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Erntemaschinen, 10.03.2012

ELEKTRISCHE BÜHNENFAHRZEUGE DER ZWEITEN GENERATION

Im Südtiroler Obstbau stehen Bühnenfahrzeuge mit elektrischem Antrieb immer mehr im Vordergrund.
Das liegt sicher daran, dass sie sich leise fortbewegen und äußerst gut ausgerüstet sind. Der Bauer zieht offensichtlich den geräuscharmen Antrieb anderen Bequemlichkeiten vor, denn elektrische Bühnenfahrzeuge haben nicht nur Vorteile.
 

Abhängig von der Steckdose
Während der Ernte müssen die Fahrzeuge, je nach Rhythmus, alle zwei bis vier Tage nach Hause geführt werden, um die Batterien aufzuladen. Bei anderen Arbeiten, die mehr Strecke in Anspruch nehmen, wie z.B. Pheromondispenser aufhängen oder Hagelnetze ein- oder ausrollen, sind diese täglich zur Steckdose zu führen. Dabei entstand in den letzten Jahren eine stete Weiterentwicklung und Verbesserung. Neue Ideen und neue Fahrzeuge wurden entwickelt. Sogar der ursprüngliche Handwagen, der mit Muskelkraft weiter zu schieben ist, wurde mit einem Elektromotor ausgerüstet.


Bühnenfahrzeuge für zwei Personen
Ideal für einen Einmannbetrieb ist der „Oliomec“ des Bruno Campana. Eine schmale Arbeitsbühne ist oberhalb des Rahmenbaus angebracht. Die Bühne kann von 1 m hydraulisch bis zu einer Höhe von 1,6 m verstellt und bis 2,2 m ausgelegt werden. Ein 24 Volt E-Motor mit 1 KW treibt die Hinterräder an, die mit einer Differenzialsperre ausgerüstet sind. Der  Motor dient automatisch als Bremse. Die Geschwindigkeit kann stufenlos von 0,1 bis 4 km/h geregelt werden. Die Lenkung auf den Vorderrädern ist mit einem Joystick zu betätigen. Die Entleerung des Obstes von der Bühne gestaltet sich etwas umständlich und ist gewöhnungsbedürftig, weil man eine Kniebeugung oder eine tiefe Beugung vollbringen muss. Das Bühnenfahrzeug ist leicht mit dem Stapler oder mit einer eigenen Vorrichtung am Kraftheber zu transportieren. Das Fahrzeug ist für zwei Personen zugelassen und wiegt 495 kg. Walter Windeggers „K4“ und „K4 plus“-Bühnenfahrzeuge haben die gleiche Basis wie das „Oliomec“- Fahrzeug, nur mit dem wesentlichen Unterschied, dass die vier kleinen Antriebsräder nicht lenkbar sind und dass an der Bühne zwei 62 Liter Pflückkörbe aus Aluminium angebracht sind, die sich praktisch und einfach entleeren lassen. Die Körbe werden mittels Knopfdruck elektrisch in die Großkiste begleitet, wo sie sich automatisch öffnen und entleeren. Zwei 12 Volt-Elektromotoren zu je 900 Watt übernehmen den Antrieb. Die Geschwindigkeit ist stufenlos von 0,1 bis 3 km/h sowie als Intervallschaltung einzustellen. Die Höhe der Bühne ist ebenfalls elektrisch von 1,1 bis 1,7 m und von 1,2 bis 2,6 m in der Breite verstellbar. Auf  einer speziellen Gabel finden zusätzliche fünf leere Großkisten Platz. Der „K4 plus“ hat eine breitere Bühne und das Fahrzeug ist um 15 cm länger, wiegt 490 kg und ist für zwei Personen zugelassen. Der „Mule 160“-Erntewagen der Fa. Walter Negri wird je nach Modell mit vier bzw. zwei E-Motoren zu je 1 KW angetrieben. Sie verfügen über eine Stromrückgewinnung in Hanglagen. Versorgt werden sie über eine 36 Volt-Stromanlage. Er verfügt über eine Hebebühne, die von 0,9 bis 2,2 m hydraulisch anzuheben ist. Die Bühne ist seitlich von 1,3 bis 2,5 m zu verstellen. Für den Hang gibt es eine Bühne, die 20% Neigung in alle Richtungen ausgleicht. Auf der Rückseite ist ein Stapler montiert, der die volle Kiste zu Boden heben kann. Die Bühne ist für zwei Personen zugelassen.
Die Firma Ambra verfügt über ein Bühnenfahrzeug mit 3 Rädern „V-Trike“ von 1 bis 1,20 m Breite und auslegbar bis 2,4 m sowie 1,8 m Höhe. Angetrieben wird das Fahrzeug von 2 x 1 KW-Elektromotoren. 

