
Autoren/-innen
Christian Scheer
Daniel Hagl

Foto 1: Abtötung von Wurzelschossern mit Beloukha (8 %). (Fotos: Hagl/Scheer)

Foto 2: Nach Anwendung von Beloukha – nicht getroffene Pflanzenteile bleiben grün.

Foto 3: Unbehandelte Kontrolle am 2. 5. 2016.

Foto 4: Beloukha + Vorox F am 2. 5. 2016, ca. 14 Tage nach Behandlung.

Foto 5: Unbehandelte Kontrolle am 31. 5. 2017.

Foto 6: Beloukha + Katana am 31. 5. 2017, ca. vier Wochen nach Behandlung.

Foto 7: Pelargonsäurehaltiges Prüfprodukt + Vorox F am 31. 5.1 207, ca. vier Wochen nach Behandlung.

Foto 8: Punktuelle Behandlung mit dem Heißwasserverfahren (2016).

Foto 9: Hackverfahren am 10. 6. 2016

Foto 10: Hackverfahren mit punktuellem Einsatz von Beloukha (8 %ig) am 10. 6. 2016.

Foto 11: Hackverfahren mit punktuellem Einsatz von Heißwasser am 10. 6. 2016.

Foto 12: Glyphosat am 28. 7. 2017, vier Wochen nach Behandlung.

Foto 13: Hackverfahren am 28. 7. 2017, vier Wochen nach Behandlung.

Foto 14: Der GrassKiller im Einsatz.
Herbizidgeräte, 10.01.2018
Herbizide im Apfelanbau – ein Sachstandsbericht
Wildkräuter und Gräser stellen für die Kulturpflanzen Konkurrenz um Nährstoffe, Wasser und Licht dar.
Insbesondere Jungpflanzen würden durch den Unterbewuchs in ihrer Entwicklung gehindert werden. Das Entfernen von Konkurrenzpflanzen schützt die Stämme und Unterlagen wesentlich vor bakteriellen und pilzlichen Erkrankungen. Auch für bodennahe Schaderreger verändert sich das Habitat zu deren Ungunsten, wenn der Baumstreifen freigehalten wird. Ein weiterer wesentlicher Faktor bei der Regulierung von Unkräutern und Gräsern ist der indirekte Schutz vor Mäusen, denn durch das Fehlen der Krautschicht ist keine Deckung vor natürlichen Fraßfeinden wie Raubvögel gegeben. Aspekte, die in der Diskussion um Notwendigkeit und Einsatz von Herbiziden meist außer Acht gelassen werden. Vielfach geht man von rein ästhetischen Aspekten aus, die ursächlich für die Verwendung von Herbiziden seien.
Mit dem Wegfall von Basta ergeben sich gravierende Änderungen im Herbizidmanagement zur Regulierung von Konkurrenzpflanzen im Obstanbau. Glyphosat, der zweite wesentliche Baustein, wird kontrovers diskutiert. Auch wenn aktuell die Anwendung für weitere Jahre in der EU verlängert wurde, ist wohl langfristig eher von einem Verbot bzw. restriktiven Einschränkungen auszugehen. Bei Verlust auch dieses Wirkstoffes kann die kostengünstige Regulierung von Unkräutern und Gräsern im Baumstreifen nicht mehr erfolgen.
Damit ist die bisher erfolgreich praktizierte, arbeitswirtschaftlich einfache Beseitigung von Konkurrenzpflanzen nicht mehr möglich. In umfangreichen Versuchsreihen wurden am Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) in den letzten Jahren Alternativen erprobt; die Aktivitäten werden sicher noch weitere Jahre in Anspruch nehmen. Sicher ist aber heute schon eine deutliche Minderung des Deckungsbeitrages.
Bisherige Regulierungsmöglichkeiten
Im Obstanbau werden bekanntlich, anders als bei ackerbaulichen Kulturen, keine ganzflächigen Applikationen durchgeführt, nur ca. 1/3 der Kulturfläche wird behandelt. Zur Regulierung von Unkräutern und Gräsern im Obstbau sind mehrere Produkte auf glyphosathaltiger Basis zugelassen. Glyphosat wird in Deutschland seit Mitte der 1970er Jahre angewendet. Im Apfelanbau wurden dabei jährlich nur vergleichsweise geringe Mengen von 70 (2011) bis 90 (2012) Tonnen Glyphosat eingesetzt. Vom Wirkstoff Glufosinat-Ammonium (Basta) wurden im Obstbau und Weinbau insgesamt ca. 100 t angewendet.
Im Jahresverlauf wurden im Bodenseeraum bisher bis zu zwei Behandlungen mit einem glyphosathaltigen Produkt im Apfelanbau durchgeführt:
• Die erste Applikation je nach Witterungsverlauf und nach Unkrautbewuchs im Zeitraum vor der Blüte bis nach der Blüte ca. Mitte bis Ende April.
• Die zweite Applikation erfolgte meist bis Ende Juni, auch hier abhängig von der Witterung und dem Konkurrenzpflanzenspektrum.
Spätere Applikationen mit Glyphosat können Herbizidschäden verursachen. Diese äußern sich durch Blattnekrosen, kleine lanzettartige Blätter sowie Wuchsdepressionen im Folgejahr. Aus diesem Grund wurde bisher, anders als in anderen europäischen Anbaugebieten, im Spätsommer Basta als letzte Maßnahme im Jahresverlauf angewendet. Denn Glufosinat-Ammonium ist sehr gut kulturpflanzenverträglich. Grüne Pflanzenteile nehmen den Wirkstoff auf und sterben in Folge einer Hemmung der Photosynthese ab. Eine Verlagerung innerhalb der Pflanze gibt es aber nicht.
Problem Wurzelschosser
Stockausschläge oder Wurzelschosser entstammen der Unterlage und müssen aus kulturtechnischen sowie Konkurrenzgründen entfernt werden. Ein Entfernen mit der Hand, wie es im biologischen Anbau praktiziert wird, ist eine kostenintensive Arbeit. Mit einer Akkuschere mit Verlängerung werden dafür durchschnittlich drei bis vier Stunden je Hektar benötigt. Ohne Verlängerung ist von einer Zunahme der Arbeitszeit um ca. 1/3 auszugehen. Die anfallenden Lohnkosten bedeuten eine Minderung des Deckungsbeitrages.
