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Streifenpflegegeräte, 09.03.2012

UNTERSTOCKBODENPFLEGE

Die Unterstockbodenpflege ist ein kleines Segment in der Produktion, auf das man immer wieder stößt, wenn über Betriebsgrößenentwicklung, wirtschaftliche Situation, Philosophie der Bewirtschaftung diskutiert wird.
Die Lösungsmöglichkeiten könnte man eigentlich auf die Technik und Ökonomie begrenzen, aber die Geister scheiden sich am Einfluss der einzelnen Verfahren auf die Umwelt.
 

ZUR TECHNIK

Im Wesentlichen können vier verschiedene Gerätegruppen unterschieden werden.
 
Auf dem Markt befinden sich hydraulisch oder mechanisch angetriebene Kreisel, die fräsähnlich den Boden bearbeiten. Ihr Vorteil besteht in der Einsatzfähigkeit auch bei verhärtetem Boden. Je nach Bautyp werden diese Geräte auch mit höherem Bewuchs fertig. Aber bei den meisten besteht die Gefahr, dass sie je nach Unkrautart ‑ Winde, zähes Gras ‑ zusetzen. Zum Teil wird der Boden stark zerkleinert. Dies hat bei Regen Erosion und Verschlemmungen zur Folge. Hauptnachteil besteht bei den meisten in der relativ starken Verlagerung des Bodens aus dem Unterstockbereich, in die Begrünung. Berücksichtigt werden muss auch die Auslegung der Hydraulikanlage am Schlepper. Der Ölbedarf und der zu erwartende Öldruck sind unterschiedlich hoch und der begrenzende Faktor. Dann muss mit Zusatzaggregaten am Schlepper gearbeitet werden.


Doppelseitiger Anbau des Flachschars in Front
 
Die Fahrgeschwindigkeit ist relativ gering und liegt in der Regel nicht über 3 km/h.
 
Nicht viel besser ist dies bei Mulchgeräten für den Unterstockbereich bei ganzflächiger Begrünung. Letztere setzt gleichmäßige Niederschläge über das ganze Jahr voraus, ansonsten wird es immer wieder zu starker Wasserkonkurrenz zwischen Rebe und Bewuchs kommen. Eine akzeptable Geschwindigkeit lässt sich mit Schwenkscheibengeräten nicht erreichen. Die Masse des Schwenkarms muss bewegt werden. Dies erfordert Zeit. Bei zu schneller Fahrt wird der Stock zu stark angefahren. Hinzu kommt die Reparaturanfälligkeit der Geräte. Antrieb, Keilriemen, Verkleidungen, Taster etc. ‑ alles soll leicht gebaut sein, entsprechend schnell sind die Bauteile überlastet und beschädigt.


Flachschar mit Vorwerkzeug, Abpflügvorrichtung und Krümler
 
Inzwischen ausgereift und gut einsetzbar sind die Flachschartypen der verschiedenen Hersteller. Sie unterschneiden den Boden und damit den Bewuchs und weichen hydraulisch gesteuert den Stöcken aus. Wenn man den Einsatz und die Arbeitsgeschwindigkeit optimieren will, wird vorausgesetzt, dass der Boden relativ locker ist. Bei langjährig abgesetztem Boden ist der Einsatzzeitpunkt auf den Zustand des Bodens abzustimmen. Zusatzbauteile wie Meisel oder Scheibensech erleichtern die Arbeit des Flachschars und trennen den zu bearbeitenden Unterstockbereich besser von der Begrünung ab. Die Fahrgeschwindigkeiten liegen in gut bestellten Anlagen bei 5 ‑ 6 km/h und darüber.


Unterstockmulchscheibe mit speziellen Mulchmessern
 
Trotzdem treten auch bei diesem Gerätetyp Probleme auf bei älteren Anlagen, bei denen die Stämme zusammensacken und die Ansteuerung des Flachschars großzügig eingestellt werden muss, um Beschädigungen am Stock zu vermeiden. Auch in steileren Lagen sollte besonders darauf geachtet werden, dass die Anfahrposition bei Auf- und Abfahren unterschiedlicher Art ist und damit die Verletzungsgefahr am Wurzelhals möglichst gering ist. Größer ist jedoch die Erosionsproblematik am Hang, da die Bearbeitungsringe direkt unter dem Blätterdach der Laubwand liegen. Den Grausauswurf der Begrünung unter die Stöcke zu leiten, hilft bei Starkregen nur wenig. Früher oder später muss bei diesen Geräten auch Hand angelegt werden, um mit der Hacke entstehende Grasinseln um die Stöcke zu beseitigen.


Mulchgerät mit Schwenkscheiben
 
Die schnellste Art der Unterstockbearbeitung ist das Hohlscheibensech in Kombination mit Flachschar. In schneller Fahrt wird zunächst der Boden unter den Stock geworfen und bei der Gegenfahrt wieder zurückgeholt. Dies ist mit unterschiedlichen Geräteteilen möglich. Der Einsatz dieses Verfahrens setzt jedoch leichten und sandigen Boden und ebene, exakt angelegte Anlagen voraus.


Scheibenpflug im Einsatz
 
Reine Stammputzgeräte mit Fäden oder Gummilappen sind nur bedingt über die ganze Vegetationszeit einsetzbar und nur dann, wenn tatsächlich ein dichter Bewuchs vorhanden ist. Ansonsten ist die Staubaufwirbelung und Bodenverlagerung nicht akzeptabel.
 
Im Internet bei „you tube“ sind unter dem Stichwort Weinbau oder unter den Herstellernamen etliche Videos eingestellt, die Geräte bei der Arbeit zeigen.


Scheibenseche lassen sich auch mit Mulchgerät kombinieren
 

ZUR ÖKONOMIE

Langfristig ist eine Produktion nur sinnvoll, wenn sie kostendeckend ist und der Erzeuger ein ausreichendes Einkommen erwirtschaften kann. Die Unterstockbodenpflege ist dabei ein Mosaikstein, ähnlich wie der Vollernter, an dem sich die Geister stoßen. Herbizideinsatz ist aus rein technischer und ökonomischer Sicht eindeutig günstiger. Das Herbizid kann normalerweise in Kombination mit anderen Arbeitsgängen ausgebracht werden. Die Lösung über die Bearbeitung  erfordert höheren technischen Aufwand und mehr Fahrten durch die Anlagen.


Unterstockmulchgerät mit Stammputzkombination mechanisch angetrieben
 
Über die Wahl des entsprechenden Verfahrens entscheidet in der Regel die Philosophie des Betriebes. Darin kann auch der Herbizidverzicht eingebettet sein; dies sollte sich aber auch ökonomisch darstellen lassen. Allerdings kann der Betrieb, der auf das Herbizid verzichtet, nicht für sich in Anspruch nehmen, dass er umweltverträglicher produzieren würde. Denn eines ist sicher: Produktion von Wein ist nicht umweltneutral zu machen. Es geht letztendlich nur um die Frage, auf welche Weise der Betrieb die Umwelt stärker beeinträchtigt ‑ durch das Herbizid oder den verbrannten Dieselkraftstoff-. Im Moment kann das noch jeder für sich selbst entscheiden.
 

Medium


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