Autor/-in
Bernhard Ecker

KONZEPTTRAKTOR VON CASE IH. Die Maschine feierte eben Europa-Premiere. Sie wird nicht nur vom Tablet aus gesteuert, sie kann auch anderen Traktoren Kommandos geben.

PIONIERARBEITEN. Der schwedische Baumaschinen- Konzern Volvo ist Automatisierungspionier seiner Branche. Nicht nur Radlader und Mulden, auch Trucks in Bergwerken, Tunnelbohrmaschinen oder Straßenwalzen sollen schon in wenigen Jahren ohne Fahrer auskommen.


UNGIFTIG. Der selbstfahrende Roboter von Deepfield Robotics, einer Bosch-Tochter, jätet entlang von Pflanzenreihen autonom Unkraut.

Software, 11.01.2018
Selbst ist der Traktor
Zugmaschinen ohne Fahrer, autonome Straßenwalzen, selbstfahrende Löschfahrzeuge: Robotervehikel ABSEITS DER STRASSE haben bessere Chancen auf schnelle Umsetzung als Google Car & Co.
Pestizide sind für den Biogemüsebauern Ernst Friedrich tabu. Der Landwirt aus dem Marchfeld, der in Deutsch-Wagram eine Fläche von 50 Hektar bewirtschaftet, muss das lästige Beiwerk im Gemüse händisch entfernen lassen. Dazu engagiert er jeweils zehn bis fünfzehn Saisonniers. „Das ist bürokratisch und nervenaufreibend“, stöhnt der Agrarier.
Doch nun gibt es erstmals eine Methode, die sein Problem lösen könnte. Oder, richtiger: eine Maschine. Ab Sommer will er auf seinen Feldern ein selbstfahrendes Vehikel mit Kameras zum Einsatz bringen, dessen Bildverarbeitung die
störenden Hirse-, Fuchsschwanz- oder Kamillepflanzen von Kulturpflanzen unterscheiden und im selben Arbeitsgang das Beikraut gleich per Laser entfernen soll. „Wir verbessern die Algorithmen ständig“, ist Friedrich optimistisch, dass sein Agrarroboter mit E-Motor und Raupenantrieb funktionieren wird.
Während zuletzt alle Augen auf das selbstfahrende Auto von Tesla, Google & Co. gerichtet waren, ist die Technologie
abseits der Straße weiter gediehen als vielfach bekannt. In der Lagerhaltung sind fahrerlose Stapler keine Exoten mehr, Baumaschinenhersteller präsentieren erste Prototypen von vollautomatischen Radladern, Spezialfahrzeugfirmen entwickeln Vehikel für den Einsatz bei Tunnelbränden oder Atomunfällen. Weil diese speziellen Mobile in der Regel auf abgegrenztem Gebiet unterwegs sind, rechnen Experten sogar damit, dass die autonome Straßenwalze oder die fahrerlose Sämaschine schneller in den Regelbetrieb kommen werden als der Pkw und der Lkw. Und anders als bei den Autokonzernen mit ihren riesigen Entwicklungsabteilungen sind bei den Offroadfahrzeugen häufig Tüftler am Werk, die mit den Großen darin wetteifern, wer die Erfindungen zuerst zur Anwendung bringen kann. Ernst Friedrich konstruiert seinen Unkrautvernichtungsroboter etwa im Zusammenspiel mit Bernhard Peschak, den er zufällig auf einer Veranstaltung an der Wiener Boku kennen gelernt hat. Peschak ist Lektor für Mechatronik und Robotik an der Fachhochschule Technikum Wien und Gründer der Firma Peschak Autonome Systeme (PAS) mit Sitz im Weinviertel. Über die Crowdinvesting-Plattform Conda hat PAS bereits über 75.000 Euro für die Fertigentwicklung des selbstdenkenden und -lenkenden Traktors gesammelt. Die kamerabasierte Lösung macht es möglich, bestehende Gefährte aufzurüsten: Sie kann auf jeden Traktor montiert werden, „egal, welcher Hersteller, egal, welches Baujahr.“ Das sei, fügt Peschak kokett hinzu, „natürlich interessant für die Hersteller von Landmaschinen.“
ZUGMASCHINE 4.0.
