegrünung ermittelt werden. Wo versuchsbedingt über Winter keine Begrünung vorhanden war, trat unter den gegebenen regionalen Bedingungen in der vegetationslosen Zeit mehr als die Hälfte der Gesamtjahresmenge des erodierten Bodens auf. Es muss deshalb in der Ruheperiode, das heißt über Winter der Boden möglichst bewachsen beziehungsweise bedeckt sein. Wo demnach trockenheitsbedingt keine Dauerbegrünung möglich ist, stellt die Winterbegrünung ein geeignetes Verfahren zur Minderung der Erosion dar. Nachdem parallel mit der Erosion ein erheblicher Nährstoff- wie auch Humusverlust einher geht, kann durch Minderung der Erosion auch hier eine wesentliche Minderung der Verluste erzielt werden.
 

Schonung des Wasserhaushaltes

Rudolf Fox, LVWO Weinsberg, ging auf das Thema „Schonung des Wasserhaushaltes durch Ausbringung organischer Massen sowie frühzeitig gezielten Eingriffs in die Begrünung" ein. Nach seinen Untersuchungen führt die hohe Masseleistung der Dauerbegrünung in den Monaten April/Mai bereits vor der Hauptbedarfsphase der Rebe zu erheblicher Reduktion verfügbarer Wasservorräte als auch von Nitrat. Wird der angespannte Wasserhaushalt über Sommer nur unzureichend aufgefüllt, wie es in den weinbaulichen Regionen häufig der Fall ist, steht der Rebe bereits in der Hauptwachstumsphase im Juni/Juli - besonders aber in der späteren Reifephase - weder ausreichend Wasser, noch die darin gelösten Nährstoffe zur Verfügung. Der Klimawandel mit seinen stärker ausgeprägten Feuchte- aber auch Trockenphasen verschärft diese Probleme seinerseits.
Hinzu kommt die durch Wassermangel bedingte geringe Mineralisation in den oberen humusreichen, jedoch vielfach stark ausgetrockneten Bodenschichten. Dies führt zu extrem geringen Nitratangebot mit negativen Folgen für Rebvitalität, Einlagerung von Aminosäuren in die Trauben sowie letztlich die Weinqualität, besonders bei Weißwein.
Dem kann durch jährliche Ausbringung geringer Mengen organischer Massen im zeitigen Frühjahr effektiv entgegengewirkt werden [siehe Abbildung 2].  Der Minderung der unprodukiven Verdunstung durch den Abdeckeffekt kommt hierbei in den südlich exponierten Rebflächen und somit hohem Strahlungsgenus sowie weit überdurchschnittlichen Verdunstungsraten, gerade was die unproduktive Verdunstung über die Bodenoberfläche angeht, besondere Bedeutung zu. Der verdunstungsmindernde Effekt kann dabei durch frühzeitigen Eingriff mittels Fräse oder Kreiselegge unterstützt werden. Dabei wird nach dem ersten Mulchgang in den noch ausreichend feuchten Boden so stark eingegriffen, dass zirka ein Drittel bis zwei Drittel der Grasnarbe flach angerissen werden. Wird in Verbindung damit die N-Düngung - zum Beispiel mittels frontangebautem Kastenstreuer - ausgebracht, so kann der erwünschte Mineralisationsschub verstärkt werden. Erfolgt der Eingriff nicht gerade vor einer extremen Trockenphase, wie sie in dieser Zeit selten auftritt, ergibt sich durch nachfolgende Niederschläge ein baldiger „Narbenschluss". Der Eingriff führt vor allem dann zu einem deutlichen Mineralisationsschub, wenn der Boden noch nicht zu stark ausgetrocknet ist, mindestens mittlere Humusgehalte vorliegen und nachfolgend ausreichende Niederschläge fallen.
Die Unterbrechung der Kapillare und der geminderte Aufwuchs führen zur Schonung des Wasserhaushaltes und verbessern ihrerseits die Nährstoffverfügbarkeit in der nachfolgenden Hauptbedarfsphase der Rebe.
Erfolgt der Eingriff jedoch über mehrere Jahre nacheinander auf ohnehin recht humusarmen Trockenstandorten ohne Ausgleich der abgebauten, leicht zersetzbaren, Humusreserven, so besteht während der späteren Reifephase die Gefahr noch geringerer Nitratverfügbarkeit. Dies kann zu verminderter Einlagerung von Aminosäuren in die Beere sowie in die Speicherorgane des Stockes führen und hat negative Folgen für die Weinqualität sowie die Stressfestigkeit des Rebstockes im Folgejahr und wäre somit kontraproduktiv. Gerade auf Trockenstandorten kommt deshalb einer ausreichenden Zufuhr organischer Massen zum Ausgleich der abgebauten Humusreserven größte Bedeutung zu.
Durch diese Vorgehensweise der leichten Störung der Begrünung werden die Vorteile der Dauerbegrünung bezüglich Befahrbarkeit und Erosionsschutz weitgehend erhalten und die Nachteile der erhöhten Wasser- und Nährstoffkonkurrenz gemindert. Wird wuchsangepasst vorgegangen, das heißt in wuchsschwachen Beständen/Bereichen etwas intensiver oder auch in jeder Gasse eingegriffen oder umgekehrt, in wuchsstarken Flächen oder Bereichen der Eingriff unterlassen beziehungsweise auf jede zweite Gasse beschränkt, so ist eine Bestandsführung im Sinne ausgeglichenen Wachstums zu erzielen [siehe Abbildung 3]
 

