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Sprühgeräte, 20.05.2014

IST IHR SPRÜHGERÄT RICHTIG EINGESTELLT?

Am OGM Oberkirch wurden fünf im Betrieb befindliche Sprühgeräte geprüft, ob eine optimale Wirkstoff-Anlagerung an der Zielfläche erfolgen kann
Jeder Obstbauer geht davon aus, dass er mit seinem Sprühgerät eine gleichmäßige und umfassende Anlagerung des Spritzmittels auf den Bäumen erreicht. Aber ist das wirklich immer so? „Schon kleinste Veränderungen in der Konstruktion können das Ergebnis modifizieren. Da kein Gerätehersteller so exakt bauen kann, unterscheiden sich selbst Geräte der gleichen Baureihe zum Teil erheblich“, berichtete Karl Lind. „Deshalb ist es so wichtig, dass jedes einzelne Gerät vor der Inbetriebnahme auf dem Luftprüfstand getestet wird und eine entsprechende Einstellung erfolgt.“
Gemeinsam mit Peter Triloff und Wolfgang Matzer war er am 18. 3. 2014 nach Oberkirch gekommen, um mit Hilfe des Gebläse-Luftprüfstands der MABO exemplarisch verschiedene Praxisgeräte zu prüfen.
Die Berater des OGM hatten dafür eine möglichst breite Auswahl an Geräten getroffen. Vom ganz neuen Gerät über ein altes, aber regelmäßig geprüftes bis hin zu einem Gerät, das vom Händler bereits einer solchen Prüfung unterzogen worden war, war alles dabei. Mit den Messungen sollte die Qualität des Gebläseluftstromes
demonstriert werden, um den Obstbauern zu zeigen, in wieweit ihre Gebläse die Wirkstoff-Anlagerung an der Zielfläche ermöglichen oder gar verhindern.
Karl Lind, Wolfgang Matzer und Peter Triloff machten an diesem Tag eindrucksvoll deutlich, wie wichtig es ist, nur geprüfte Neugeräte zu kaufen.
 

GLEICHMÄSSIGER LUFTSTROM

„Ziel ist ein gleichmäßiger Luftstrom von oben bis unten“, erläuterte Peter Triloff. „Denn dann ist die Einstellung so, dass mit der kleinsten Gebläseleistung gefahren werden kann. Viele Geräte haben aber im mittleren Bereich eine geringere Leistung. Dann muss der Anbauer die Gebläseleistung aufdrehen, um auch dort eine optimale Anlagerung zu gewährleisten – mit der Folge, dass unten und oben zu viel rauskommt und natürlich auch der Spritverbrauch steigt.“
Die Messung wird standardmäßig bei einer Gebläsedrehzahl von 75 % durchgeführt.
Deshalb maß Wolfgang Matzer zunächst bei jedem Gerät die maximale Drehzahl und errechnete daraus, wie hoch bei derselben 75 % sind. „Im unteren Drehzahlbereich kommt es zu Verwirbelungen, deshalb sind die Messungen hier nicht vergleichbar“, erklärte er. „Erfahrungsgemäß fahren die Anbauer aber mit Leistungen über 50 % – und dort und darüber bleiben die Werte relativ konstant.“
Im Verlauf der Prüfung registrieren die Ultraschall-Sensoren des Luftprüfstandes, wie sich die Laufzeit des Ultraschalls zwischen Sender und Empfänger durch den Luftstrahl verändert. Damit die Werte nicht durch die Bewegung der Sensoren im Luftstrom verfälscht werden, bewegen sich dieselben nur sehr langsam und die Prüfung eines jeden Gerätes dauerte etwa eine Stunde. Einen Eindruck davon vermittelt ein Film im Online-Bericht dieses Beitrags auf unserer Webseite www.obstbau.org.
 