Im Wettlauf um die besten Offroad-Roboterlösungen bekommen der Biobauer und der Ingenieur jedoch Konkurrenz von den ganz Großen. Das Start-up Deepfield Robotics des Autozulieferers Bosch hat etwa bereits einen automatischen Jäteassistenten entwickelt (siehe Bild). Und die Landmaschinengiganten wie Claas, John Deere oder der zur Fiat-Industriesparte CNH Industrial gehörende Hersteller Case IH drehen ihrerseits nicht die Däumchen, bis ihnen etwas von außen angetragen wird.
Am 20. Februar etwa hat Case IH, in Österreich mit der Marke Steyr Marktführer, am Rand einer internationalen Landmaschinen-Fachmesse in Paris erstmals in Europa einen kabinenlosen, vom Tablet-PC aus fernsteuerbaren
Konzepttraktor präsentiert, der nicht nur in Sachen Lenkgenauigkeit Standards setzen soll, sondern auch über Näherungssensoren, Radar und hochmoderne Lasertechnik verfügt. „Das autonome Traktorkonzept ist der nächste Schritt in die Zukunft von Precision Farming“, ist der Oberösterreicher Andreas Klauser, bei CNH Industrial für Case IH global zuständiger Boss, überzeugt.
Das futuristisch anmutende Fahrzeug ist VON BERNHARD ECKER t folglich kein Selbstzweck, sondern
ein weiterer Baustein des übergeordneten Traums einer zunehmend präzisionsgesteuerten Landwirtschaft. Eine der Visionen: GPS-gesteuerte Leittraktoren tauschen mit den ihnen folgenden Fahrzeugen ständig Daten aus, sodass an keiner Stelle doppelt gesät, geerntet oder gepflügt wird. Der Mähdrescher wiederum merkt sich genau, wo der Ernteertrag gering war - und gibt im System den Befehl weiter, im nächsten Jahr an besagter Stelle eben mehr Düngemittel auszubringen.
Der selbstfahrende Traktor, so merkt Case-IH-Manager Christian Huber an, sei aber nicht nur für große Getreidebauern in den Ebenen von Nutzen, sondern auch im Weinbau. Denn die dabei eingesetzten Spritzmittel erzeugen oft einen Nebel, vor dem die Traktorfahrer geschützt werden müssen, etwa durch Sicherheitsvorkehrungen in den Kabinen. „Und sollte dann wegen Windstille zum Beispiel um zwei Uhr nachts die beste Zeit sein, um durch die Weinberge zu fahren", so Huber, „dann sind die Fahrer in der Regel nicht verfügbar." Fährt das Fahrzeug hingegen autonom, ist das hinfällig.
KAMERASYSTEME.
Aber nicht nur die Entwicklungsabteilungen großer und kleiner Unternehmen arbeiten fieberhaft an neuen Lösungen zur Steigerung der Effizienz, Sicherheit und Klimaverträglichkeit. Auch staatliche Forschungsinstitutionen wie das Austrian Institute of Technology (AIT) beschäftigen sich intensiv mit autonomem Fahren - und konzentrieren sich dabei vor allem auf Nischenlösungen.
Das Team rund um Manfred Gruber, Leiter des Geschäftsfeldes Autonome Systeme am AIT, hat etwa ein zweiäugiges Kamerasystem entwickelt, das zwischen Hintergrund und Objekt besser unterscheiden kann - und so Unfälle wie jenen tödlichen eines Tesla-Autos in Kalifornien im Mai 2016 vermeiden soll. In Kooperation mit der Österreich-Niederlassung des Baumaschinen-Herstellers Liebherr wurde so ein Werkzeug geschaffen, um Personen in den Gefahrenbereichen rund um große Radlader auf Baustellen zu erkennen. Für das Bundesheer hat Grubers Mannschaft wiederum einen selbstfahrenden Lkw entwickelt, der auch im Gelände einsatzfähig ist.
