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Streifenpflegegeräte, 10.02.2020

Unterstockbegrünungen: Anforderungen, Versuchsergebnisse, Schlussfolgerungen und Ausblick

Die Idee von Unterstockbegrünungen ist, die regelmäßige Bearbeitung oder das Freihalten mit Herbiziden durch eine  Begrünung zu ersetzen.

1.    Anforderungen an Unterstockbegrünungen

1.1    Allgemeine Anforderungen

Die Idee von Unterstockbegrünungen ist, die regelmäßige Bearbeitung oder das Freihalten mit Herbiziden durch eine Begrünung zu ersetzen.
Die Herausforderung dabei ist, dass von der Unterstockbegrünung widersprüchliche Eigenschaften erfüllt werden sollen: einerseits soll zur Kulturpflanze eher wenig Konkurrenz und keine negative Beeinflussung bestehen, andererseits sollen die Pflanzen sich möglichst gut und dauerhaft etablieren, was eine gewisse Konkurrenzstärke voraussetzt. Allerdings ist es auch nicht unbedingt gewünscht, dass die Pflanzen sich aus dem Unterstockbereich heraus zu stark in die Fahrgassen etablieren, insbesondere dann, wenn die Pflanzen keine Eignung als Fahrgassenbegrünung (Befahrbarkeit, Rutschen) aufweisen. Dies kann durch die unterschiedliche Bewirtschaftung im Unterstock-und Fahrgassenbereich gesteuert werden, wenn die Unterstockbegrünung z.B. das Mulchen nicht so gut toleriert wie die Fahrgassenbegrünung.
Die spontan aufkommende Begrünung erfüllt diese Voraussetzungen nur selten und es wird daher in den meisten Fällen eine gezielte Etablierung einer passenden Pflanzenart oder Pflanzenmischung notwendig sein. Dafür werden niedrig wachsende, im Wuchs konkurrenzstarke, aber nicht unangenehm-invasive Arten benötigt, welche hinsichtlich Wasser und Nährstoffe keine (zu starke) Konkurrenz zur Hauptkultur aufweisen. Die dauerhafte Begrünung des Unterstockbereichs birgt die Gefahr, dass sich unerwünschte Arten festsetzen, denen dann mit normalem Pflegeaufwand kaum mehr beizukommen ist.  
Die praktische Umsetzung auf größeren Flächen und mit Unterstützung durch Maschinen in den Wein- und Obstgärten ist ein weiteres Thema, welches aber im Rahmen dieses Versuches nicht betrachtet wurde.  
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der Aufwand für Saat-/Pflanzgut und die Etablierung einer Unterstockbegrünung sich nur dann lohnen kann, wenn eine gewisse Langfristigkeit mit der Maßnahme erreicht wird oder wenn zusätzliche Vorteile entstehen, die den Aufwand rechtfertigen.
 

1.2    Besondere Aspekte Obstbau

Ein wichtiger Aspekt für den Obstbau ist die mögliche Begünstigung von Wühlmäusen durch Unterstockbegrünungen. Insbesondere Klee – aber auch andere höher wachsende Begrünungen – werden von den Wühlmäusen geschätzt und können damit den Fraßdruck in den Anlagen verstärken. Bei Abdeckungen mit Miscanthus-Stroh hat sich, bei gleichzeitiger Bekämpfung der Mäuse mit den gängigen Methoden, in Haidegg kein verstärkter Druck gezeigt .
Die zunehmende Beschattung im Pflanzstreifen in Obstanlagen während der Vegetationsperiode beeinflusst die Konkurrenz durch die Spontanbegrünung, bedeutet aber auch, dass die gewählten Pflanzen unter schattigen Bedingungen wachsen sollen. Ein weiterer Punkt für die Obstgärten ist der (im Vergleich zum Weinbau) deutlich höhere Stickstoffbedarf der Kulturen.
Um dies zu berücksichtigen, könnte die Begrünung so angelegt werden, dass sie einen direkten Düngeeffekt bringt, wobei dieser Effekt nur durch einen schnellen Umbruch von Leguminoseneinsaaten erzielt werden kann. Diese Methode wurde bereits mit all seinen Vor- und Nachteilen in zahlreichen Versuchen des Kompetenzzentrums Obstbau-Bodensee (D) untersucht; wird aber aufgrund der schwierigen Umsetzung bisher in der Praxis kaum weiterverfolgt. Speziell im Bio-Obstbau wird hier die Kombination von Düngung und Begrünung im Pflanzstreifen diskutiert. Bei einer dauerhaften Begrünung ist eine organische Düngung über den Boden nicht sinnvoll möglich, da sie auch eingearbeitet werden sollte. Die Begrünung müsste daher ständig erneuert werden, was einen zusätzlichen Aufwand bedeuten würde. Im integrierten Obstbau, wo die Düngung hauptsächlich über das Blatt bzw. in mineralischer Form erfolgt, wird die Umsetzung einer Dauerbegrünung von den Einflüssen auf das Ertragsverhalten abhängen.
 