Die Neigung zu Wurzelausläufern in Entfernung von der Stammbasis bzw. zu Stockausschlägen dicht am Baum ist artbedingt (Unterlage M9). Sie kann aber je nach Bodenbeschaffenheit und klimatischen Bedingungen stärker oder schwächer ausgeprägt sein.
Wurzelschosser sind grüne, photosynthetisch aktive Teile des Baumes. Kommen sie mit Glyphosat in Kontakt, wird der Wirkstoff von dort systemisch im Baum verlagert und es kann zu phytotoxischen Reaktionen kommen. Daher sollte der Einsatz von Glyphosat insbesondere in der zweiten Jahreshälfte unterbleiben.
Eine Applikation mit Basta hingegen führt zum gewünschten Absterben der Wurzelschosser bzw. Stockausschläge ohne diese phytotoxischen Reaktionen, denn Basta ist ein Kontakt- bzw. teilsystemisches Herbizid. Gleichzeitig wird ein breites Spektrum an Unkräutern und Gräsern auf der behandelten Fläche erfasst. Die gute Pflanzenverträglichkeit zeigte sich auch in der Anwendungsempfehlung. Bereits im ersten Standjahr konnte Basta u. a. auch im Apfelanbau angewendet werden. Die reproduktionstoxische Bewertung führte aber im Jahr 2015 zu einem Ende der Zulassung von Basta mit Aufbrauchfrist bis Juni 2017.
Für das Jahr 2017 stellte sich daher die Frage, wie im Spätsommer die Regulierung von Unkräutern, Gräsern und Stockausschlägen bzw. Wurzelschossern ohne den Einsatz von Basta erfolgen kann.
Pelargonsäure – eine Alternative?
Mehrjährige Versuche zur Wirkung von Pelargonsäure (Mittel: Beloukha) wurden am KOB Bavendorf von der Übergebietlichen Pflanzenschutzberatung durchgeführt. Anfänglich wurden Baumstreifenbehandlungen mit der Zielstellung, Unkräuter und Gräser abzutöten, angelegt. Hierbei zeigte sich aber auch die gute Wirkung von Beloukha gegen Wurzelschosser/Stockausschläge.
– Wirkung auf Unkräuter und Ungräser
In der Summe der Ergebnisse (2015 bis 2017) wurde in den Wirksamkeitsprüfungen mit Beloukha in einigen Fällen ein gutes Ergebnis erzielt. In der Mehrzahl der Versuche war die Wirkung jedoch nicht ausreichend.
Beloukha kann Samenunkräuter wie z. B. behaartes Schaumkraut oder Kreuzkraut gut bekämpfen. Getroffene Gräser und Wurzelunkräuter wie z. B. Löwenzahn sterben zwar teilweise ab, treiben jedoch einige Tage nach der Anwendung wieder aus.
Die Wirkung von Beloukha tritt sehr schnell ein und ist bereits nach wenigen Stunden sichtbar. Die Wirkungsdauer ist mit maximal drei Wochen jedoch nur sehr kurz anhaltend.
Eine Reduzierung der Aufwandmenge von Beloukha hatte in Versuchen eine schwächere Wirkung zur Folge und kann nicht empfohlen werden. Versuche mit unterschiedlichen Konzentrationen zeigten, dass eine Erhöhung der Wasseraufwandmenge zu keiner Wirkungssteigerung führte. Der Einsatz von Beloukha als Kontaktherbizid zur großflächigen Anwendung ist aufgrund der Erfahrungen aus den drei Versuchsjahren somit nur bedingt empfehlenswert.
Im Versuchsjahr 2017 wurde überprüft, ob sich die Wirkung von Beloukha möglicherweise durch den Zusatz von Netz- oder Haftmitteln steigern lässt. Dabei wurde festgestellt, dass der Zusatz von 10 l/ha Promanal Neu die Wirkung von Beloukha um etwa zehn bis 20 Prozentpunkte steigerte.
– Wirkung auf Wurzelschosser
Beloukha zeigte in den von 2015 bis 2017 durchgeführten Versuchen eine gute und sehr schnell eintretende Wirkung gegen Wurzelschosser. Es wurde jedoch deutlich, dass der Wirkungserfolg von einer möglichst vollständigen Benetzung der Wurzelschosser abhängig ist. Blattbereiche, die nicht getroffen werden, bleiben grün. Zudem ist eine 8 %-ige Konzentration der Spritzbrühe notwendig. Dies gilt es bei der Applikation zu berücksichtigen. Auf den Fotos 1 und 2 ist die Wirkung von Beloukha gegen Wurzelschosser dargestellt.
Beloukha wurde nach Antragstellung durch die Firma Belchim im Jahre 2017 nach Art. 53 für 120 Tage ab dem 22. August zur Bekämpfung von Stockausschlägen zugelassen. Damit konnte die spätsommerliche Anwendung von Glyphosat nach der Ernte (als Ersatz zu Basta) abgesichert werden. Beloukha muss in einer Konzentration von 8 % (16 l auf 200 l Wasser) angewendet werden. Zu geringe Konzentrationen führen zu einer Minderwirkung. Am Tag der Anwendung sollte mindestens eine Temperatur von 15 °C herrschen. Maximal können nicht verholzte Stockausschläge bis 15 cm Höhe abgetötet werden. Ideal sind die Monate Juli bis Anfang September, spätere Anwendungen sind in ihrer Wirkung eher unsicher. In Folge kann dann ein glyphosathaltiges Produkt mit entsprechender Zulassung (in der Vegetation, ganzjährig, nach der Ernte) angewendet werden. Die Gefahr von phytotoxischen Schäden durch Glyphosat kann durch den vorherigen Einsatz der Pelargonsäure also gemindert werden.
Kombination mit Bodenherbiziden
Zusätzlich wurden am KOB mehrjährige Versuche mit Pelargonsäure in Kombination mit Bodenherbiziden durchgeführt.
Im Versuchsjahr 2016 wurde ein Versuch zur Kombination aus Beloukha (16 l/ha) und Vorox F (0,6 kg/ha) durchgeführt. Die Behandlung erfolgte am 20. 4. vor der
Blüte. Es zeigte sich eine gute Wirkung gegen Wurzelschosser sowie auf den Bewuchs aus Einjähriger Rispe, Behaartem Schaumkraut, Persischem Ehrenpreis und Löwenzahn. Auf den Fotos 3 und 4 ist die Wirkung der Tankmischung am 2. 5., ca. 14 Tage nach Behandlung, im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle, zu erkennen. Die Wirkung der Tankmischung aus Beloukha und Vorox F war bis ca. Ende Juli anhaltend.