Gründüngungsmischungen

Über „Ergebnisse aus Vergleichen verschiedener Gründüngungsmischungen im Weinbau: Biomasseproduktion und Stickstoffdynamik im Boden" berichtete Martin Mehofer, Klosterneuburg, Österreich. Nach seinen Beobachtungen tragen Gründüngungen und Bodenlockerungen erheblich zur Erhaltung und Verbesserung der Bodenstruktur sowie zur Aktivierung des Bodenlebens bei, was gleichzeitig für die Nährstoffversorgung der Reben von Bedeutung ist. Die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen durch die Gründüngungspflanzen stellt allerdings auch eine Konkurrenz zu den Reben dar und ist von der Art und Anzahl der verwendeten Gründüngungspflanzen abhängig. Auch die produzierte Pflanzenmasse ist von der verwendeten Gründüngungsmischung wie auch der Jahreswitterung abhängig. In den aktuellen Ergebnissen konnte bei zweijähriger Gründüngung mit 7 150 kg/ha Trockensubstanz die größte Menge an organischer Masse erzielt werden. Bei Herbst/Winterbegrünung lag die Trockensubstanzproduktion mit 3 013 kg/ha wesentlich niedriger. Bei der Frühjahrs/Sommerbegrünung wurde eine Trockensubstanzleistung von 4 000 kg/ha erzielt. Der Stickstoffgehalt im Boden wurde durch die verwendete Gründüngungsmischung ebenfalls stark beeinflusst. Die Werte lagen im Lauf des Untersuchungsjahres unter ungestörter Gründüngung bei zirka 17 kg/ha und damit auf recht niedrigem Niveau (Abb. 4). Nach Umbruch im darauf folgenden Frühjahr wurde ein Spitzenwert vom 230 kg N/ha ermittelt. Der Anteil an Leguminosen in Form verschiedener Kleearten betrug bei dieser Mischung 85 % der Aussaatmenge. Bei im Sommer offengehaltenen Böden lagen die Stickstoffwerte zwischen 65 und 110 kg N/ha, und damit wesentlich über demjenigen von Sommerbegrünungen. Nach Sommerbegrünungen nehmen jedoch die Bodenstickstoffwerte im Spätherbst deutlich zu. Sie lagen bei dieser Gründüngungsart im Bereich zwischen 30 bis 100 kg/Nmin/ha und stellen somit ein hohes Auswaschungspotenzial dar. Anzumerken ist zu diesen Versuchsergebnissen noch, dass es sich um einen Boden mit einer recht hohen Humusversorgung von etwa 4 % gehandelt hat.
 