DIE AUSWERTUNG

Es wurden fünf verschiedene Gebläse von in Gebrauch befindlichen Sprühgeräten gemessen. Von einem Gebläse lag ein Luftprotokoll vor, von den anderen war die Luftverteilung unbekannt. Groß war das Erstaunen über die Messergebnisse, denn es gab beträchtliche Unterschiede zwischen Wunsch und Wirklichkeit.
Die Obstbauern wollten ihre Sprühgeräte gleich richtig eingestellt mit nach Hause nehmen. Doch in dem engen Zeitrahmen konnte eine sofortige Korrektur der fehlerhaften Gebläselufteinstellungen natürlich nicht vorgenommen werden. Denn die Gebläseoptimierung von Gebrauchtgeräten erfordert viel Zeit, die im Rahmen dieser Messreihe nicht zur Verfügung stand. „Es wäre sicherlich lohnend, dafür eine weitere Aktion zu starten“, schlug Karl Lind vor, „um nicht nur die unbefriedigende Luftverteilung der Gebläse zu kennen, sondern sie auch zu beheben. Denn letztlich soll auch mit den Gebrauchtgeräten ein verlustarmer Pflanzenschutz mit gutem Anlagerungserfolg durchgeführt werden können.“
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Prüfung und die Auswertung der Fachleute
Lind, Triloff und Matzer ausführlich dargestellt.
 

Gerät 1

 
 
Symmetrie
Diese ist nicht gegeben, denn die Differenz des nutzbaren Luftvolumens bis zur Arbeitshöhe zwischen linker und rechter Gebläsehälfte beträgt 21,3 % (rot = Vorgabe nicht erfüllt).
Links unten zuviel Luft, die etwas oberhalb fehlt. Rechts mittig ein kleiner Einbruch, der von schlecht positionierten Luftleitblechen stammt.

Effizienz
Die erforderliche Antriebsenergie wird nicht effizient in die Strömungsenergie für den Tropfentransport umgewandelt.
Der „grüne“ Luftanteil, der keinen Beitrag zum Tropfentransport leistet, ist im Verhältnis zur benötigten „blauen“ Luft zu hoch. Der nutzbare Luftanteil beträgt nur 57,2 % vom Gesamtvolumen (rot = Vorgabe nicht erfüllt). Ursache dafür sind die vielen Luftleitbleche, die die Luftströmung stören und Turbulenzen verursachen.

Gesamturteil
Die behandelbare Höhe von 3,60 m ist in der Regel ausreichend. Eine Reduzierung der Gebläsedrehzahl ist nur beschränkt möglich. Damit kann das Potential zur Treibstoffeinsparung und Verringerung der Lärmentwicklung bei gleichzeitig verbesserter Belagsbildung nicht genutzt werden. Das Gebläse erfüllt in Summe nicht die Anforderungen, die von einem luftoptimierten Gebläse mit symmetrischer Luftverteilung zu erwarten sind.
 

Gerät 2

 
 
Symmetrie
Auch dieses Gerät hat eine nicht zufrieden stellende Luftverteilung. Die Differenz des nutzbaren Luftvolumens bis zur Arbeitshöhe zwischen linker und rechter Gebläsehälfte beträgt 26,2 % (rot = Vorgabe nicht erfüllt). Die Verteilung der „blauen“ Luft liegt in vielen Bereichen nicht im Toleranzbereich zwischen den beiden vertikalen strichlierten Linien (links / rechts).

Effizienz
Der „unproduktive“ grüne Luftanteil ist etwas geringer, d.h. der nutzbare Luftanteil beträgt 62,3 % vom gesamten Luftvolumen (grün = Vorgabe erfüllt).

Gesamturteil
Mit dieser Einstellung ist das Gebläse für eine Baumhöhe bis max. 2,80 m einsetzbar, für heutige Baumhöhen zu wenig. In Summe erfüllt auch dieses Gebläse nicht die Anforderungen einer symmetrischen Luftverteilung, um so die Vorteile eines baumform-angepassten Luftstroms nutzen zu können.
 

Gerät 3

 
 
Symmetrie
Das aktuelle Luftprotokoll bestätigte das alte Protokoll, das vom Händler beim Kauf des Gerätes mitgeliefert wurde. Die Differenz links / rechts des nutzbaren Luftvolumens bis zur Arbeitshöhe beträgt 13,3 % (grün = Vorgabe erfüllt).

Effizienz
Auch der gesamte nutzbare Luftanteil von 71,3 % liegt im grünen Bereich.
Mit der vorgefundenen Luftverteilung kann das vorhandene Effizienzpotential nicht im vollen Umfang genützt werden. Ursache sind die Einbrüche in der Vertíkalverteilung der Luft etwa in der Mitte der Baumhöhe. Diese Ungleichheit (zuviel Luft oben und unten und zu wenig in der Mitte) müsste ausgeglichen werden. Damit könnte auch die behandelbare Höhe vergrößert werden, die mit dieser Einstellung nur 3,3 m beträgt.

