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Streifenpflegegeräte, 22.12.2014

MECHANISCHE PFLEGE DES BAUMSTREIFENS

Sonderschau am Tag der Technik in Südtirol
Am Tag der Technik im Obstbau 2014 gab es auch eine Sonderschau zum Thema „Mechanische Pflege des Baumstreifens". Insgesamt wurden 18 Gerätetypen von 14 verschiedenen Firmen auf dem Ladstätterhof der Gutsverwaltung Laimburg in Sinich bei Meran vorgestellt.
 

KRÜMLER

Krümler sind auf der Unterseite der Plattform mit Zinken versehen, die in rotierender Bewegung den Boden bis zu 10 cm tief bearbeiten. Sie werden meistens von einem ölhydraulischen Motor angetrieben. [siehe Abbildung 6]
Krümler mit Fingerkrallen [siehe Abbildung 7] bearbeiten den Boden je nach Fahrtgeschwindig­keit mit unterschiedlichen Umdrehun­gen. Der Boden wird somit ähnlich wie beim hydraulisch angetriebenen Krümler bearbeitet, allerdings darf der Unterbewuchs nicht zu dicht und hoch sein. Die Durchfahrt kann mit den der­zeit angebotenen Geräten nur einseitig mit einer Geschwindigkeit von bis zu 10 km/h erfolgen. Wird der Krümler bei älteren Bäumen das erste Mal ein­gesetzt, sollte darauf geachtet werden, dass die Zinken oder Krallen nicht zu tief in den Boden eindringen und die Wurzeln nicht verletzen. Krümler kos­ten etwa 3.500 €.
 

FLACHSCHARE

Bei der Flachschar handelt es sich um ein flaches Messer, das an einer senk­rechten Welle montiert ist. Es dringt ca. 2 bis 5 cm in den Boden ein und schneidet dort die Wurzeln der Un­kräuter ab, ohne den Boden zu verla­gern.
Das Gerät ist eher für sandige, leichte Böden ohne Steine geeignet. Eine Fin­gerkralle, die vor dem Schar montiert ist und rotiert, verbessert die Schneid­arbeit. Die Fahrtgeschwindigkeit be­trägt 4 bis 8 km/h. Die derzeit ange­botenen Flachschargeräte arbeiten ein- oder zweiseitig. Einseitig arbeiten­de Flachschargeräte kosten ca. 5.000 €, doppelseitige ca. 12.000 €.
 

FRÄSE

Die Fräse bearbeitet den Boden mit rotierenden Zinken und wird direkt von der Zapfwelle angetrieben. Der Bo­den kann bis zu 15 cm tief bearbeitet werden. Das Gerät verfügt über einen hydraulischen Taster, um Säulen und Bäumen auszuweichen. Die Fahrtge­schwindigkeit beträgt 2 bis 4 km/h. Eine Fräse kostet ca. 3.700 €.
 