Lokale Forschung ist ein Gebot der Stunde, um die Technologie zu adaptieren: Denn nicht alles, was bei Google & Co. in Kalifornien funktioniert, sei auch eins zu eins auf Mitteleuropa übertragbar, wo das Wetter ebenso anders sei wie die landschaftlichen Gegebenheiten, so Gruber. Die Zukunft werde deshalb eine Kombination aus satellitengestützen Systemen, Kameras, Radar oder auch Ultraschall sein. „Denn GPS ist nicht überall zuverlässig verfügbar, etwa in gebirgigen Regionen, in Waldrandlagen oder in städtischen Häuserfluchten."
Vollautonome Gefährte in der Land-ebenso wie in der Bauwirtschaft haben jedenfalls nach Einschätzung vieler die besseren Chancen, schnell in Anwendung zu kommen als selbstfahrende Autos. „Zumindest vom rechtlichen Standpunkt aus ist es in abgegrenzten Gebieten einfacher", meint Torbjörn Holmström, seit den Achtzigerjahren Cheftechnologe beim schwedischen Baumaschinenhersteller Volvo, einem Pionier der Automatisierung in seiner Branche. Während die Haftungsfragen überall gleich kompliziert sind, ist bei den Anwendungen abseits der Straße zumindest keine völliges Neuschreiben der Straßenverkehrsordnungen notwendig.
Holmström hat im Herbst für Aufsehen gesorgt, als er einen fahrerlosen Volvo-Truck in ein schwedisches Erzbergwerk, rund 1.300 Meter unter der Erdoberfläche, einfahren ließ und sich selbst mitten auf die Straße stellte. Das Fahrzeug hielt unmittelbar vor ihm, obwohl „ich bereit war, wegzuspringen“, wie Holmström gesteht, der die Aktion auf Video dokumentiert hat. Tunnelbohrmaschinen und Radlader könnten schon bald ähnlich autonom agieren wie das Versuchsfahrzeug im Bergwerk. Am AIT fragte kürzlich eine australische Firma an, die eine selbsttätige Straßenwalze entwickeln will. Nach Ansicht des Schweden Holmström, der nach wie vor den Menschen im Mittelpunkt der Volvo-Produktewelt sieht, führe kein Weg an der Vollautomatisierung vorbei: „Das wird kommen, ob man es begrüßt oder nicht.“
ROBOTER ALS RETTER.
Wie in vielen anderen Bereichen gilt deshalb auch bei Nutzfahrzeugen:
Was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert. Während die Optimisten der Branche jedoch damit rechnen, dass viele der Großmaschinen schon in wenigen Jahren standardmäßig autonom agieren werden, ist Holmström vorsichtiger: Er meint, dass erst Ende der 2020er der große Durchbruch bevorsteht. Etwas länger wird es wohl noch in einem Bereich dauern, der insbesondere für Österreichs Feuerwehren größte Relevanz hat: dem Katastrophenschutz. Ob Hochwasser, Lawinenabgang oder Tunnelbrand – die Nützlichkeit von Robotern in solchen Gefährdungslagen ist evident.
Optisch spektakuläre Vorarbeit hat bereits vor Jahren die US-Technologiefirma Howe and Howe geleistet, die 2012 mit dem Thermite (siehe Bild oben) einen Lösch-Roboter auf den Markt gebracht hat. Um das spacige, rund 100.000 Dollar teure Gefährt, das in einen Aufzug passt, ist es aber ruhig geworden – am Markt hat es sich jedoch bisher nicht durchgesetzt.
Die Notwendigkeit, in Notsituationen Maschinen vorzuschicken, um zum Beispiel Personen in verqualmten Gebäuden zu orten, bleibt aber nach wie vor bestehen. Deshalb beschäftigen sich auch Spezialfahrzeughersteller wie die oberösterreichische Rosenbauer AG intensiv mit Automatisierung. „Bei Atom- oder Giftgaskatastrophen ist es nicht zumutbar, dass man Menschen einsetzt“, erinnert Alexander Ronacher, Leiter des Rosenbauer-Innovationsmanagements, an Fukushima & Co.