Gesamturteil
Schade um das vorhandene, aber nicht ausgeschöpfte Potenzial, um mit einer niedrigeren Gebläsedrehzahl, weniger Lärm und einer höheren Fahrgeschwindigkeit fahren zu können.
 

Gerät 4

 
 
Symmetrie
Dieses Rundgebläse zeigt fürs erste eine ausreichende Symmetrie in der Verteilung des nutzbaren Luftvolumens (Differenz links und rechts 7,2 % - grün, Vorgabe erfüllt.

Effizienz
Auch das Verhältnis des nutzbaren Luftvolumens übertrifft die Vorgabe der Richtlinie (70,9 % - grün, Vorgabe erfüllt).
Die Probleme mit diesen Gebläsen sind jedoch von grundsätzlicher Art.
Im modernen Kernobstanbau braucht es keine „Rundumbehandlung“. Ca. 1/3 der Luft, die dieses Gebläse produziert, wird vergeudet: Diese Luft, die nicht am Baum ankommt,  wird auch vom Prüfstand nicht erfasst. Das bedeutet, dass für eine relativ geringe Arbeitshöhe auch noch enorm viel Treibstoff verschwendet wird. Diese Geräte müssen immer mit einer hohen Gebläsedrehzahl gefahren werden, damit im oberen Bereich, in diesem Fall bei 3 m Höhe, überhaupt noch ausreichend Luft ankommt. Gleichzeitig gibt es viel zu viel Luft im unteren Bereich. Der Anwender kann die Gebläsedrehzahl nicht reduzieren, da ansonsten die maximal behandelbare Höhe sinken würde. In der Folge werden die Pflanzenschutzmittel unten durch die Baumkrone hindurchgeblasen und der Anwender ärgert sich z.B. über Schorf an der gebläsezugewandten Seite. Im oberen Baumbereich erfolgt die Anlagerung dagegen fast nur noch an der Blattunterseite.
Im Unterschied zu Gebläsen mit Querstromaufsatz und symmetrischer Luftverteilung müssen Rundgebläse aufgrund ihrer radialen Luftverteilung immer mit relativ hoher Gebläsedrehzahl und geringer Fahrgeschwindigkeit (ca. 5 km/h) gefahren werden, damit sie die Gipfel höherer Baumformen überhaupt erreichen. Diese Eigenschaften sind bauartbedingt und können nicht verändert werden.

Gesamturteil
Rundgebläse sind Energieverschwender, Lärmerzeuger, Verursacher von schlechten Spritzbelägen und Abdrift. Deshalb haben sie im modernen Kernobstanbau nichts mehr verloren. Ihr Einsatz ist nur mehr in alten Steinobstanlagen mit oben geschlossener Baumkrone tolerierbar.
Gebläse mit Querstromaufsatz und symmetrischer Luftverteilung dagegen können generell mit baumformangepasst niedriger Drehzahl und in schlanken Baumformen mit hoher Fahrgeschwindigkeit eingesetzt werden. Sie können bis 12 km/h bei vergleichsweise geringerem Leistungsbedarf gefahren werden.
 

Gerät 5


 
Symmetrie
Dieses Rundgebläse erfüllt nicht einmal die Symmetrieanforderung zwischen linker und rechter Gebläsehälfte (22,5 % - rot, Vorgabe nicht erfüllt).

Effizienz
Alle anderen Parameter der Luftverteilung entsprechen grundsätzlich dem vorigen Rundgebläse.

Gesamturteil
Siehe voriges Rundgebläse
 

Medium

1975 hat der Vorstand der Fachgruppe Obstbau den Beschluß gefaßt, ab Januar 1976 eine Verbandseigene Fachzeitschrift herauszugeben. OBSTBAU hat sich seitdem zu einer renommierten Fachzeitschrift entwickelt, auf die kein zukunftsgerichteter Betriebsleiter/ Betriebsleiterin verzichten kann. Mit einer Auflage von über 7000 Exemplaren ist OBSTBAU heute die größte überregionale Fachzeitschrift für Obstbau im deutschsprachigen Raum.
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