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Sonstiges 1, 25.07.2019

Das war der Tag der Technik 2019 in der Steiermark

Mit 56 ausstellenden Firmen aus 7 Ländern und geschätzten 1000 Besucher*innen aus ganz Österreich und auch aus den Nachbarländern war es der bisher umfangreichste Tag der Technik.
Der Tag der Technik 2019, organisiert von der Fachgruppe Technik, fand am 24. Mai auf dem Gelände und in den Flächen des Bildungszentrums für Obst- und Weinbau Silberberg (Steiermark) statt. Mit 56 ausstellenden Firmen aus 7 Ländern und geschätzten 1000 Besucher*innen aus ganz Österreich und auch aus den Nachbarländern war es der bisher umfangreichste Tag der Technik.
Bei der Eröffnung wurde die gute Zusammenarbeit zwischen Obst- und Weinbau auf allen Ebenen betont. Der Präsident des Weinbauverbandes Steiermark Dreisiebner wies darauf hin, dass die Technik heute eine neue Bedeutung hat: wo es früher um mehr und schneller produzieren gegangen ist, steht heute das umweltschonende Produzieren im Vordergrund. Ein großer Dank gilt dem Bildungszentrum für Obst- und Weinbau Silberberg als gemeinsamer Standort für den steirischen Obst- und Weinbau, welche diese Zusammenarbeit täglich lebt und die Durchführung des Tags der Technik mit dem ganzen Team unterstützt hat.

Die Vorführungen starteten mit einem Überflug von vier Hagelfliegern über das Ausstellungsgelände.
Im Steilhang wurden am Weg hinauf zum Kogelberg verschiedene Geräte zur Grünraumpflege vorgestellt. Vom Rückengerät bis hin zu ferngesteuerten Raupengeräten, die bis zu 55° Grad Hangneigung beim Mulchen bewältigen, waren spannende Geräte der Firmen Hochkofler, Hammerschmied und KOL-Technik dabei. Für Weinbaubetriebe interessant sind die Selbstfahrer auch zur Verwendung als Trägerfahrzeuge, z.B. um Pflanzenschutzspritzen aufzusatteln. Generell war sichtbar, dass die Steigfähigkeit der Geräte gegeben ist und die Fernsteuerungen sehr gut funktionieren. Durch die Fernsteuerung kann eine Risikominimierung am Hang erreicht werden und da ohne Fahrer*in eine andere Schwerpunktlage besteht, kann dadurch steileres Gelände befahren werden. Hinsichtlich Bereifung, Raupenprofilen und Fahrrichtung verfolgen die Firmen unterschiedliche Ansätze, wobei damit auch eine unterschiedliche Bodenschonung bzw. Belastung der Grasnarbe verbunden ist. Die Angaben hinsichtlich der befahrbaren Steigungen sind natürlich abhängig von Bodenbedingungen (Feuchtigkeit).

Die Fa. Greenhive führte einen Prototyp einer Drohne für Pflanzenschutzanwendungen in den Silberberger Terrassen vor. Zum Thema Drohnen wird im nächsten Winzer ausführlicher berichtet. Die beiden ausgestellten Entlauber konnten leider auf Grund zu geringer Laubwand nicht im praktischen Einsatz gezeigt werden. KOL-Technik zeigte das Olmi-Gerät mit Luftdruck, welches aufgrund der Verstellmöglichkeiten von der Blüte bis kurz vor die Ernte, mit Hagelnetzen und auch in Ein-Draht-Kulturen einsetzbar sein soll. Die Fa. Ledinegg zeigte den pneumatischen Entlauber RolX, der besonders für Steillagen entwickelt wurde. Um eine möglichst ideale Gewichtsverteilung zu erreichen, befinden sich der Kompressor und der flexible Hubrahmen nahe am Traktor.

Die Fa. Seppi führte einen breitenverstellbaren Mulcher vor, der sich über hydraulische Feintaster autonom an die Breite der Reihe anpasst. Der Mulcher ist hinten mit drehbaren Gummirädern ausgestattet, dadurch muss das Gerät am Ende der Reihe nicht ausgehoben werden, sondern kann mitgezogen werden.