Im Versuchsjahr 2017 wurden Versuche mit Beloukha und einem weiteren Pelargonsäurepräparat in Kombination mit Bodenherbiziden durchgeführt.
Am 4. 5., zum Zeitpunkt der Blüte, wurde die Tankmischung aus Beloukha (16 l/ha) und Kantana (0,2 kg/ha), dessen Wirkstoff Flazasulfuron auch in Chikara Duo enthalten ist eingesetzt. Im Vergleich dazu wurde Vorox F (0,6 kg/ha), in Tankmischung mit einem pelargonsäurehaltigen Prüfprodukt (4,5 %) ausgebracht. Beide Pelargonsäurepräparate wirkten zum einen unterstützend auf die Blattwirkung der Bodenherbizide, zum anderen wurden vorhandene Wurzelschosser erfolgreich bekämpft. Auf den Fotos 5 bis 7 sind die Varianten am 31. 5., ca. vier Wochen nach der Behandlung am 4. 5., im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle abgebildet.
Die Wirkung der Tankmischung aus Beloukha und Katana sowie dem Prüfprodukt und Vorox F war bis in den August hinein anhaltend. Aufkommende Wurzelschosser im Sommer wurden am 18. 7. punktuell in den jeweiligen Varianten entweder mit Beloukha oder mit dem pelargonsäurehaltigen Prüfprodukt mittels Rückenspritze behandelt.
In einer weiteren Variante wurde, nach einer Vorlage mit Glyphosat am 18. 5., eine Tankmischung aus dem Prüfprodukt (4,5 %) mit Stomp Aqua (3,5 l/ha) und Spectrum (1,4 l/ha) am 29. 6. ausgebracht. Gegen den zu diesem Zeitpunkt im Baumstreifen vorkommenden Bewuchs aus Gräsern und Löwenzahn war die Wirkung des Pelargonsäurepräparates jedoch zu schwach. Infolge dessen war die Wirkung der Bodenherbizide Stomp Aqua und Spectrum eingeschränkt und nicht lange anhaltend.
Beim Einsatz von Pelargonsäurepräparaten in Kombination mit Bodenherbiziden ist der Wirkungserfolg u. U. abhängig vom Unkrautbewuchs. Besteht der Bewuchs hautsächlich aus Gräsern oder Wurzelunkräutern, so ist die Wirkung eingeschränkt.
Die Tankmischung eines pelargonsäurehaltigen Produktes mit einem Bodenherbizid scheint in vielen Fällen gut wirksam zu sein. Damit könnte ggf. die Anwendung glyphosathaltiger Produkte reduziert, wenn nicht sogar gänzlich substituiert erden könnte. Fraglich ist allerdings, ob z. B. Flumioxazin (Vorox®) reregistriert wird. Flazasulfuron (Katana®) ist in Deutschland bisher solo nicht zugelassen.
Kombinationen mit mechanischer Unkrautregulierung
Die effektive Regulierung von Konkurrenzpflanzen mit chemischen Produkten steht insgesamt in der Kritik. Es ist nicht absehbar, welche Wirkstoffe mittel- und langfristig noch zur Verfügung stehen werden. Entsprechend können keine längerfristig geltenden Behandlungsschemata erstellt werden. Vor diesem Hintergrund werden am KOB umfangreiche Kombinationsstrategien zur Regulierung von Unkräutern und Gräsern erarbeitet, die
• nur auf mechanischen Verfahren basieren oder
• eine Kombination von mechanischen Verfahren mit thermischen Behandlungen und/oder chemischen Produkten darstellen.
– Mechanische plus punktuelle Verfahren
In den Jahren 2016 und 2017 wurden Versuche zu alternativen Herbizidstrategien, in denen z. B. mechanische oder thermische Verfahren mit einer punktuellen chemischen Regulierung kombiniert wurden, durchgeführt.
Im Versuch 2016 bestanden die Varianten aus dem Hackverfahren mit einem Ladurner Krümler, kombiniert mit einer punktuellen Applikation von Pelargonsäure (Beloukha 8 %) mit der Rückenspritze, im Vergleich zu der punktuellen Ausbringung von Heißwasser mit einem Heißwassergerät der Firma Wave (s. Foto 8). Als Vergleich diente eine IP-Standard-Variante, in der im Jahresverlauf vier Behandlungen mit Blattherbiziden durchgeführt wurden.
In den drei Prüfvarianten wurde als Grundmaßnahme an fünf Terminen gehackt. Während es in einer der drei Varianten bei dieser Maßnahme blieb, wurden in den beiden anderen Varianten an drei Terminen punktuell zusätzliche Maßnahmen mit Pelargonsäure bzw. Heißwasser durchgeführt. Ziel war es, den Bewuchs am Stammbereich sowie eventuelle Wurzelschosser zu entfernen.
Die Fotos 9–11 zeigen exemplarisch die drei Prüfvarianten am 10. 6. 2016, nach der ersten Behandlungsreihe. Auf Foto 9 ist die um den Stammbereich bewachsene Kontrolle (nur gehackt) dargestellt. In der Variante mit punktueller Behandlung mit Pelargonsäure ist dieser Bereich hingegen sauber (s. Foto 10). Auch der punktuelle Einsatz von Heißwasser zeige eine gute Wirkung (s. Foto 11).
In der IP-Standard-Variante konnte der Baumstreifen durch die regelmäßigen Applikationen mit Kontaktherbiziden bis zum Herbst freigehalten werden. Aber auch die Kombination aus Hackverfahren und zusätzlicher, punktueller Behandlung mit Pelargonsäure oder Heißwasser konnte in diesem Versuch überzeugen. In der Wiederholung des Versuchs im Jahr 2017 wurde ein ebenso gutes Ergebnis erzielt.
– Chemisches plus mechanisches Verfahren
2017 wurden Strategieversuche durchgeführt (Kombination chemische und mechanische Verfahren). Beispielsweise wurde nach einer zweimaligen Vorlage mit Glyphosat am 18. 5. und 29. 6., die Anschlussbehandlung im Sommer, die bislang mit Basta erfolgte, am 8. 8. durch das Hackverfahren (Ladurner Krümler) ersetzt.
