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Sprühgeräte, 17.04.2012

SO WIRD DIE EINSTELLUNG OPTIMAL

Nur wer bei der Einstellung des Pflanzenschutzmittelgerätes sorgfältig Schritt für Schritt vorgeht, wird optimale Ergebnisse erzielen. Nachfolgend eine praxisorientierte Anleitung dazu.
In den letzten Jahren hat eine sehr dynamische Ent­wicklung der Gerätetechnik im Pflanzenschutz stattge­funden. Die Schlagkraft der Geräte wurde durch Über­zeilentechnik, größere Pflan­zenschutzbehälter und die Möglichkeit der gesonderten Behandlung der Trauben­zone wesentlich verbessert. Zusätzlich wurden neben der Schlagkraftverbesserung Zusatztanks zur ordnungs­gemäßen Außenreinigung und die Möglichkeit, die Traubenzone separat mittels eines zusätzlichen Tanks zu behandeln, geschaffen. Alle Gebläse haben sich in ihrer Leistungsfähigkeit und in ih­rem Umweltverhalten we­sentlich verbessert.
 

Erfolg ist interne Teamarbeit

Allerdings sind alle Geräte noch nicht automatisch ein­stellend. Der immer noch wichtigste Aspekt beim Pflanzenschutz sind die ge­naue Kenntnis der Stärken
und Schwächen des Gerätes sowie dessen exakte Einstel­lung und die richtige Be­rechnung der entsprechend benötigten Mittelmengen. Auch Pflege und Wartung der Geräte dürfen nicht außer Acht gelassen werden, tragen sie doch außeror­dentlich zur Sicherung einer ordnungsgemäßen Applikation bei.
Erfolg im Pflanzenschutz ist interne Teamarbeit. Die besten Mittel wirken nur dann, wenn sie zum richti­gen Termin gut verteilt an die richtige Stelle in aus­reichender Konzentration gelangen. Aufgrund der teilweise sehr unterschied­lichen Verhältnisse bei der Ausbringung von Pflanzen­schutzmitteln muss der Praktiker schnell und exakt Einstellungen und Anpas­sungen am Gerät vorneh­men, damit den Anforderun­gen eines sachkundigen und erfolgreichen Pflanzenschut­zes genüge getan werden kann.
 

Maß der Dinge

Im Folgenden sollen die Be­rechnungsgrundlagen und die daraus resultierenden Möglichkeiten der Einstel­lung des Gerätes Schwer­punkt der Darstellung sein.
Bei den heute gängigen Erziehungsformen ist bei Spritzungen die Spalierer­ziehung mit etwa 1,30 m Laubwandhöhe das Maß der Dinge. In der Anforderung an das Pflanzenschutzgerät wird davon ausgegangen, dass der ordnungsgemäße Pflanzenschutz diese Laub­wand abdeckt und bei voller Behandlung der Laubwand und jeder Gasse maximal rund 600 l Wasser pro Hektar ausgebracht werden sollen, da eine voll ausgebil­dete Laubwand maximal diese Menge ohne Abtropf­verluste halten kann.
 

Ohne Verluste

Beim Befahren jeder zwei­ten Gasse dürften maximal 400 l/ha Wassermenge das Maß der Dinge sein (1,80 m Zeilenbreite). Aufgrund der Witterungsbedingungen (Temperatur und Wind) während der Ausbringung können die Wassermengen nicht beliebig vermindert werden, da zum einen bei sehr feiner Zerstäubung die Verdunstungs- und Abdrift­gefahr steigen und zum an­deren die Belagsbildung nicht mehr gesichert ist.
Im badischen Weinbau sind selten immer die glei­chen Einsatzbedingungen gegeben. Unterschiedliche Rebsorten, unterschiedliche Zeilenbreiten, sehr starke Steigungen innerhalb der Flächen beeinflussen Fahr­geschwindigkeit, Fahrstrecke und Ziellaubwand immens.
Aufgrund der sehr unter­schiedlichen Bedingungen variieren die Einstellungs­kenngrößen stark. Hierauf muss der Praktiker inner­halb der Maschineneinstel­lung reagieren.
 

Grundeinstellung

Als optimale Fahrgeschwin­digkeit werden von Seiten der Technik 6 km/h ange­nommen. Aber auch höhere Geschwindigkeiten sind mit modernen Geräten zu reali­sieren. Wichtig ist, dass die „reale" Geschwindigkeit bei der Applikation ermittelt wird. Rechnen muss man so: Länge der Mess-Strecke in Meter multipliziert mit 3,6. Dieses Ergebnis muss geteilt werden durch die Fahrzeit in Sekunden, um die Fahr­geschwindigkeit in km/h zu erhalten.
Die auf den Hektar aus­zubringende Wassermenge definiert sich aus der Fahr­geschwindigkeit, dem Ein­zeldüsenausstoß in Liter/Mi­nute und der Anzahl der ge­öffneten Düsen. Rechnen muss man folgendermaßen: Man multipliziert den Ein­zeldüsenausstoß in Liter pro Minute mit der Zahl der Dü­sen und multipliziert das Er­gebnis mit 600. Dieses Er­gebnis (den Zähler des Bru­ches) muss man nun teilen durch die Arbeitsbreite in Meter multipliziert mit der Fahrgeschwindigkeit in km/h (dem Nenner des Bruches). Daraus ergibt sich der Wasserbedarf in Liter pro Hektar.
Dabei gilt: Das Wasser ist nur Trägermedium für das Pflanzenschutzmittel. Kon­zentrationen, wie sie früher errechnet wurden, z. B. zweifach konzentriert, sind mit vielen Fehlern behaftet und nicht mehr Stand der guten fachlichen Praxis.
 

