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Befestigungsmaterial, 05.11.2012

HEFTSYSTEME IM VERGLEICH

Weiterentwicklungen bei Heftsystemen leisten einen wichtigen Beitrag zum Betriebserfolg
Weiterentwicklungen bei Heftsystemen leisten einen wichtigen Beitrag zum Betriebserfolg. Nachfolgend werden technische und arbeitswirtschaftliche Eigenschaften von Heftsystemen verglichen.
Regelmäßig stehen die Heftarbeiten in der ersten Wachstumsphase der Weinbergsarbeit in starker zeitlicher Konkurrenz zum Rebschutz und den Bodenpflegemaßnahmen. Gleichzeitig nimmt die optimale Gestaltung der Heftarbeiten erheblichen Einfluss auf den Erfolg der Rebschutzmaßnahmen und damit auch auf die Beschaffenheit des Leseguts.
Gerade weil die Betriebe immer größer werden, spielt die organisatorische Bewältigung dieses Konflikts eine große Rolle und trägt erheblich zum wirtschaftlichen Erfolg der Produktion bei. Neben Unterstützungsvorrichtungen mit fest platzierten Drähten und Heftmaschinen haben sich in den letzten Jahren Heftsysteme mit Federklammern in der weinbaulichen Praxis durchgesetzt - insbesondere im Zuge der Umstellung auf Metallpfähle.
Diese Systeme haben bei kürzeren Zeilenlängen erhebliche arbeitswirtschaftliche Vorteile. Die in den Federn geführten Drähte stützen die Triebe ab. Dadurch wird vor allem im Flachbogen ein Kippen der Laubwand unterbunden und die Windbruchgefahr gesenkt. So sind Heftarbeiten weniger zeitlich gebunden. Für diese Systeme fallen zwar zusätzliche Kosten an. Aufgrund der hohen Kosten-Nutzen-Relation lassen sich diese jedoch betriebswirtschaftlich zum Teil vorteilhaft darstellen.
Ausleger (Lorenzfeder), IWT-Heftfeder, Heftsystem Pfeiffer und Südpfalzwerkstatt Heftdrahthalter heißen Entwicklungen auf diesem Gebiet, die auf dem Markt vorhanden sind. In den Vergleich technischer und arbeitswirtschaftlicher Eigenschaften von Heftsystemen wurden außerdem aufgenommen:
  • Das früher in Baden gebräuchliche Heftsystem mit einem beweglichen Heftdrahtpaar und drei darüber liegenden Festdrähten,
  • die Whailex-Schutznetz-technik,
  • ein System mit jeweils einem festen Drahtpaar im unteren und oberen Bereich des Drahtrahmens mit einem dazwischen liegenden Festdraht.
Das Ziel aller untersuchten Heftsysteme ist die Verbesserung der Arbeitswirtschaft bei mindestens gleicher Heftqualität und gleichen oder niedrigeren Kosten für das Heftsystem.
 

Kombination

Ein Beispiel aus der Weinbaupraxis zeigt die Kombination von IWT-Feder und Auslegern an einem Pfahl. Dabei erfolgt die Installation einer IWT-Feder auf Höhe des Biegedrahts und zwei weiterer Ausleger im oberen Bereich des Pfahls.
Hinter dieser Vorgehensweise steckt die Überlegung, den unteren Heftdraht im Laufe des Jahres aus den IWT-Federn nach oben zu ziehen und so die Drähte aus der Traubenzone ziehen zu können. Diese Vorgehensweise verhindert ein Einwachsen der Trauben in die Heftdrähte und fördert so die Traubengesundheit des Lesegutes. Die Traubenlese wird vereinfacht.
 