In einer weiteren Variante wurde Glyphosat einmalig am 18. 5. ausgebracht und anschließend weitere Behandlungen mit dem Ladurner Krümler am 23. 6. und 8. 8. durchgeführt. Wie auf den Fotos 12 und 13 (aufgenommen am 28. 7.) zu erkennen ist, sind anhand des Bewuchses keine deutlichen Unterschiede zwischen den Varianten mit Glyphosat-Anwendung und dem Hackverfahren erkennbar. Beide Verfahren sind in der Wirkung vergleichbar gut.
– Heißwasser im Baumstreifen
Das Heißwasserverfahren wird zur Regulierung von Beikraut auf Nichtkulturflächen bereits verwendet. Über mehrere Jahre hinweg wurde das Verfahren zur punktuellen Anwendung im Obstbau ausgetestet. Leider stand zur flächigen Regulierung von Konkurrenzpflanzen in Baumstreifen kein Gerät zur Verfügung, welches die notwendigen 98 °C bei der Ausbringung erzeugte. Versuche wurden zwar durchgeführt, zeigten aber in der Wirkung nicht den gewünschten Erfolg.
Letztlich ist das Verfahren für Flächenmaßnahmen sehr kostenintensiv. Die geringe Arbeitsleistung und der hohe Energieverbrauch sowie die häufigen Wiederholungen im Jahresverlauf sind Argumente gegen das thermische Verfahren. Vorteilhaft ist aber, dass keine wendende Bodenbearbeitung durchgeführt werden muss. Damit kommt es zu keiner Mineralisation. Dieser Vorteil könnte in einer Kombinationsstrategie eingebracht werden. Beispielhaft könnte die Regulierung von Unkräutern als auch Gräsern im Sommer mit Heißwasser erfolgen – zu einem Zeitpunkt, zu dem zugunsten der Fruchtentwicklung nur ein geringer Stickstofffluss vorliegen sollte. Auch in Junganlagen kann das Verfahren zur bodenschonenden Regulierung von Konkurrenzpflanzen Anwendung finden. Die hohen Kosten der Wassererhitzung könnten durch Nutzung von bereits vorerwärmtem Wasser (Solarthermie) verringert werden. Weitere Versuche mit dem Verfahren sollten durchgeführt werden, um eine abschließende Beurteilung vornehmen zu können.
Die Regulierung von Wurzelschossern/ Stockausschlägen ist mit dieser Methode sehr gut machbar. Sensorgesteuert könnte die Ausbringung in einer höheren Arbeitsgeschwindigkeit erfolgen.
– Rein mechanische Verfahren
Mechanische Bodenbearbeitung ist in ökologischen Apfelanlagen Standard bei der Unkraut- und Gräserregulierung. Über die bekannten Verfahren hinaus scheint die Rollhacke interessant zu sein. Sie bietet im Vergleich zum Krümel- und Fadengerät eine deutlich höhere Arbeitsgeschwindigkeit.
Im Rahmen eines groß angelegten Herbizidversuchs im Jahr 2017 wurden daher auch verschiedene Geräte zur Bodenbearbeitung eingesetzt. Zum Einsatz kamen das Hackgerät der Firma Ladurner, eine Rollhacke der Firma Braun, ein Fadengerät der Firma Ladurner sowie ein mit Hochdruckverfahren arbeitendes Gerät, dem „GrassKiller“ der Firma Caffini.
Am gründlichsten wird der Bewuchs mit dem Ladurner Krümler freigehalten. Bis auf einige Stellen um den Stammbereich, ist der Boden, und damit auch der Bewuchs, nach der Behandlung gleichmäßig gehackt. Da eine Dammbildung vermieden wird, kann der Ladurner Krümler ganzjährig als alleiniges Gerät eingesetzt werden.
Bei der Rollhacke, die ohne Taster arbeitet, bleibt der mittlere Teil des Baumstreifens unbehandelt. Zudem kommt es durch den Auswurf zu einer Dammbildung im Stammbereich.
Dieser müsste mit einem weiteren Bodenbearbeitungsgerät wieder geglättet werden. Von Vorteil war aber eine deutlich höhere Fahrgeschwindigkeit gegenüber den anderen mechanischen Verfahren. In weiteren Versuchen müssen noch Erfahrungen zur Rollhacke gesammelt werden.
Das Fadengerät schlägt mit an einer hydraulisch angetriebenen Walze angebrachten Fäden den Bewuchs auf der gesamten Fläche ab, ohne im Boden zu arbeiten. Auch die Blätter von Wurzelschossern werden miterfasst. Das Fadengerät kann auch bei ungünstigen Bodenbedingungen und hohem Bewuchs eingesetzt werden. Da es bei der Anwendung dieses Verfahrens nicht zu einer Stickstoffmobilisation im Boden kommt, wäre die Anwendung insbesondere für die Sommermonate geeignet. Eine Kombination aus Herbizideinsatz im Frühjahr und Nachbehandlung des Bewuchses im Sommer mittels Fadengerät wäre denkbar.
Beim „GrassKiller“ wird Wasser über einen rotierenden Drehkopf mit vierfacher Düsenbestückung im Hochdruckverfahren ausgebracht. Durch die zapfwellenbetriebene Kolbenmembranpumpe können Drücke bis 1250 bar erzeugt werden. Die sich unter einer Glocke befindlichen Düsen zerstören jeglichen Bewuchs und hinterlassen nach der Anwendung einen an der Oberfläche fein gekrümelten Boden. Bei dem am KOB getesteten Gerät blieb jedoch nach der Anwendung in der Mitte ein Reststreifen bestehen, der nicht erfasst wurde. Mit einer Arbeitsgeschwindigkeit von ca. 2,5 km/h ist es im Vergleich zu den anderen Geräten das langsamste Verfahren. Foto 14 zeigt die Wirkung des „GrassKillers“.
Sollte eine Unkrautregulierung zukünftig ausschließlich mechanisch erfolgen müssen, ist mit deutlich höheren Kosten zu rechnen, die sich hoffentlich in der Erlössituation widerspiegeln.
Chemische Wirkstoffe in Prüfung
Verschiedene Produkte wurden hinsichtlich ihrer Eignung als Alternative zu abbrennenden Wirkstoffen zur Herbstanwendung nach der Ernte am 12. 10. 2017 abgeprüft.
Hierzu zählt Buctril, ein Kontaktherbizid der Firma Bayer gegen einjährige zweikeimblättrige Unkräuter, mit dem Wirkstoff Bromoxynil. Das Produkt ist u. a. in Hopfen zugelassen. Die Aufwandmenge beträgt 1,5 l/ha.