BÜRSTENGERÄTE

Horizontale Bürstengeräte sind mit einem ca. 50 cm langen Metallzylin­der versehen, an dessen Außenseite Kunststoffbänder montiert sind. Diese drehen mit einer Geschwindigkeit von ca. 1.500 bis 2.000 U/Min. und zer­schlagen den Unterbewuchs. An der Oberseite sind sie mit einem Schutz versehen, damit Erd- und Pflanzentei­le die darüber wachsenden Früchte nicht beschädigen oder verschmutzen. Die Trommel mit den Kunststofffä­den wird von einem Hydraulikmotor angetrieben; je nach Pumpenleistung erfolgt dies direkt über den Traktor oder über eine eigene Förderpumpe mit Ölspeicher über die Zapfwelle. Mit den rotierenden Bürstengeräten ist es möglich, bis zu 8 km/h zu fahren. Bürstengeräte können am Heck, an der Front oder zwischen den Achsen des Traktors montiert werden. Wird das Gerät zwischen den Achsen des Traktors montiert, hat der Fahrer mehr Übersicht. In diesem Fall kann man allerdings nur eine Baumstreifenhälfte pro Durchfahrt bearbeiten. Mit hori­zontalen Bürstengeräten sind auch Bö­schungen bis zu einer Neigung von 90 Grad bearbeitbar.
Die Preise solcher Geräte sind sehr unterschiedlich und hängen von der Ausstattung ab. Einseitig arbeitende Bürstengeräte kosten zwischen 6.500 und 12.000 €, doppelseitig arbeiten­de ca. 15.000 €.
Bei vertikalen Bürstengeräten sind unter der Antriebsplattform Stahlbürs­ten montiert, die in den Boden bis zu 5 cm eindringen.
Vertikale Bürstengeräte arbeiten ähn­lich wie die Krümler.
Anstelle von Zinken sind es viele dün­ne, gebündelte Stahldrähte, die durch die rotierende Bewegung den Unter­bewuchs entfernen. Der Preis für das einseitig arbeitende Gerät mit Hydraulikölzufuhr vom Traktor beträgt ca. 7.500 €, für das zweiseitige Gerät ca. 15.000 €.
Verschiedene Firmen bieten auf ihren Mulchgeräten eine zusätzliche hori­zontal arbeitende Bürste an. Damit kann man in einem einzigen Arbeits­gang das Gras in der Fahrgasse mul­chen und gleichzeitig den Baumstrei­fen pflegen. Zusatzbürsten können entweder nur auf einer oder auf bei­den Seiten montiert werden. Die Zusatzkosten betragen bei der einseitigen Bürste ca. 1.800 € und für die doppelseitige ca. 5.000 €. Diese Preise gelten für Zusatzgeräte, die über die Ölpumpe des Traktors angetrieben werden, sofern der Ölvorrat und die Ölpumpe genügend Öl liefern kann.
 

ZU TIEFE ÄSTE ENTFERNEN

Die Geräte zur mechanischen Pflege des Baumstreifens haben eine Mindesthöhe von 35 cm. Zu tief stehende Gerüstäste sollten vorab beim Winterschnitt entfernt werden.
 

DAUERWIRKUNG

Die Dauerwirkung der mechanischen Baumstreifenpflege hält je nach Gerätetyp, Unterbewuchs, Bodenart und -feuchtigkeit 20 bis 60 Tage an.
 

EIN- ODER DOPPELSEITIG?

Grundsätzlich wären doppelseitig arbeitende Geräte effizienter. Für deren Einsatz sind jedoch großzügige Vorgewende (ca. 6 m) Voraussetzung. Zudem ist deren Handhabung, besonders in Anlagen mit Querverankerungen, nicht einfach. Ein Front- oder Zwischenachsanbau der Geräte ist von Vorteil, weil dadurch die Übersichtlichkeit wesentlich verbessert wird. Diese Lösung erlaubt es auch, das Gerät für die mechanische Baumstreifenpflege mit anderen, wie z.B. dem Mulchgerät, in einem Arbeitsgang einzusetzen.
 

MECHANISCHE BAUMSTREIFEN-PFLEGE ODER HERBIZID?

Wer sich für die mechanische Baumstreifenpflege entscheidet, spart sich nicht nur die Barauslagen für die Herbizide, er kann auch auf das Herbizidfass, die Pumpe und den Balken verzichten. Je nachdem, ob es sich um ein Herbizid-Ausbringungsgerät mit einem ein- oder doppelseitigen Balken handelt, kostet dieses zwischen 2.000 und 4.300 €. Hinzu kommen noch die Kosten für das Herbizid, die Maschinen und Arbeitskosten für die Ausbringung sowie für die jährliche Wartung, Einstellung und die Funktionskontrolle (spätestens bis 2016). Geräte für die mechanische Unterstockpflege kosten zwischen 3.500 und ca. 15.000 €. Diese Mehrkosten können aber durch eine überbetriebliche Nutzung wesentlich gesenkt werden. Nicht zu unterschätzen ist der Kraftbedarf der Geräte, der zwischen 30 und 60 PS liegt. Rechnet man mit zwei bis fünf Arbeitsgängen pro Jahr, ergibt sich ein zusätzlicher Verbrauch an Dieselkraftstoff von ca. 10 bis 40 Liter pro Hektar und Jahr. Dieser Nachteil relati­viert sich, wenn die Bürsten am Mulch­gerät angebracht werden bzw. wenn in Kombination mit einem Unterstock­räumer im Front- oder Zwischenachs­anbau ein weiteres Gerät, wie z.B. ein Mulchgerät, am Heck montiert ist. Die Kunststofffäden der Bürstengeräte ver­brauchen sich relativ schnell. Der Aus­tausch kostet ca. 5 €/ha und Durch­fahrt, das Herbizid hingegen kostet rund 10 €/ha pro Einsatz.
 