Die Zeilen, in denen die Geräte zur Unterstockpflege vorgeführt wurden, zeigten einen mäßigen Bewuchs im Unterstockbereich, der teilweise recht hoch und stellenweise stark gräserbetont war, aber vorwiegend einen größeren Anteil krautiger Pflanzen aufwies. Die Fa. Hochkofler zeigte ein Gerät zur Unterstockbehandung, welches auf Heißwasser- und Dampfeinwirkung beruht. Bei der Demonstration des Fadenrotors der Fa. Zanon zeigten sich einerseits Stellen, an denen sich die Gräser nur niederlegten und – bei stärkerer Einstellung – waren Spuren an der Borke sichtbar, wobei es sich nur vereinzelt um Schäden bis zum Holzkörper handelte. Einen guten Eindruck machte die Kombination der Firmen Lindner und Held von einem hydraulisch breitenverstellbaren Mulcher und einer höhenverstellbaren Bürste mit Bänder. Beide Geräte sind kurz und es ergibt sich insgesamt eine kompakte Kombination. Der Unterwuchs wird nach innen gezogen und gemulcht, dadurch muss weniger abgeschlagen werden. Nach 5 ha bearbeiteter Fläche sind die Bänder zumindest teilweise zu tauschen, wobei im Gegensatz zu den Fadenrotoren mit Schnüren bei diesem Gerät keine Schnüre in den Anlagen verbleiben, nur ein Abrieb der Bänder auftritt. Wie bei allen Fadenrotoren ist die Ölmenge der kritische Punkt. Sämtliche Firmen betonten (was auch die Praxiserfahrung zeigt…), dass die korrekte Einstellung der Geräte für die jeweilige Anlage entscheidend für die Wirksamkeit und möglichst schonende Anwendung der Geräte ist.

Die Firmen Silberschneider und Wanner zeigten eine Kombination von Sprühgerät und einem Traktor, der mit einem Tempomat ausgestattet ist. Der Tempomat funktioniert auch im untersten Drehzahlbereich und kann auf alle Traktoren aufgebaut werden, da er für sämtliche Fabrikate typengenehmigt und für die Straße zugelassen ist. Die Spritze von Wanner hat einen geringeren Kraftbedarf als vergleichbare Modelle und kann abdriftmindernd ausgerüstet werden. Die Vorführung der Kombination zeigte einen niedrigen Geräuschpegel und die gleichmäßige Fahrgeschwindigkeit bei niedriger Drehzahl.
Das absolute Highlight dieses Tages war die erstmalige Präsentation des Abdrift- und Recyclingschirms für Hang- und Steillagen. Alle bisherigen Entwicklungen von Recycling- oder Überzeilenlösungen sind für Hang- und Steillagen aufgrund des Gewichtes und des erhöhten Platzbedarfs nicht einsetzbar. In einer zweijährigen Entwicklungszeit hat die Firma OWT GmbH & Co KG mehrere Bauweisen erprobt und den mittlerweile patentierten Abdriftschirm bis zur Praxisreife gebracht. Der sogenannte „Rebenschirm“ besteht aus einem Aufbaurahmen und zwei aufblasbaren Elementen, welche mit der Hydraulik einzeln aufgehoben werden können. Das Gewicht des Aufbaues beträgt aufgrund der Ausführung in Leichtbauweise aktuell 50-55 kg, eine weitere Reduktion ist angedacht. Der Abdriftschirm dient dabei nicht nur zum Abschirmen des Sprühnebels, sondern auch zum Recycling der Spritzbrühe. Die zu erwartende Recyclingrate ist natürlich abhängig vom Vegetationsstadium und sinkt mit zunehmender Laubwanddichte. Im Jahresdurchschnitt kann eine Recyclingrate von 25-30% erwartet werden. Auch auf dem Überzeilenrahmen befindet sich ein Düsenkranz, was eine beidseitige Behandlung zweier Zeilen ermöglicht – bei guter Benetzung aller vier Laubflächen. Der Abdriftschirm ist als Zusatzausstattung für neue und gebrauchte Sprüher konzipiert, es kann daher (fast) jede Spritze damit nachgerüstet werden. Die Spritze mit Abdriftschirm benötigt nicht mehr Vorgewende als ohne Abdriftschirm, einzig nach oben muss Spielraum zum Aufheben vorhanden sein. Das Material des aufblasbaren Teils ist sehr stabil und aufgrund des geringen Druckes im Schlauch wenig empfindlich auf Aufreißen.
Das Potential dieser Innovation für die Hang- und Steillagen kann sehr hoch eingeschätzt werden. Neben den Vorteilen der Abdriftminderung und des Recyclings ergeben sich durch die gleichzeitige Behandlung zweier Zeilen neue Perspektiven. Die Schlagkraft kann massiv gesteigert werden, ohne dass zusätzliche Traktoren, Sprühgeräte oder Fahrer*innen benötigt werden. Durch das Befahren jeder zweiten Zeile können Boden und Begrünungen geschont werden, Neueinsaaten oder alternative Begrünungsmischungen können damit auch in schwierigen Begrünungssituationen eine Chance erhalten.

 

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Die Fachgruppe Technik ist Ansprechpartner für Aktivitäten in Technik-Fragen. Sie nutzt die unterschiedlichen Qualifikationen und Praxiserfahrungen zur Entwicklung neuer Projektideen zur bestmöglichen Aufbereitung praxisrelevanter Informationen für den Obst- und Weinbau. Als Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis bietet die Fachgruppe Technik mit dem Netzwerk den Landwirten und Landwirtinnen hilfreiche Inputs zur innovativen Bewirtschaftung.

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