Bühnenfahrzeuge für vier Personen 
Der „F Star“ der Firma Ambra ist ein Bühnenfahrzeug mit vier Rädern und einer Bühne von 2,5 m Länge und 1,2 bis 2,7 m Breite. Die Höhe reicht von 0,9 m bis 2,5 m. Sie kann seitlich 20% und in Längsrichtung 30% Neigung ausgleichen. Die Höhen- sowie die Seitenbewegungen der Bühne erfolgen hydraulisch. Die Außenbreite der Räder beträgt 1,3 m. Die wartungsfreien Traktionsbatterien führen über die 24 Volt-Anlage den Strom zu den zwei Dreifasen Gleichstrommotoren zu je 3 KW. Diese treiben über eine Traktionskontrolle die Hinterräder an. Bis zu einer Steigung von 25% ersetzt die Traktionskontrolle den Vierradantrieb. Gelenkt wird über die Vorderachse. Der Lenkwinkel ist mit 70° extrem steil und kann, laut Hersteller, von einer 3 m Fahrgasse, ohne Rückfahrmanöver, in die nächste wechseln, da der innere Wenderadius 0,75 m misst. Eine automatische
Lenkung mit Ultraschall-Sensoren hält das Fahrzeug in der Mitte der Fahrgasse. Damit das Bühnenfahrzeug eine höhere Stabilität erhält, hat Ambra eine eigene Pendelsperre eingebaut. Für einen sicheren Halt sorgt ein automatisches, elektromagnetisches Bremssystem. Über zwei Stapler auf der Vorder- sowie Rückseite ist die Großkiste auf- und abzuladen. Die elektrische Steuerung mit vielen Möglichkeiten befindet sich im vorderen Teil der Bühne. 
Mehrere verschiedene Modelle baut auch die Firma BerMarTEC mit dem Bühnenfahrzeug „Knecht“. Hier wird kurz die „pro Serie“ beschrieben: L 10-M20 und H40, wobei L für Land, M für mittlere Hanglage und H für Hang steht. Die „Land“-Version hat einen 2 KW starken Motor und wird über eine 24 Volt-Anlage versorgt. Die Fahrgeschwindigkeit geht von 0,1 bis 6 km/h. Die Knecht-Bühnenfahrzeuge unterscheiden sich prinzipiell von den anderen durch die Knicklenkung. Der innere Wenderadius mit Stapler beträgt 2,4 m. Die Bühne hat bei der „pro-Serie“ immer dieselben Maße; 2,3 m Länge, 1,2 bis 3,8 m Breite und 0,95 m bis 2,6 m Hubhöhe. Über zwei Stapler können leeres Kistengut von vorne genommen und volle Kisten auf der Rückseite abgeladen werden. Für den Hang ist ein 5 KW Dreifasen Drehstrommotor mit einer 48 Volt-Anlage vorgesehen. Beim Abwärtsfahren kann das Fahrzeug den Strom rückgewinnen und für einen sicheren Halt sorgt eine Negativbremse am Antriebssystem. Bei allen vier Rädern sind hydraulische Bremsen angebracht. Diese funktionieren automatisch in Zusammenarbeit mit der Negativbremse. Den H40 zeichnet ein neuartiges Antriebssystem mit sehr schnellen Reaktionszeiten aus. Die Bühne der „H40 pro-Serie“ ist bis zu einer Steigung von über 30% längs und bis zu 15% seitlich hangausgleichend. Für eine ungestörte Geradeaus-Fahrt sorgt die automatische Lenkung. Über Ultraschall-Sensoren bewegt sich das Fahrzeug stets in der Mitte der Fahrgasse. Die Fahrzeuge wiegen je nach Ausrüstung zwischen 1.390 und 1.600 kg. Durch die Baukastenweise, mit der die Fahrzeuge konstruiert sind, ist es möglich, einige wesentliche Änderungen nachzurüsten. Alle Knecht-Modelle sind für vier Personen zugelassen.