Transpiration

Über „Ergebnisse zur direkten Erfassung der Transpirationsraten von Begrünungspflanzen in Steillagen mittels Großkuvetten" berichtete Alexander Geib, Geisenheim. Die Wasserkonkurrenz von Begrünungspflanzen mit den Reben ist ein zentrales Kriterium bei der Entscheidung für oder gegen eine Begrünung, stellte Geib einleitend heraus. Bislang wird der Wasserverbrauch der Begrünungspflanzen meist indirekt ermittelt und zwar in der Regel über Modelle zur Berechnung der Evapotranspiration (Gesamtverdunstung) anhand von Wetterdaten. Diese Modelle lassen sich jedoch nicht ohne weiteres auf die besonderen mikroklimatischen Bedingungen innerhalb der Rebgassen übertragen. Auch die Verwendung von Daten standardisierter Wetterstationen ist nicht unproblematisch. Eigene Temperatursensoren, die in 2 m Höhe sowie dicht über dem Boden in der Gassenmitte installiert worden sind, haben an sonnigen Tagen deutliche Temperaturunterschiede von bis zu 5°C. gezeigt. Um die Transpiration der Begrünungspflanzen direkt vor Ort erfassen zu können, ist daher eine Messkammer mit transportablem Gaswechselmessgerät entwickelt worden. Dadurch war es möglich, die Evapotranspirationsraten verschiedener Begrünungs- und Bewirtschaftungsformen vor Ort zu den jeweils herrschenden Mikrobedingungen zu ermitteln und miteinander zu vergleichen. Je nach Struktur und Artenzusammensetzung der Begrünung sowie beeinflusst durch die Witterungsbedingungen und den Wassergehalt des Bodens, haben sich erhebliche Unterschiede bei den Verdunstungsraten gezeigt. Bei vergleichbarer Begrünung und unter ähnlichen Witterungsbedingungen variierte die maximale Verdunstungsrate zur Mittagszeit zwischen 0,08 mm/h und 0,42 mm/h. Hoher Bodenwassergehalt „ermöglicht" dabei höhere Verdunstungsraten und umgekehrt. Der Wassergehalt des Bodens ist damit ein bestimmender Einflussfaktor. Der Bodenwassergehalt der tieferen Schichten hat sowohl bei offenen als auch bei begrünten Gassen im Jahresverlauf permanent abgenommen, es haben sich nur geringe Unterschiede bezüglich der gesamten Wasseraufnahme bei unterschiedlichen Bewirtschaftungen gezeigt.
 

Begrünung und Traubenwelke

Claudia Winkovitsch, Burgenländische Landwirtschaftskammer, trug Erfahrungen aus der Praxis vor. So wurde beobachtet, dass das Phänomen Traubenwelke bei ganzjährigem Begrünungsbewuchs gegenüber offenem Boden in deuüich geringerem Umfang auftrat.
 