Des Weiteren wurde eine Tankmischung aus Beloukha (16 l/ha) und Proman (3 l/ha) appliziert. Proman ist ein Produkt der Firma Belchim mit dem Wirkstoff Metobromuron und ist im Kartoffellanbau im Vorauflauf gegen einjährige zweikeimblättrige Unkräuter, Einjähriges Rispengras und Hühnerhirse zugelassen.
Quickdown, ab 2018 von der Firma Belchim vertrieben, ist ein Abbrenner mit dem Wirkstoff Pyraflufenethyl. Das Mittel wurde mit einer Aufwandmenge von 0,8 l/ha zusammen mit 2 l/ha Toil ausgebracht. Quickdown besitzt eine Zulassung im Beerenobst zur gezielten Entfernung von Ruten und Stockaustrieben.
Die Kombination aus Fusilade Max (2 l/ha) und U46 M-Fluid (2 l/ha) wurde ebenfalls getestet.
Die Wirksamkeit der Produkte kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend bewertet werden, außerdem ist die Zulassungssituation bei vielen Wirkstoffen derzeit noch ungeklärt.
Über den Autor
Dr. Christian Scheer und Daniel Hagl,
Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee,
Schuhmacherhof 6, 88213 Ravensburg,
Tel.: 0751 7903-306 bzw. -308,
E-Mail: scheer@kob-bavendorf.de bzw. hagl@kob-bavendorf.de
Mit dem Wegfall von Basta ergeben sich gravierende Änderungen im Herbizidmanagement zur Regulierung von Konkurrenzpflanzen im Obstanbau. Glyphosat, der zweite wesentliche Baustein, wird kontrovers diskutiert. Auch wenn aktuell die Anwendung für weitere Jahre in der EU verlängert wurde, ist wohl langfristig eher von einem Verbot bzw. restriktiven Einschränkungen auszugehen. Bei Verlust auch dieses Wirkstoffes kann die kostengünstige Regulierung von Unkräutern und Gräsern im Baumstreifen nicht mehr erfolgen.
Damit ist die bisher erfolgreich praktizierte, arbeitswirtschaftlich einfache Beseitigung von Konkurrenzpflanzen nicht mehr möglich. In umfangreichen Versuchsreihen wurden am Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) in den letzten Jahren Alternativen erprobt; die Aktivitäten werden sicher noch weitere Jahre in Anspruch nehmen. Sicher ist aber heute schon eine deutliche Minderung des Deckungsbeitrages.
Bisherige Regulierungsmöglichkeiten
Im Obstanbau werden bekanntlich, anders als bei ackerbaulichen Kulturen, keine ganzflächigen Applikationen durchgeführt, nur ca. 1/3 der Kulturfläche wird behandelt. Zur Regulierung von Unkräutern und Gräsern im Obstbau sind mehrere Produkte auf glyphosathaltiger Basis zugelassen. Glyphosat wird in Deutschland seit Mitte der 1970er Jahre angewendet. Im Apfelanbau wurden dabei jährlich nur vergleichsweise geringe Mengen von 70 (2011) bis 90 (2012) Tonnen Glyphosat eingesetzt. Vom Wirkstoff Glufosinat-Ammonium (Basta) wurden im Obstbau und Weinbau insgesamt ca. 100 t angewendet.
Im Jahresverlauf wurden im Bodenseeraum bisher bis zu zwei Behandlungen mit einem glyphosathaltigen Produkt im Apfelanbau durchgeführt:
• Die erste Applikation je nach Witterungsverlauf und nach Unkrautbewuchs im Zeitraum vor der Blüte bis nach der Blüte ca. Mitte bis Ende April.
• Die zweite Applikation erfolgte meist bis Ende Juni, auch hier abhängig von der Witterung und dem Konkurrenzpflanzenspektrum.
Spätere Applikationen mit Glyphosat können Herbizidschäden verursachen. Diese äußern sich durch Blattnekrosen, kleine lanzettartige Blätter sowie Wuchsdepressionen im Folgejahr. Aus diesem Grund wurde bisher, anders als in anderen europäischen Anbaugebieten, im Spätsommer Basta als letzte Maßnahme im Jahresverlauf angewendet. Denn Glufosinat-Ammonium ist sehr gut kulturpflanzenverträglich. Grüne Pflanzenteile nehmen den Wirkstoff auf und sterben in Folge einer Hemmung der Photosynthese ab. Eine Verlagerung innerhalb der Pflanze gibt es aber nicht.
Problem Wurzelschosser
Stockausschläge oder Wurzelschosser entstammen der Unterlage und müssen aus kulturtechnischen sowie Konkurrenzgründen entfernt werden. Ein Entfernen mit der Hand, wie es im biologischen Anbau praktiziert wird, ist eine kostenintensive Arbeit. Mit einer Akkuschere mit Verlängerung werden dafür durchschnittlich drei bis vier Stunden je Hektar benötigt. Ohne Verlängerung ist von einer Zunahme der Arbeitszeit um ca. 1/3 auszugehen. Die anfallenden Lohnkosten bedeuten eine Minderung des Deckungsbeitrages.
Die Neigung zu Wurzelausläufern in Entfernung von der Stammbasis bzw. zu Stockausschlägen dicht am Baum ist artbedingt (Unterlage M9). Sie kann aber je nach Bodenbeschaffenheit und klimatischen Bedingungen stärker oder schwächer ausgeprägt sein.
Wurzelschosser sind grüne, photosynthetisch aktive Teile des Baumes. Kommen sie mit Glyphosat in Kontakt, wird der Wirkstoff von dort systemisch im Baum verlagert und es kann zu phytotoxischen Reaktionen kommen. Daher sollte der Einsatz von Glyphosat insbesondere in der zweiten Jahreshälfte unterbleiben.
Eine Applikation mit Basta hingegen führt zum gewünschten Absterben der Wurzelschosser bzw. Stockausschläge ohne diese phytotoxischen Reaktionen, denn Basta ist ein Kontakt- bzw. teilsystemisches Herbizid. Gleichzeitig wird ein breites Spektrum an Unkräutern und Gräsern auf der behandelten Fläche erfasst. Die gute Pflanzenverträglichkeit zeigte sich auch in der Anwendungsempfehlung. Bereits im ersten Standjahr konnte Basta u. a. auch im Apfelanbau angewendet werden. Die reproduktionstoxische Bewertung führte aber im Jahr 2015 zu einem Ende der Zulassung von Basta mit Aufbrauchfrist bis Juni 2017.