 

20 Jahre Erfahrung mit der mechanischen Baumstreifenpflege 

Die mechanische Pflege des Baumstreifens spielt im Bio-Apfel­anbau eine große Rolle. Martin Huber, Bio-Bauer aus Terlan, be­schäftigt sich seit nunmehr zwanzig Jahren mit verschiedenen Unterstockgeräten und erzählt von seinen Erfahrungen.
Bei einem doppelseitig arbeitenden Bürstengerät betragen die Kosten pro Hektar und Durchgang ca. 75 €. Mit einem einseitig arbeitenden Ge­rät muss man mit etwa 120 €/ha rechnen. Werden die Bürstengeräte in Kombination mit dem Mulchgerät eingesetzt, sinken die Kosten für die mechanische Bodenbearbeitung auf ca. 70 €/ha und Durchgang. Dies deshalb, weil kombinierte Geräte im Verhältnis deutlich weniger kosten, als ein eigenes Mulchgerät und ein sepa­rates Bürstengerät zusammen. Zudem werden mit einer Durchfahrt gleich zwei Pflegearbeiten verrichtet, was in Summe auch Arbeitskosten und Trak­torstunden spart. Die Kosten für eine Herbizidbehandlung mit einem dop­pelseitigen Balken betragen ca. 60 €/ha, mit einem einseitigen Balken 100 €/ha. Ist das Herbizidgerät am Mulchgerät angebracht, so ergibt sich derselbe arbeitswirtschaftliche Vorteil wie die Kombination Mulchgerät mit Bürstengerät.
Bei den Kosten der Geräte ist nur die Grundausrüstung enthalten. Weitere Ausstattungen, wie Zusatzsteuerge­räte oder ölhydraulische Pumpen mit Vorratstank, wurden bei dieser Berech­nung nicht berücksichtigt. Alle Preisan­gaben verstehen sich ohne Mehrwert­steuer.
 

WARTUNG IST INTENSIVER

Mechanische Bodenbearbeitungsge­räte sind relativ wartungsintensiv und zum Teil auch reparaturanfällig. Die Kunststoffbänder verschleißen relativ schnell, bleiben im Boden und müs­sen dann ersetzt werden. Der Zeitauf­wand, um neue Kunststoffbänder zu montieren, ist minimal, er beträgt ca. 10 Minuten.
 

FAZIT

Geräte für die mechanische Baum­streifenpflege sind etwas teurer und wartungsintensiver als Geräte zur Aus­bringung von Herbiziden. Aufgrund der geringeren Dauerwir­kung ist die Anzahl der Durchgänge höher als beim Einsatz von Herbiziden. Noch ist nicht abzusehen, welche Ge­räte sich für die mechanische Bearbei­tung des Baumstreifens durchsetzen werden. Die Kombination Mulchgerät mit vertikalem Bürstengerät ist eine relativ ökonomische Variante. Aber auch andere Geräte können interes­sant sein, vor allem dann, wenn sie überbetrieblich bzw. im Lohnverfahren eingesetzt werden. Weiters zu berück­sichtigen sind die Betriebsgröße, die Bodenverhältnisse und die Geländestruktur. Mehrere - auch Südtiroler Ma­schinenbauer - arbeiten sehr intensiv an der Entwicklung und technischen Verbesserung von Geräten zur me­chanischen Baumstreifenpflege. Ein konkretes Interesse vonseiten der in­tegriert wirtschaftenden Obstbauern würde die Weiterentwicklung der Ge­räte jedenfalls beschleunigen und sie durch die größeren Stückzahlen wahr­scheinlich auch verbilligen.
 

Medium


Obstbau Weinbau ist seit 1964 ein praxisorientiertes Fachmagazin des Südtiroler Beratungsrings für Obst- und Weinbau. Jährlich erscheinen 11 Ausgaben (Juli/August Doppelnummer) mit Fachartikel über Anbaumethoden, Versuche, Sorten, Forschungsergebnisse, Betriebswirtschaft, Statistiken, Züchtungsergebnisse, Pflanzenschutz, Vermarktung, Lagerung,  Studienreisen u.a. aus den Bereichen Obst-, Weinbau und Kellerwirtschaft.
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