Neben Telematiklösungen und Drohnen beschäftigen sich die Leondinger auch mit mobilen Assistenzsystemen am Boden: „Wir arbeiten gerade an einem Prototyp mit Raupenantrieb.“ Auf die Urteilsfähigkeit von Menschen im Katastrophenfall werde man nie verzichten können, so Ronacher. Doch die immer feinere, gleichzeitig robuste Wahrnehmung von Robotern könne bei Hitze, Rauch oder in der Umgebung von Gefahrstoffen unbezahlbare Dienste leisten: „Die Sensorik ist den Menschen überlegen.“
Auf diese Erkenntnis setzt nun auch Biobauer Friedrich, wenn er seinen Unkrautvernichtungsroboter im Sommer das erste Mal auf die Felder lässt. Gelingt das Experiment, dürften nicht nur die Landmaschinenhersteller Augen machen, sondern auch Pestizid-Konzernriesen wie Monsanto, Bayer oder Syngenta. Dann könnte der Biopionier auch zum Technikpionier werden.
Doch nun gibt es erstmals eine Methode, die sein Problem lösen könnte. Oder, richtiger: eine Maschine. Ab Sommer will er auf seinen Feldern ein selbstfahrendes Vehikel mit Kameras zum Einsatz bringen, dessen Bildverarbeitung die
störenden Hirse-, Fuchsschwanz- oder Kamillepflanzen von Kulturpflanzen unterscheiden und im selben Arbeitsgang das Beikraut gleich per Laser entfernen soll. „Wir verbessern die Algorithmen ständig“, ist Friedrich optimistisch, dass sein Agrarroboter mit E-Motor und Raupenantrieb funktionieren wird.
Während zuletzt alle Augen auf das selbstfahrende Auto von Tesla, Google & Co. gerichtet waren, ist die Technologie
abseits der Straße weiter gediehen als vielfach bekannt. In der Lagerhaltung sind fahrerlose Stapler keine Exoten mehr, Baumaschinenhersteller präsentieren erste Prototypen von vollautomatischen Radladern, Spezialfahrzeugfirmen entwickeln Vehikel für den Einsatz bei Tunnelbränden oder Atomunfällen. Weil diese speziellen Mobile in der Regel auf abgegrenztem Gebiet unterwegs sind, rechnen Experten sogar damit, dass die autonome Straßenwalze oder die fahrerlose Sämaschine schneller in den Regelbetrieb kommen werden als der Pkw und der Lkw. Und anders als bei den Autokonzernen mit ihren riesigen Entwicklungsabteilungen sind bei den Offroadfahrzeugen häufig Tüftler am Werk, die mit den Großen darin wetteifern, wer die Erfindungen zuerst zur Anwendung bringen kann. Ernst Friedrich konstruiert seinen Unkrautvernichtungsroboter etwa im Zusammenspiel mit Bernhard Peschak, den er zufällig auf einer Veranstaltung an der Wiener Boku kennen gelernt hat. Peschak ist Lektor für Mechatronik und Robotik an der Fachhochschule Technikum Wien und Gründer der Firma Peschak Autonome Systeme (PAS) mit Sitz im Weinviertel. Über die Crowdinvesting-Plattform Conda hat PAS bereits über 75.000 Euro für die Fertigentwicklung des selbstdenkenden und -lenkenden Traktors gesammelt. Die kamerabasierte Lösung macht es möglich, bestehende Gefährte aufzurüsten: Sie kann auf jeden Traktor montiert werden, „egal, welcher Hersteller, egal, welches Baujahr.“ Das sei, fügt Peschak kokett hinzu, „natürlich interessant für die Hersteller von Landmaschinen.“
ZUGMASCHINE 4.0.
Im Wettlauf um die besten Offroad-Roboterlösungen bekommen der Biobauer und der Ingenieur jedoch Konkurrenz von den ganz Großen. Das Start-up Deepfield Robotics des Autozulieferers Bosch hat etwa bereits einen automatischen Jäteassistenten entwickelt (siehe Bild). Und die Landmaschinengiganten wie Claas, John Deere oder der zur Fiat-Industriesparte CNH Industrial gehörende Hersteller Case IH drehen ihrerseits nicht die Däumchen, bis ihnen etwas von außen angetragen wird.