Federstahlklappbügel

Der Federstahlklappbügel der Firma Pfeifer Agro Tech wurde für die Anwendung in Steil- und Steilstlagen entwickelt. Das System führt zu einer absoluten Parallelität aller Heftdrahtpaare auch in Senken und auf Kuppen.
Am unteren Ende des Bügels befindet sich an den Außenseiten jeweils eine Einkerbung, in der das untere Heftdrahtpaar eingelegt werden kann. Die weiteren Drähte können mit speziellen Clips individuell in der Höhe eingestellt werden. Beim ersten Heftdurchgang wird das untere Drahtpaar im Pfahl eingehängt oder mit einer Klammer in der Nähe des Pfahls zusammengehalten. Der zweite Heftvorgang erfolgt, wenn alle Triebe durch die oberen Heftdrähte gewachsen sind. Dabei wird der Bügel geschlossen, die im ersten Heftdurchgang eingehängten Klammern herausgenommen und damit das mittlere Drahtpaar geschlossen.
 

Arbeitsspitze Heftarbeiten

Um die Arbeitsspitze bei den Heftarbeiten zu brechen, werden insbesondere bei langen Zeilen Heftmaschinen eingesetzt. In Baden werden diese Arbeiten aber in vielen Betrieben erst ab dem zweiten Heftvorgang maschinell durchgeführt. Beim ersten Heftvorgang erfolgen die Heftarbeiten häufig mit Auslegern oder einem beweglichen Heftdrahtpaar. Diese manuellen Arbeiten werden mit den anfallenden Stockarbeiten kombiniert.
 

Whailex-Schutznetztechnik

Die Whailex-Schutznetztech-nik ist ein patentiertes Schutznetzsystem der Firma Kurt Wagner aus Ehrenkirchen, das primär als Hagelschutznetz entwickelt wurde. Die Netze verbleiben nach der Installation für eine langjährige Nutzung dauerhaft in den Rebanlagen und dienen als Seitenbespannung. Sie werden mit Klammern an stabilen Drähten im oberen Drahtrahmenbereich befestigt. Rechtzeitig in Schutzstellung gebracht, wachsen die Triebe zwischen beiden Netzen selbständig in den Drahtrahmen hinein.
Für die verschiedenen Heftsysteme sind bezüglich des Rebschnitts unterschiedliche Vor- und Nacharbeiten nötig. Bei den Systemen mit Auslegern und IWT-Federn werden die Federn und PVC-Klemmen, die sich im Bereich zwischen den Pfählen befinden, geöffnet. Während des Öffnens der IWT-Federn und der Heftdrahthalter der Südpfalzwerkstatt besteht die Möglichkeit, den unteren Heftdraht unter den Biegedraht zu legen und so den Rebschnitt zu vereinfachen.
Beim Heftsystem Baden Standard werden die beweglichen Heftdrähte ebenfalls ausgehängt und unterhalb des Biegedrahts in der untersten Heftstation des Pfahls fixiert. Die Horizontal-Federstahlklappbügel werden geöffnet und die Heftschnüre per Hand entfernt. Das Entfernen der Heftschnüre wird in vielen Praxisbetrieben mit der Drahthaspel bei einem Aufwand von 2 Akh pro Hektar durchgeführt.
 

Hochkurbeln

Die Whailex-Schutznetze werden bereits vor der Traubenlese hochgekurbelt. Die für diese Arbeiten notwendigen reinen Arbeitszeiten ohne Neben-, Verlust-, Rüst-und Wegezeiten sind für die verschiedenen Systeme in [Tabelle 1] gegenübergestellt. Bei dieser Gegenüberstellung schneiden das System Whailex-Schutz-netztechnik und Ausleger Lorenzfeder auffallend gut ab. Beim Einsatz von Vorschneidegeräten sind die Ausleger, IWT- und Horizontal-Federstahlklappbügel erst nach dem Vorschneiden zu öffnen, um durch die Zugkräfte entstehende Verbiegungen zu vermeiden.
In den Versuchsflächen wurden während des Rebschnitts bei keiner Versuchsvariante Heftdrähte heruntergelegt, Klammern geöffnet oder Heftschnüre entfernt. Diese Arbeiten wurden in einem anschließenden Durchgang erledigt. Das hat den Vorteil, dass einerseits der Zeitaufwand für den Rebschnitt nicht erhöht wird und andererseits die Sicherheit, dass alle Heftdrahtfedern und Klammern geöffnet oder entfernt sind, erhöht wird. Ein späterer Kontrollgang vor der Laubentwicklung ist somit nicht mehr nötig.
Bei den Arbeitszeiten für den Rebschnitt gibt es große Unterschiede in Abhängigkeit von der Routine der Arbeitskräfte. Bei geübten Arbeitskräften sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Heftsystemen deutlich geringer als bei ungeübten Arbeitskräften, die teilweise mehr als die doppelte Arbeitszeit benötigten.
 