Für das Jahr 2017 stellte sich daher die Frage, wie im Spätsommer die Regulierung von Unkräutern, Gräsern und Stockausschlägen bzw. Wurzelschossern ohne den Einsatz von Basta erfolgen kann.
Pelargonsäure – eine Alternative?
Mehrjährige Versuche zur Wirkung von Pelargonsäure (Mittel: Beloukha) wurden am KOB Bavendorf von der Übergebietlichen Pflanzenschutzberatung durchgeführt. Anfänglich wurden Baumstreifenbehandlungen mit der Zielstellung, Unkräuter und Gräser abzutöten, angelegt. Hierbei zeigte sich aber auch die gute Wirkung von Beloukha gegen Wurzelschosser/Stockausschläge.
– Wirkung auf Unkräuter und Ungräser
In der Summe der Ergebnisse (2015 bis 2017) wurde in den Wirksamkeitsprüfungen mit Beloukha in einigen Fällen ein gutes Ergebnis erzielt. In der Mehrzahl der Versuche war die Wirkung jedoch nicht ausreichend.
Beloukha kann Samenunkräuter wie z. B. behaartes Schaumkraut oder Kreuzkraut gut bekämpfen. Getroffene Gräser und Wurzelunkräuter wie z. B. Löwenzahn sterben zwar teilweise ab, treiben jedoch einige Tage nach der Anwendung wieder aus.
Die Wirkung von Beloukha tritt sehr schnell ein und ist bereits nach wenigen Stunden sichtbar. Die Wirkungsdauer ist mit maximal drei Wochen jedoch nur sehr kurz anhaltend.
Eine Reduzierung der Aufwandmenge von Beloukha hatte in Versuchen eine schwächere Wirkung zur Folge und kann nicht empfohlen werden. Versuche mit unterschiedlichen Konzentrationen zeigten, dass eine Erhöhung der Wasseraufwandmenge zu keiner Wirkungssteigerung führte. Der Einsatz von Beloukha als Kontaktherbizid zur großflächigen Anwendung ist aufgrund der Erfahrungen aus den drei Versuchsjahren somit nur bedingt empfehlenswert.
Im Versuchsjahr 2017 wurde überprüft, ob sich die Wirkung von Beloukha möglicherweise durch den Zusatz von Netz- oder Haftmitteln steigern lässt. Dabei wurde festgestellt, dass der Zusatz von 10 l/ha Promanal Neu die Wirkung von Beloukha um etwa zehn bis 20 Prozentpunkte steigerte.
– Wirkung auf Wurzelschosser
Beloukha zeigte in den von 2015 bis 2017 durchgeführten Versuchen eine gute und sehr schnell eintretende Wirkung gegen Wurzelschosser. Es wurde jedoch deutlich, dass der Wirkungserfolg von einer möglichst vollständigen Benetzung der Wurzelschosser abhängig ist. Blattbereiche, die nicht getroffen werden, bleiben grün. Zudem ist eine 8 %-ige Konzentration der Spritzbrühe notwendig. Dies gilt es bei der Applikation zu berücksichtigen. Auf den Fotos 1 und 2 ist die Wirkung von Beloukha gegen Wurzelschosser dargestellt.
Beloukha wurde nach Antragstellung durch die Firma Belchim im Jahre 2017 nach Art. 53 für 120 Tage ab dem 22. August zur Bekämpfung von Stockausschlägen zugelassen. Damit konnte die spätsommerliche Anwendung von Glyphosat nach der Ernte (als Ersatz zu Basta) abgesichert werden. Beloukha muss in einer Konzentration von 8 % (16 l auf 200 l Wasser) angewendet werden. Zu geringe Konzentrationen führen zu einer Minderwirkung. Am Tag der Anwendung sollte mindestens eine Temperatur von 15 °C herrschen. Maximal können nicht verholzte Stockausschläge bis 15 cm Höhe abgetötet werden. Ideal sind die Monate Juli bis Anfang September, spätere Anwendungen sind in ihrer Wirkung eher unsicher. In Folge kann dann ein glyphosathaltiges Produkt mit entsprechender Zulassung (in der Vegetation, ganzjährig, nach der Ernte) angewendet werden. Die Gefahr von phytotoxischen Schäden durch Glyphosat kann durch den vorherigen Einsatz der Pelargonsäure also gemindert werden.
Kombination mit Bodenherbiziden
Zusätzlich wurden am KOB mehrjährige Versuche mit Pelargonsäure in Kombination mit Bodenherbiziden durchgeführt.
Im Versuchsjahr 2016 wurde ein Versuch zur Kombination aus Beloukha (16 l/ha) und Vorox F (0,6 kg/ha) durchgeführt. Die Behandlung erfolgte am 20. 4. vor der
Blüte. Es zeigte sich eine gute Wirkung gegen Wurzelschosser sowie auf den Bewuchs aus Einjähriger Rispe, Behaartem Schaumkraut, Persischem Ehrenpreis und Löwenzahn. Auf den Fotos 3 und 4 ist die Wirkung der Tankmischung am 2. 5., ca. 14 Tage nach Behandlung, im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle, zu erkennen. Die Wirkung der Tankmischung aus Beloukha und Vorox F war bis ca. Ende Juli anhaltend.
Im Versuchsjahr 2017 wurden Versuche mit Beloukha und einem weiteren Pelargonsäurepräparat in Kombination mit Bodenherbiziden durchgeführt.
Am 4. 5., zum Zeitpunkt der Blüte, wurde die Tankmischung aus Beloukha (16 l/ha) und Kantana (0,2 kg/ha), dessen Wirkstoff Flazasulfuron auch in Chikara Duo enthalten ist eingesetzt. Im Vergleich dazu wurde Vorox F (0,6 kg/ha), in Tankmischung mit einem pelargonsäurehaltigen Prüfprodukt (4,5 %) ausgebracht. Beide Pelargonsäurepräparate wirkten zum einen unterstützend auf die Blattwirkung der Bodenherbizide, zum anderen wurden vorhandene Wurzelschosser erfolgreich bekämpft. Auf den Fotos 5 bis 7 sind die Varianten am 31. 5., ca. vier Wochen nach der Behandlung am 4. 5., im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle abgebildet.
Die Wirkung der Tankmischung aus Beloukha und Katana sowie dem Prüfprodukt und Vorox F war bis in den August hinein anhaltend. Aufkommende Wurzelschosser im Sommer wurden am 18. 7. punktuell in den jeweiligen Varianten entweder mit Beloukha oder mit dem pelargonsäurehaltigen Prüfprodukt mittels Rückenspritze behandelt.