Am 20. Februar etwa hat Case IH, in Österreich mit der Marke Steyr Marktführer, am Rand einer internationalen Landmaschinen-Fachmesse in Paris erstmals in Europa einen kabinenlosen, vom Tablet-PC aus fernsteuerbaren
Konzepttraktor präsentiert, der nicht nur in Sachen Lenkgenauigkeit Standards setzen soll, sondern auch über Näherungssensoren, Radar und hochmoderne Lasertechnik verfügt. „Das autonome Traktorkonzept ist der nächste Schritt in die Zukunft von Precision Farming“, ist der Oberösterreicher Andreas Klauser, bei CNH Industrial für Case IH global zuständiger Boss, überzeugt.
Das futuristisch anmutende Fahrzeug ist VON BERNHARD ECKER t folglich kein Selbstzweck, sondern
ein weiterer Baustein des übergeordneten Traums einer zunehmend präzisionsgesteuerten Landwirtschaft. Eine der Visionen: GPS-gesteuerte Leittraktoren tauschen mit den ihnen folgenden Fahrzeugen ständig Daten aus, sodass an keiner Stelle doppelt gesät, geerntet oder gepflügt wird. Der Mähdrescher wiederum merkt sich genau, wo der Ernteertrag gering war - und gibt im System den Befehl weiter, im nächsten Jahr an besagter Stelle eben mehr Düngemittel auszubringen.
Der selbstfahrende Traktor, so merkt Case-IH-Manager Christian Huber an, sei aber nicht nur für große Getreidebauern in den Ebenen von Nutzen, sondern auch im Weinbau. Denn die dabei eingesetzten Spritzmittel erzeugen oft einen Nebel, vor dem die Traktorfahrer geschützt werden müssen, etwa durch Sicherheitsvorkehrungen in den Kabinen. „Und sollte dann wegen Windstille zum Beispiel um zwei Uhr nachts die beste Zeit sein, um durch die Weinberge zu fahren", so Huber, „dann sind die Fahrer in der Regel nicht verfügbar." Fährt das Fahrzeug hingegen autonom, ist das hinfällig.
KAMERASYSTEME.
Aber nicht nur die Entwicklungsabteilungen großer und kleiner Unternehmen arbeiten fieberhaft an neuen Lösungen zur Steigerung der Effizienz, Sicherheit und Klimaverträglichkeit. Auch staatliche Forschungsinstitutionen wie das Austrian Institute of Technology (AIT) beschäftigen sich intensiv mit autonomem Fahren - und konzentrieren sich dabei vor allem auf Nischenlösungen.
Das Team rund um Manfred Gruber, Leiter des Geschäftsfeldes Autonome Systeme am AIT, hat etwa ein zweiäugiges Kamerasystem entwickelt, das zwischen Hintergrund und Objekt besser unterscheiden kann - und so Unfälle wie jenen tödlichen eines Tesla-Autos in Kalifornien im Mai 2016 vermeiden soll. In Kooperation mit der Österreich-Niederlassung des Baumaschinen-Herstellers Liebherr wurde so ein Werkzeug geschaffen, um Personen in den Gefahrenbereichen rund um große Radlader auf Baustellen zu erkennen. Für das Bundesheer hat Grubers Mannschaft wiederum einen selbstfahrenden Lkw entwickelt, der auch im Gelände einsatzfähig ist.
Lokale Forschung ist ein Gebot der Stunde, um die Technologie zu adaptieren: Denn nicht alles, was bei Google & Co. in Kalifornien funktioniert, sei auch eins zu eins auf Mitteleuropa übertragbar, wo das Wetter ebenso anders sei wie die landschaftlichen Gegebenheiten, so Gruber. Die Zukunft werde deshalb eine Kombination aus satellitengestützen Systemen, Kameras, Radar oder auch Ultraschall sein. „Denn GPS ist nicht überall zuverlässig verfügbar, etwa in gebirgigen Regionen, in Waldrandlagen oder in städtischen Häuserfluchten."