Arbeitszeiten beim Heften

Die Heftarbeiten wurden im Jahr 2009 termingerecht durchgeführt und bewegen sich bei den Verfahren mit den Federn, Klappbügeln und Heftdrahthaltern in einem engen Korridor von 21 bis 27 Akh pro Hektar und Jahr, wie in [Tabelle 2] ersichtlich.
Auffallend ist hier die extrem geringe Arbeitszeit von rund 6 Akh pro Hektar und Jahr bei der Verwendung der Whailex-Schutznetztechnik, bedingt durch das weitgehend selbständige Einwachsen der Triebe in den Drahtrahmen bei heruntergelassenen Netzen. Über die Untersuchungsjahre hinweg erreichen die Arbeitszeiten beim Whailex-System nur 20 bis 33 Prozent der in anderen Systemen aufgewendeten Arbeitszeit. Die für die Heftmaschine anfallende Maschinenarbeitszeit ist bei zweimaligem maschinellen Heften mit rund 8 Akh pro Hektar zu veranschlagen.
Im Gegensatz zum Jahr 2009 wurden die Heftarbeiten im Jahr 2010 kurze Zeit nach dem Idealtermin durchgeführt. Daher mussten im zweiten Heftdurchgang die Triebe bei den Varianten mit Federn, Klappbügeln und Heftdrahthaltern aufgestellt und die Federn geschlossen werden. Bei den Varianten mit Festdrähten mussten die Triebe aufwendig eingeschlauft werden. Hier zeigte sich, dass dieses Verfahren bei verspäteten Heftarbeiten einen wesentlich höheren Arbeitsaufwand nach sich zieht als die Verfahren mit beweglichen Heftdrahtpaaren, Heftfedern, Klappbügeln und Heftdrahthaltern.
Weiterhin stieg der Aufwand bei den Verfahren mit festen Heftdrähten beim Heften im oberen Bereich des Drahtrahmens stärker an als bei den Verfahren mit Federn, Klappbügeln und Heftdrahthaltern.
 

Heftarbeit zukünftig maschinell

In den letzten 20 Jahren ist vor allem durch die Nutzung von Heftfedern in Baden eine Rationalisierung der Heftarbeiten gelungen. Ein weiterer Vorteil ist die geringere zeitliche Bindung der Heftarbeiten, die durch Heftarbeit zukünftig maschinell das Einwachsen der Triebe in die Heftdrahtpaare gelungen ist.
Bei der Whailex-Schutznetztechnik sind, neben dem Hagelschutz, auch die Verringerung der Heftarbeiten, der Schutz gegen Vogel- und Wespenfraß und Wildverbiss in die betriebswirtschaftliche Bewertung einzubeziehen. Zukünftig ist damit zu rechnen, dass die Heftarbeiten auch maschinell vom Schlepper aus erledigt werden können. Entsprechende Systeme sind in der Entwicklung und werden bereits angewendet.

Medium


„Der Badische Winzer“ ist die auflagenstärkste Monatsfachzeitschrift in Deutschland und wird vom  Badischen Weinbauverband mit Sitz in Freiburg herausgegeben. Die Leserinnen und Leser erfahren umfassend, praxisnah und kompetent die neuesten Trends in Anbau, Kellertechnik und Vermarktung. Aktuelle Brancheninformationen ergänzen den Fachteil. Ein kostenloses Probeheft oder ein Abonnement (Jahrespreis Deutschland: 40,80 Euro inklusive Porto, EU-Ausland: 66,60 Euro inklusive Porto) können Sie unter Tel. 0049 761 2713351, vertrieb@blv-freiburg.de (Sonja Wahl, Daniela Brandsch) anfordern. Oder online über die Webseite des Badischen Weinbauverbandes: www.badischer-weinbauverband.de
 
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