Bewässerung

Der Frage „Tropfbewässerung oder effizientere Nutzung der Niederschläge?" ging Bernd Prior, Oppenheim, in seinem Referat nach. Demnach kann der Wasserhaushalt des Bodens maßgeblich durch ein angepasstes Bodenpflegesystem gesteuert werden. In Hang- beziehungsweise Steillagen, in denen dem Oberflächenabfluss mit einem damit verbundenen Bodenabtrag große Bedeutung zukommt, lässt sich durch eine Abdeckung mit grobem und möglichst langsam verrottbaren Material (Grünguthäcksel, Rindenmulch) die Wasserversorgung der Reben deutlich verbessern. Die Rebvitalität kann merklich verbessert werden. Trotz teilweise erheblich höherer Erträge sinken die Mostgewichte nur selten ab. In Flachlagen sind die Effekte weniger deutlich ausgeprägt, da die Wasserversorgung dort in der Regel günstiger ist und auch der Verlust durch Oberflächenabfluss eine geringere Rolle spielt. Reicht eine an den Standort angepasste wasserschonende Bodenpflege nicht aus, steht eine Zusatzbewässerung zur Disposition.
Diese bedarf im Sinne der Qualitätssicherung einer exakten Steuerung und Terminierung. Eine sachgerechte Tropfbewässerung führt weniger zur Ertragssteigerung als vielmehr zur Ertragssicherung, welche teilweise deutliche Mostgewichtssteigerungen zulässt. In Steillagen löst die Tropfbewässerung lediglich in Verbindung mit Begrünung das Problem Erosion. Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass unter diesen Bedingungen die Bewässerungsintensität angepasst werden muss. Hier stellt sich die Frage, ob dies aus ökologischen Gesichtspunkten vertretbar ist. Aus den aktuellen Versuchen geht hervor, dass sich die sensorische Ausprägung, Alterungspotenzial und die schmeckt, ' Qualität des Weines durch eine Bodenabdeckung oder Tropfbewässerung gegenüber einer nichtbewässerten alternierenden Dauerbegrünung in den meisten Fällen nicht gesichert unterscheiden. Unterschiede im Alkoholgehalt sind dabei durch Anreicherung in dem Versuchsausbau ausgeglichen worden. Teilweise schneidet die nicht bewässerte Variante sogar etwas besser ab als die bewässerte. In Jahren, in denen sich die Bodenabdeckung besonders ertragssteigernd auswirkt, fällt die Qualitätsbewertung tendenziell schlechter aus. Beobachtet man nicht das Mostgewicht, sondern die sensorische Ausprägung der Weine als Qualitätskriterium, dienen die untersuchten Maßnahmen zur Verbesserung des Wasserhaushaltes deshalb in erster Linie der Steigerung der Rebvitalität und der langfristigen Ertragssicherung auf trockenstressgefährdeten Standorten. Daher kommt jungen Weinbergen eine besondere Bedeutung zu. Gerade auf stark bewässerungsbedürftigen Flächen kann vor allem in Junganlagen durch Zusatzbewässerung das Vollertragsstadium wesentlich rascher erreicht werden [siehe Abbildung 5].
Über „Ergebnisse eines langjährigen Bewässerungsversuches bei der Sorte Blauer Spätburgunder" berichtete Günther Bertoll, Laimburg, Südtirol. Auch nach seinen Erfahrungen dient das Instrument Bewässerung in trockenen Jahren zum Beispiel 2003 vorwiegend der Ertrags- und weniger der Qualitätssicherung. Der Blaue Spätburgunder kann sich Trockenstress sehr gut anpassen, was diese Aussage unterstützt. Stärkere Einbußen der Trauben- und Weinqualität konnten im vorliegenden Versuch bisher nicht verzeichnet werden. Auch die 2006 und 