Richtige Menge

Die Berechnung der benötig­ten Mittelmenge basiert auf der Grundlage des in der Packungsbeilage ausgewie­senen Basisaufwandes. Je nach Entwicklungsstadium wird der festgelegte Basis­aufwand mit einem definier­ten Faktor multipliziert. Mit der Berechnung laut oben stehender Abbildung wird die Mittelmenge exakt an die vorhandene Laubwand angepasst.
Mit der Mittelmengenan­passung muss auch die Applikation an die Laub­wand angepasst werden. Hierzu werden bei der Einstellung und Wasser­mengenberechnung die einzelnen Düsenpaare des Düsenstockes geöffnet. Wichtig ist, dass die ge­nauen Wassermengen über die Einzeldüsenausstöße be­rücksichtigt werden.
Mit den genannten Einstellgrößen Wasseraufwand, Fahrgeschwindigkeit, Luftmenge, Düsenausstoß, Mittel­menge und Düsenanzahl wurde nun die Basiseinstellung für fachgerechte Applikation für eine Standardanlage 1,80 Meter zu einem gewissen Behand­lungszeitpunkt ermittelt.
 

Das Fein-Tuning

Die Grundeinstellung definiert die rich­tige Mittelkonzentration. Die Verteilung der Mittel muss nun exakt an die vor­herrschenden Bedingungen angepasst werden. Hierfür sind die Düseneinstel­lung und das Gebläse verantwortlich.
 
Die Abbildung 5 zeigt die grundsätzliche Dü­senanordnung in einem modernen Ge­bläse mit Flachstrahldüsen. Die Trau­benzone wird, wenn nicht entblättert wurde, als Hauptzielfläche mit etwas mehr Flüssigkeit beaufschlagt.
Wo und in welcher Menge das Pflan­zenschutzmittel angelagert wird, hängt sehr entscheidend von der Platzierung und Richtung der Düseneinstellung im Gebläse ab.
Die optimale Einstellung der Düsen zueinander ist entscheidend und wird leider in den meisten Fällen nicht über­prüft (siehe auch Abbildung 6). Auch gute Gebläse können in der gleichmäßigen Verteilung des Pflanzenschutzmittels Probleme bekommen, wenn die Grund­düsenpositionen — und damit die Dü­senöffnung bei Wechseldüsen — oder die Düsenpositionen dem Gebläse nicht angepasst wurden. Hierbei sind für die Einstellung auch nicht immer gleiche Abstände zwischen den Düsen optimal.
 

Variationen

Leider bleibt die „reale" Prüfung in der Praxis meistens bei einer visuellen Kontrolle hängen. Besser wäre ein Überprüfen der Einstellung mit wassersensitivem Papier, wie im Bild dargestellt.
Wesentlich schwieriger wird die Si­tuation der Einstellung auch dann, wenn die Weinberge in ihrer Zeilen­breite oder der Erziehungsform variie­ren. Sowohl Mittelmenge wie auch Gebläseeinstellung müssten dann abgeändert werden. Hierzu wird in gewissen Bandbreiten mit der Arbeits­geschwindigkeit und dem Druck (innerhalb der Düsen­kennlinie) variiert.
Die Anpassung an unter­schiedliche Zeilenbreiten mit unterschiedlicher Laub­wand-ausprägung gestaltet sich deshalb sehr schwierig, weil Drehzahländerungen des Gebläses nicht oder nur schwer in Zusammenhang mit dem Getriebe und der damit verbundenen Geschwindigkeitsänderung exakt durchgeführt werden können. Das eingestellte Gerät sollte aber unbedingt noch unter Praxisbedingungen geprüft werden. Neben dem Testverfahren mit wassersensitivem Papier kann auch der Plattenprüfstand wertvolle Hinweise auf die Verteilungsstruktur liefern.
Diese Verfahren sind relativ arbeitsaufwendig, sollten aber im Hinblick auf die Gefahr bei fehlerhafter Applikation das Controlling der Pflanzenschutzmaßnahme unterstützen.
Liegen im Betrieb unterschiedliche Zeilenweiten vor, so ist die Leistung des Gerätes auf unterschiedliche Entfernungen zu überprüfen. Zu beachten sind hier die Aufwind- bzw. Abwindsituation des jeweiligen Gebläses bzw. die Läuferrichtung bei Radialgebläsen.
Modernste Technik, beste Mittel und optimale Terminierung bringen nur dann Erfolg, wenn auch der finale Punkt, die Einstellung des Gerätes, optimal vorgenommen wird. Leider wird in der Praxis dieser Punkt aufgrund der vorherrschenden Arbeitsbelastung häufig vernachlässigt. Für den Erfolg von Pflanzenschutzmaßnahmen ist er allerdings unabdingbar.
Höhere Standards in Technik und Produkten bringen für die Anwender von Pflanzenschutzmitteln auch höhere Anforderungen an Wissen und Controlling. Eine gute Ausbildung und die Verantwortung der Winzer verbunden mit den technischen Voraussetzungen der Geräte garantieren einen umweltschonenden, fachgerechten Pflanzenschutz im modernen Weinbau. 

Medium


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