In einer weiteren Variante wurde, nach einer Vorlage mit Glyphosat am 18. 5., eine Tankmischung aus dem Prüfprodukt (4,5 %) mit Stomp Aqua (3,5 l/ha) und Spectrum (1,4 l/ha) am 29. 6. ausgebracht. Gegen den zu diesem Zeitpunkt im Baumstreifen vorkommenden Bewuchs aus Gräsern und Löwenzahn war die Wirkung des Pelargonsäurepräparates jedoch zu schwach. Infolge dessen war die Wirkung der Bodenherbizide Stomp Aqua und Spectrum eingeschränkt und nicht lange anhaltend.
Beim Einsatz von Pelargonsäurepräparaten in Kombination mit Bodenherbiziden ist der Wirkungserfolg u. U. abhängig vom Unkrautbewuchs. Besteht der Bewuchs hautsächlich aus Gräsern oder Wurzelunkräutern, so ist die Wirkung eingeschränkt.
Die Tankmischung eines pelargonsäurehaltigen Produktes mit einem Bodenherbizid scheint in vielen Fällen gut wirksam zu sein. Damit könnte ggf. die Anwendung glyphosathaltiger Produkte reduziert, wenn nicht sogar gänzlich substituiert erden könnte. Fraglich ist allerdings, ob z. B. Flumioxazin (Vorox®) reregistriert wird. Flazasulfuron (Katana®) ist in Deutschland bisher solo nicht zugelassen.
Kombinationen mit mechanischer Unkrautregulierung
Die effektive Regulierung von Konkurrenzpflanzen mit chemischen Produkten steht insgesamt in der Kritik. Es ist nicht absehbar, welche Wirkstoffe mittel- und langfristig noch zur Verfügung stehen werden. Entsprechend können keine längerfristig geltenden Behandlungsschemata erstellt werden. Vor diesem Hintergrund werden am KOB umfangreiche Kombinationsstrategien zur Regulierung von Unkräutern und Gräsern erarbeitet, die
• nur auf mechanischen Verfahren basieren oder
• eine Kombination von mechanischen Verfahren mit thermischen Behandlungen und/oder chemischen Produkten darstellen.
– Mechanische plus punktuelle Verfahren
In den Jahren 2016 und 2017 wurden Versuche zu alternativen Herbizidstrategien, in denen z. B. mechanische oder thermische Verfahren mit einer punktuellen chemischen Regulierung kombiniert wurden, durchgeführt.
Im Versuch 2016 bestanden die Varianten aus dem Hackverfahren mit einem Ladurner Krümler, kombiniert mit einer punktuellen Applikation von Pelargonsäure (Beloukha 8 %) mit der Rückenspritze, im Vergleich zu der punktuellen Ausbringung von Heißwasser mit einem Heißwassergerät der Firma Wave (s. Foto 8). Als Vergleich diente eine IP-Standard-Variante, in der im Jahresverlauf vier Behandlungen mit Blattherbiziden durchgeführt wurden.
In den drei Prüfvarianten wurde als Grundmaßnahme an fünf Terminen gehackt. Während es in einer der drei Varianten bei dieser Maßnahme blieb, wurden in den beiden anderen Varianten an drei Terminen punktuell zusätzliche Maßnahmen mit Pelargonsäure bzw. Heißwasser durchgeführt. Ziel war es, den Bewuchs am Stammbereich sowie eventuelle Wurzelschosser zu entfernen.
Die Fotos 9–11 zeigen exemplarisch die drei Prüfvarianten am 10. 6. 2016, nach der ersten Behandlungsreihe. Auf Foto 9 ist die um den Stammbereich bewachsene Kontrolle (nur gehackt) dargestellt. In der Variante mit punktueller Behandlung mit Pelargonsäure ist dieser Bereich hingegen sauber (s. Foto 10). Auch der punktuelle Einsatz von Heißwasser zeige eine gute Wirkung (s. Foto 11).
In der IP-Standard-Variante konnte der Baumstreifen durch die regelmäßigen Applikationen mit Kontaktherbiziden bis zum Herbst freigehalten werden. Aber auch die Kombination aus Hackverfahren und zusätzlicher, punktueller Behandlung mit Pelargonsäure oder Heißwasser konnte in diesem Versuch überzeugen. In der Wiederholung des Versuchs im Jahr 2017 wurde ein ebenso gutes Ergebnis erzielt.
– Chemisches plus mechanisches Verfahren
2017 wurden Strategieversuche durchgeführt (Kombination chemische und mechanische Verfahren). Beispielsweise wurde nach einer zweimaligen Vorlage mit Glyphosat am 18. 5. und 29. 6., die Anschlussbehandlung im Sommer, die bislang mit Basta erfolgte, am 8. 8. durch das Hackverfahren (Ladurner Krümler) ersetzt.
In einer weiteren Variante wurde Glyphosat einmalig am 18. 5. ausgebracht und anschließend weitere Behandlungen mit dem Ladurner Krümler am 23. 6. und 8. 8. durchgeführt. Wie auf den Fotos 12 und 13 (aufgenommen am 28. 7.) zu erkennen ist, sind anhand des Bewuchses keine deutlichen Unterschiede zwischen den Varianten mit Glyphosat-Anwendung und dem Hackverfahren erkennbar. Beide Verfahren sind in der Wirkung vergleichbar gut.
– Heißwasser im Baumstreifen
Das Heißwasserverfahren wird zur Regulierung von Beikraut auf Nichtkulturflächen bereits verwendet. Über mehrere Jahre hinweg wurde das Verfahren zur punktuellen Anwendung im Obstbau ausgetestet. Leider stand zur flächigen Regulierung von Konkurrenzpflanzen in Baumstreifen kein Gerät zur Verfügung, welches die notwendigen 98 °C bei der Ausbringung erzeugte. Versuche wurden zwar durchgeführt, zeigten aber in der Wirkung nicht den gewünschten Erfolg.