2007 durchgeführten Messungen des Stammwasserpotenzials zeigten, dass trotz vermeintlicher Trockenphase nur kurzfristig mittlere Trockenstressniveaus erreicht wurden. Die Zusatzbewässerung wirkte sich daneben auf das Wachstum, besonders auch der Geiztriebe, auf die Kompaktheit der Trauben, auf das Mostgewicht und die Gesamtsäure aus. Die intensiv bewässerte Variante zeigt in anderen Jahren ein starkes, aber kein übermäßig starkes Wachstum, welches die Traubenqualität negativ beeinflusst hätte. Dies ist durch den Standort erklärbar, der aufgrund seines leichten Bodens und der Hanglage keine Staunässe bildet. Die Bewässerung ab Reifebeginn (Variante halbfeucht) zeigte sich in einigen Jahren von Vorteil, da gerade in diesem Zeitraum (Ende Juli bis August) eine unterschiedlich lang anhaltende Bodenaustrocknung stattfindet. Auch im trockenen Jahr 2003 waren wöchentliche Wassergaben in der Reifephase von 10 1/Rebe ausreichend, um Ertrags- und Qualitätsverluste zu vermeiden. Im  Jahr 2002, mit seinen insgesamt hohen Niederschlägen, erbrachte die Variante feucht mit insgesamt 200 I Zusatzberegnung pro Rebe im Gegensatz zur Variante trocken keine Ertragssteigerung. Das Mostgewicht war jedoch hier um immerhin 0,4 (Klosterneuburg) niedriger und die Gesamtsäure um 0,72 g/1 höher als in der Variante trocken. Dies zeigt die Gefahren zu hoher Wasserversorgung auf.
Diese Ergebnisse sind bemerkenswert und zeigen auf, dass sich die Bewässerung besonders auch an der Reaktion der jeweiligen Sorte auf mehr oder weniger starken Trockenstress zu orientieren hat.
Bernd Gruber, Geisenheim, ging in seinem Referat der Frage „Welcher Messparameter liefert die zuverlässigste Aussage über Trockenstress in Rebanlagen?" nach. Laut seinen Ausführungen wird mittlerweile weitgehend akzeptiert, dass eine Bewässerung im Weinbau relativ präzise und nach objektiven Entscheidungskriterien eingesetzt werden sollte, um zuverlässig zur Sicherung beziehungsweise zur Optimierung der Qualität beitragen zu können. Rebanlagen müssen im Bereich moderaten Stresses balanciert werden, es geht nicht nur darum, durchgängig mindestens ausreichend Wasser anzubieten, sondern es gilt, auch eine qualitätsmindernde Überversorgung zu vermeiden.
Derzeit ist eine große Vielfalt an möglichen Steuerungsparametern in der Diskussion. Die international am weitesten verbreiteten Systeme beruhen auf der Messung der Bodenfeuchte oder deren Abschätzung auf Basis von Wetterdaten. Diese Systeme bieten den Vorteil leicht zugänglich beziehungsweise automatisierbar zu sein [siehe Abbildung 6]. Allerdings kann gezeigt werden, dass sich damit bei Kulturen mit extensiven, weit ausgreifendem Wurzelsystem, zum Beispiel bei Reben, nur bedingt eine hohe Genauigkeit erzielen lässt. Aus diesem Grund gewinnen die präziseren physiologischen Steuerungsparameter trotz ihres etwas höheren Betreuungsaufwands zunehmend an Bedeutung. Innerhalt dieser Gruppe stehen vor allem das frühmorgendliche Wasserpotenzial und das mittägliche Stammwasserpotenzial in der internationalen Debatte. Anhand von im Rheingau erhobenen Daten aus den Jahren 2000 bis 2007 soll eine Diskussion darüber angeregt werden, ob diese Parameter unter mitteleuropäischen vergleichbare Aussagen liefern beziehungsweise welche sich am besten eignen könnten.
 