Vollautonome Gefährte in der Land-ebenso wie in der Bauwirtschaft haben jedenfalls nach Einschätzung vieler die besseren Chancen, schnell in Anwendung zu kommen als selbstfahrende Autos. „Zumindest vom rechtlichen Standpunkt aus ist es in abgegrenzten Gebieten einfacher", meint Torbjörn Holmström, seit den Achtzigerjahren Cheftechnologe beim schwedischen Baumaschinenhersteller Volvo, einem Pionier der Automatisierung in seiner Branche. Während die Haftungsfragen überall gleich kompliziert sind, ist bei den Anwendungen abseits der Straße zumindest keine völliges Neuschreiben der Straßenverkehrsordnungen notwendig.
Holmström hat im Herbst für Aufsehen gesorgt, als er einen fahrerlosen Volvo-Truck in ein schwedisches Erzbergwerk, rund 1.300 Meter unter der Erdoberfläche, einfahren ließ und sich selbst mitten auf die Straße stellte. Das Fahrzeug hielt unmittelbar vor ihm, obwohl „ich bereit war, wegzuspringen“, wie Holmström gesteht, der die Aktion auf Video dokumentiert hat. Tunnelbohrmaschinen und Radlader könnten schon bald ähnlich autonom agieren wie das Versuchsfahrzeug im Bergwerk. Am AIT fragte kürzlich eine australische Firma an, die eine selbsttätige Straßenwalze entwickeln will. Nach Ansicht des Schweden Holmström, der nach wie vor den Menschen im Mittelpunkt der Volvo-Produktewelt sieht, führe kein Weg an der Vollautomatisierung vorbei: „Das wird kommen, ob man es begrüßt oder nicht.“
ROBOTER ALS RETTER.
Wie in vielen anderen Bereichen gilt deshalb auch bei Nutzfahrzeugen:
Was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert. Während die Optimisten der Branche jedoch damit rechnen, dass viele der Großmaschinen schon in wenigen Jahren standardmäßig autonom agieren werden, ist Holmström vorsichtiger: Er meint, dass erst Ende der 2020er der große Durchbruch bevorsteht. Etwas länger wird es wohl noch in einem Bereich dauern, der insbesondere für Österreichs Feuerwehren größte Relevanz hat: dem Katastrophenschutz. Ob Hochwasser, Lawinenabgang oder Tunnelbrand – die Nützlichkeit von Robotern in solchen Gefährdungslagen ist evident.
Optisch spektakuläre Vorarbeit hat bereits vor Jahren die US-Technologiefirma Howe and Howe geleistet, die 2012 mit dem Thermite (siehe Bild oben) einen Lösch-Roboter auf den Markt gebracht hat. Um das spacige, rund 100.000 Dollar teure Gefährt, das in einen Aufzug passt, ist es aber ruhig geworden – am Markt hat es sich jedoch bisher nicht durchgesetzt.
Die Notwendigkeit, in Notsituationen Maschinen vorzuschicken, um zum Beispiel Personen in verqualmten Gebäuden zu orten, bleibt aber nach wie vor bestehen. Deshalb beschäftigen sich auch Spezialfahrzeughersteller wie die oberösterreichische Rosenbauer AG intensiv mit Automatisierung. „Bei Atom- oder Giftgaskatastrophen ist es nicht zumutbar, dass man Menschen einsetzt“, erinnert Alexander Ronacher, Leiter des Rosenbauer-Innovationsmanagements, an Fukushima & Co.
Neben Telematiklösungen und Drohnen beschäftigen sich die Leondinger auch mit mobilen Assistenzsystemen am Boden: „Wir arbeiten gerade an einem Prototyp mit Raupenantrieb.“ Auf die Urteilsfähigkeit von Menschen im Katastrophenfall werde man nie verzichten können, so Ronacher. Doch die immer feinere, gleichzeitig robuste Wahrnehmung von Robotern könne bei Hitze, Rauch oder in der Umgebung von Gefahrstoffen unbezahlbare Dienste leisten: „Die Sensorik ist den Menschen überlegen.“
Auf diese Erkenntnis setzt nun auch Biobauer Friedrich, wenn er seinen Unkrautvernichtungsroboter im Sommer das erste Mal auf die Felder lässt. Gelingt das Experiment, dürften nicht nur die Landmaschinenhersteller Augen machen, sondern auch Pestizid-Konzernriesen wie Monsanto, Bayer oder Syngenta. Dann könnte der Biopionier auch zum Technikpionier werden.
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