Letztlich ist das Verfahren für Flächenmaßnahmen sehr kostenintensiv. Die geringe Arbeitsleistung und der hohe Energieverbrauch sowie die häufigen Wiederholungen im Jahresverlauf sind Argumente gegen das thermische Verfahren. Vorteilhaft ist aber, dass keine wendende Bodenbearbeitung durchgeführt werden muss. Damit kommt es zu keiner Mineralisation. Dieser Vorteil könnte in einer Kombinationsstrategie eingebracht werden. Beispielhaft könnte die Regulierung von Unkräutern als auch Gräsern im Sommer mit Heißwasser erfolgen – zu einem Zeitpunkt, zu dem zugunsten der Fruchtentwicklung nur ein geringer Stickstofffluss vorliegen sollte. Auch in Junganlagen kann das Verfahren zur bodenschonenden Regulierung von Konkurrenzpflanzen Anwendung finden. Die hohen Kosten der Wassererhitzung könnten durch Nutzung von bereits vorerwärmtem Wasser (Solarthermie) verringert werden. Weitere Versuche mit dem Verfahren sollten durchgeführt werden, um eine abschließende Beurteilung vornehmen zu können.
Die Regulierung von Wurzelschossern/ Stockausschlägen ist mit dieser Methode sehr gut machbar. Sensorgesteuert könnte die Ausbringung in einer höheren Arbeitsgeschwindigkeit erfolgen.
– Rein mechanische Verfahren
Mechanische Bodenbearbeitung ist in ökologischen Apfelanlagen Standard bei der Unkraut- und Gräserregulierung. Über die bekannten Verfahren hinaus scheint die Rollhacke interessant zu sein. Sie bietet im Vergleich zum Krümel- und Fadengerät eine deutlich höhere Arbeitsgeschwindigkeit.
Im Rahmen eines groß angelegten Herbizidversuchs im Jahr 2017 wurden daher auch verschiedene Geräte zur Bodenbearbeitung eingesetzt. Zum Einsatz kamen das Hackgerät der Firma Ladurner, eine Rollhacke der Firma Braun, ein Fadengerät der Firma Ladurner sowie ein mit Hochdruckverfahren arbeitendes Gerät, dem „GrassKiller“ der Firma Caffini.
Am gründlichsten wird der Bewuchs mit dem Ladurner Krümler freigehalten. Bis auf einige Stellen um den Stammbereich, ist der Boden, und damit auch der Bewuchs, nach der Behandlung gleichmäßig gehackt. Da eine Dammbildung vermieden wird, kann der Ladurner Krümler ganzjährig als alleiniges Gerät eingesetzt werden.
Bei der Rollhacke, die ohne Taster arbeitet, bleibt der mittlere Teil des Baumstreifens unbehandelt. Zudem kommt es durch den Auswurf zu einer Dammbildung im Stammbereich.
Dieser müsste mit einem weiteren Bodenbearbeitungsgerät wieder geglättet werden. Von Vorteil war aber eine deutlich höhere Fahrgeschwindigkeit gegenüber den anderen mechanischen Verfahren. In weiteren Versuchen müssen noch Erfahrungen zur Rollhacke gesammelt werden.
Das Fadengerät schlägt mit an einer hydraulisch angetriebenen Walze angebrachten Fäden den Bewuchs auf der gesamten Fläche ab, ohne im Boden zu arbeiten. Auch die Blätter von Wurzelschossern werden miterfasst. Das Fadengerät kann auch bei ungünstigen Bodenbedingungen und hohem Bewuchs eingesetzt werden. Da es bei der Anwendung dieses Verfahrens nicht zu einer Stickstoffmobilisation im Boden kommt, wäre die Anwendung insbesondere für die Sommermonate geeignet. Eine Kombination aus Herbizideinsatz im Frühjahr und Nachbehandlung des Bewuchses im Sommer mittels Fadengerät wäre denkbar.
Beim „GrassKiller“ wird Wasser über einen rotierenden Drehkopf mit vierfacher Düsenbestückung im Hochdruckverfahren ausgebracht. Durch die zapfwellenbetriebene Kolbenmembranpumpe können Drücke bis 1250 bar erzeugt werden. Die sich unter einer Glocke befindlichen Düsen zerstören jeglichen Bewuchs und hinterlassen nach der Anwendung einen an der Oberfläche fein gekrümelten Boden. Bei dem am KOB getesteten Gerät blieb jedoch nach der Anwendung in der Mitte ein Reststreifen bestehen, der nicht erfasst wurde. Mit einer Arbeitsgeschwindigkeit von ca. 2,5 km/h ist es im Vergleich zu den anderen Geräten das langsamste Verfahren. Foto 14 zeigt die Wirkung des „GrassKillers“.
Sollte eine Unkrautregulierung zukünftig ausschließlich mechanisch erfolgen müssen, ist mit deutlich höheren Kosten zu rechnen, die sich hoffentlich in der Erlössituation widerspiegeln.
Chemische Wirkstoffe in Prüfung
Verschiedene Produkte wurden hinsichtlich ihrer Eignung als Alternative zu abbrennenden Wirkstoffen zur Herbstanwendung nach der Ernte am 12. 10. 2017 abgeprüft.
Hierzu zählt Buctril, ein Kontaktherbizid der Firma Bayer gegen einjährige zweikeimblättrige Unkräuter, mit dem Wirkstoff Bromoxynil. Das Produkt ist u. a. in Hopfen zugelassen. Die Aufwandmenge beträgt 1,5 l/ha.
Des Weiteren wurde eine Tankmischung aus Beloukha (16 l/ha) und Proman (3 l/ha) appliziert. Proman ist ein Produkt der Firma Belchim mit dem Wirkstoff Metobromuron und ist im Kartoffellanbau im Vorauflauf gegen einjährige zweikeimblättrige Unkräuter, Einjähriges Rispengras und Hühnerhirse zugelassen.
Quickdown, ab 2018 von der Firma Belchim vertrieben, ist ein Abbrenner mit dem Wirkstoff Pyraflufenethyl. Das Mittel wurde mit einer Aufwandmenge von 0,8 l/ha zusammen mit 2 l/ha Toil ausgebracht. Quickdown besitzt eine Zulassung im Beerenobst zur gezielten Entfernung von Ruten und Stockaustrieben.
Die Kombination aus Fusilade Max (2 l/ha) und U46 M-Fluid (2 l/ha) wurde ebenfalls getestet.
Die Wirksamkeit der Produkte kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend bewertet werden, außerdem ist die Zulassungssituation bei vielen Wirkstoffen derzeit noch ungeklärt.
Über den Autor
Dr. Christian Scheer und Daniel Hagl,
Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee,
Schuhmacherhof 6, 88213 Ravensburg,
Tel.: 0751 7903-306 bzw. -308,
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