Qualitätsmanagementsysteme,  Rückverfolgbarkeit, Produktsicherheit

Hans-Peter Schwarz, Geisenheim, ging in seinem Referat „Qualitätsmanagementsysteme und RückVerfolgbarkeit im Weinbau: praktische Umsetzung" auf ein recht brisantes, jedoch hochaktuelles Thema ein. Im Umfeld der starken Globalisierung des Weinmarktes nimmt das Thema Rückverfolgbarkeit einen immer wichtigeren Raum ein, so Schwarz einführend. Um die Produktsicherheit zu gewährleisten, unterliegt auch der weinbauliche Außenbetrieb zahlreichen ordnungspolitischen Vorgaben. Neben den gesetzlichen Rahmenbedingungen des Natur- beziehungsweise des Verbraucherschutzes sowie von Handelsnormen ist hierbei vor allem der Artikel 18 der VO (EG) 178/2002 Zurückverfolgbarkeit von tragender Bedeutung. Hier sind die lückenlose Dokumentation und damit die Möglichkeit der Rückverfolgbarkeit gefordert, und der Lebensmittelunternehmer (Winzer) wird verpflichtet, „Systeme und Verfahren einzurichten, mit denen Informationen den zuständigen Behörden auf Anforderung mitgeteilt werden können....".
Im Rahmen eines Internet-Projektes an der Forschungsanstalt Geisenheim beschäftigen sich verschiedene Fachgebiete seit 2005 mit dem Thema der RückVerfolgbarkeit. Die Umsetzung der aus den Richtlinien und Verordnungen hervorgehenden Pflichten erfordert für viele weinbauliche Unternehmen eine Weiterentwicklung der betrieblichen Organisationsstruktur. Eines der wichtigsten Ziele des Internet-Projektes ist es deshalb, die Praxisfähigkeit solcher Systeme zu überprüfen und für die weinbaulichen Gegebenheiten anzupassen sowie geeignete Qualitätsmanagementsysteme für den Außenbetrieb zu empfehlen. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass durch den Einsatz moderner, GPS-gestützter Systeme neben der verbesserten Transparenz wichtige Informationen über Prozessabläufe im Unternehmen bis hin zur Vollkostenrechnung automatisch erfasst werden können.
Ein wichtiges Unterstützungselement sowohl bei der lückenlosen Dokumentation als auch bei der späteren betriebswirtschaftlichen Auswertung bieten elektronische Schlagkarteien. Diese ermöglichen es, „schlagbezogen", das heißt, einen Weinberg oder ein Flurstück betreffend, Aufzeichnungen sicher zuzuordnen. Vor allem bei Pflanzenschutzmaßnahmen erstrecken sich die Dokumentations- und Nachweispflichten auf maschinen-, personen-, orts- sowie zeitbezogene Daten. Aufgrund der großen Datenmenge müssen die Lösungen auf die Betriebsstruktur sowie auf ein Maß der betrieblich relevanten Erhebung abgestimmt werden. Je nach Organisation der Daten lassen sich dann auch detaillierte Kenntnisse über die wesentlichen Betriebsabläufe gewinnen. Auf diese Art können gesetzlich geforderte Dokumentationsvorgaben für den Einzelbetrieb von zusätzlichem Nutzen sein und dazu beitragen, Prozessabläufe zu optimieren und Risiken in der Produktion vorzubeugen. So gehen keine wertvollen Informationen verloren. Die Daten sind übersichtlich dokumentiert, auch über mehrere Vegetationsperioden, und können als Entscheidungshilfe oder auch zur Auftragserteilung zeitnah wieder herangezogen werden. So lassen sich zum Beispiel Standorte von Bodenproben zielgenau wiederfinden, und über eine erneute Beprobung die Entwicklung der Nährstoffgehalte exakter erfassen.
 

Medium

 
  • Die Forschungsanstalt Geisenheim ist eine der ältesten Forschungseinrichtungen des Wein- und Gartenbaus im deutschsprachigen Raum.
  • Im Rahmen einer engen Verknüpfung mit der Hochschule RheinMain werden in Geisenheim rund 1000 Studierende der Fachrichtungen Weinbau und Oenologie, Getränketechnologie, Gartenbau sowie Landschaftsarchitektur von den Mitarbeitern der Forschungsanstalt in Vorlesungen und Übungen mit betreut.
  • Ziel unserer Arbeit ist es, innovative Forschungen in anwendbare Handlungsansätze für die Praxis umzusetzen und anzubieten, um deren Konkurrenzfähigkeit zu stärken. Die zukünftigen Diplomingenieure, Bachelors und Masters sollen sowohl national als auch international Leitungsfunktionen in den von uns vertretenen Industrien übernehmen können.
Werbung