Walter Windeggers „K7e“ ist die jüngste Konstruktion dieser Serie. Die vier Antriebsräder können individuell gelenkt werden, das heißt, dass das Fahrzeug auch seitlich zu führen ist. Der Wenderadius liegt im inneren Bereich bei 0,9 m. Durch die 24 Stabbatterien, der 48 Volt-Anlage und den vier je 2 KW starken Dreifasen Drehstrommotoren kann die Bühne Steigungen von bis zu 55% erklimmen. Bei der Talfahrt können die Motoren einen Teil des Stroms rückgewinnen. Der Rahmenbau ist flexibel und kann sich somit dem Gelände bestens anpassen. Die Bühne selbst ist 1,05 m hoch und bis 2,8 m hydraulisch zu heben. Die Grundbreite ist 1,2 m, wobei sie bis 2,4 m auszulegen ist. Zwei Stapler zu je 400 kg Tragkraft und ein integrierter Kistenförderer unterstützen den Erntevorgang. Sie sind leicht über zwei Bolzen zu entfernen. An der Bühne befinden sich zwei Schaltkonsolen.
So verliert man noch weniger Zeit fürs Weiterfahren. 
Vom „K7e“ gibt es zwei Modell-Linien; classic und alpin: classic ist die preisgünstigere Version für die Ebene, während alpin mit einer ausgefeilten Technik für steiles Gelände ausgerüstet ist. Dabei kann die Bühne bis 55% längs und bis 50% seitlich den Hang ausgleichen. Die „K7e“ bringen 1.700 bis 1.900 kg auf die Waage und sind für 4 Personen zugelassen. 
Neu in diesem Segment sind die Bühnenfahrzeuge der Firma Silver Bull. Die Typenbezeichnungen sind „max e“ und „mini e“. Es handelt sich um ein kompaktes Fahrzeug mit 2,3 m Länge ohne Stapler, 1,3 m Breite und einen Radstand von 1,74 m. Der Elektromotor von 2 KW, versorgt durch eine 24 Volt-Anlage, treibt die hydraulische Pumpe an, die wiederum die vier Traktionsräder der Bühne in Bewegung bringt. Alle vier Räder sind lenkbar und bilden einen inneren Wenderadius von 2,5 m. Die Arbeitsbühne ist 1,7 m lang, 1,2 bis 2,4 m breit und 0,99 bis 2,7 m hoch. Die Bühne ist beim „max e“ automatisch in alle Richtungen hangausgleichend, das heißt, sie kann bis 35% längs und 20% seitlich ausgleichen. Das Modell „mini e“ hingegen ist entweder seitlich oder nur längs schwenkbar. Was den Silver Bull auszeichnet, ist die Möglichkeit, eine Förderbandanlage für die Ernte zu montieren. Zwei Bänder an der Vorderseite der Bühne sowie zwei Bänder im oberen Bereich, befördern die Früchte ins Hauptband. Von dort gelangen sie ins Füllband und über einen Drehteller in die Kiste. Der gesamte Antrieb der Anlage erfolgt elektrisch. Laut Hersteller reicht die Stromversorgung über die Batterie aus, um selbst in Hanglagen über 10 Stunden pflücken zu können. Nur mit wenigen Schrauben und Schnellanschlüssen ist die Förderbandanlage abzunehmen und zu entfernen. Nach dieser Arbeit ist der Silver Bull ein normales Bühnenfahrzeug. Was die Leergutzufuhr betrifft, kann in der Ebene ein Kistenwagen nachgezogen werden. Am Hang müssen die Kisten vorher ausgeteilt und zwischen gehobener Bühne und Maschinenplattform befördert werden. So sind die vorderen Bänder nur hoch zu klappen, was auch vorteilhaft ist, wenn man von einer Reihe in die nächste wechselt. In diesem Moment sind die vorderen Bänder anzuheben, wahrscheinlich nur eine Sache der Gewohnheit. Die Fahrzeuge haben ein Eigengewicht von 1.900 bis 2.000 kg und sind für vier Personen zugelassen.

Medium


Obstbau Weinbau ist seit 1964 ein praxisorientiertes Fachmagazin des Südtiroler Beratungsrings für Obst- und Weinbau. Jährlich erscheinen 11 Ausgaben (Juli/August Doppelnummer) mit Fachartikel über Anbaumethoden, Versuche, Sorten, Forschungsergebnisse, Betriebswirtschaft, Statistiken, Züchtungsergebnisse, Pflanzenschutz, Vermarktung, Lagerung,  Studienreisen u.a. aus den Bereichen Obst-, Weinbau und Kellerwirtschaft.
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