1.3    Besondere Aspekte Weinbau

Im Unterstockbereich von Weinreben tritt im Gegensatz zu den Obstbauflächen kaum Beschattung im Jahresverlauf auf. Dadurch sind andere Konkurrenzverhältnisse gegeben und es besteht über die gesamte Vegetationsperiode ein hoher Druck durch die (in diesem Fall eher unerwünschte) Spontanbegrünung. Zudem sind Weinbergslagen oft Hang- und Steillagen, die abhängig von der Ausrichtung, auch sehr warm sein können. Je nach Bodenbedingungen sind daher trockene, heiße Bedingungen mit hoher Sonneneinstrahlung gegeben, phasenweise können aber auch nasse Verhältnisse auftreten, wobei keine Staunässe zu erwarten ist. Für die Auswahl der Pflanzen bedeutet dies, dass sie ein weites Spektrum an äußeren Bedingungen aushalten sollten, ohne auszufallen bzw. dass eine gute Regenerationsfähigkeit nach trockenen Phasen von Vorteil ist. Eine weitere Besonderheit der steirischen Weinbauflächen sind die sehr unterschiedlichen Bodenbedingungen, oft sogar innerhalb einer Fläche. Von wüchsigen, überversorgten bis zu kargen, steinigen Standorten kann alles vorkommen. 
Hinsichtlich Konkurrenz zu den Rebstöcken ist zu beachten, dass durch die tieferen Wurzeln der Reben zwar ein gewisser Vorteil besteht, aber dennoch der Unterstockbereich oft der einzige Teil des Weingartens ist, der freigehalten wird bzw. in welchem Bodenbearbeitung vorgenommen wird. Damit kommt dem Unterstockbereich eine wichtige Rolle bei der Stickstoffversorgung der Reben zu, was teilweise bei langjähriger Bearbeitung mit Bürsten anhand eines reduzierten Wuchses deutlich sichtbar wird. 
 

2.    Unterstockbegrünungsversuch

2.1    Ziel des Versuchs

Die Unterstockbegrünung wird immer wieder als interessante Alternative zum Freihalten des Unterstockbereiches genannt. Es gibt Literaturquellen, die geeignete Pflanzen nennen und einzelne Betriebe, die auf (Teil-)Flächen mehr oder wenig erfolgreiche Varianten umgesetzt haben. Fundierte Vergleiche unterschiedlicher Pflanzen auf einem Standort sind jedoch keine verfügbar. Mit dem Versuch sollten daher einige potentiell geeignete Pflanzen auf ihre Tauglichkeit unter Praxisbedingungen getestet werden. In die Pflege des Versuches wurde deshalb nur ein einigermaßen praxisrelevanter Aufwand investiert, was natürlich sehr schwierige Bedingungen für die Pflanzen darstellte.
 

2.2    Versuchsplan und Versuchsvarianten

Der Versuch wurde auf einer Fläche des LVZ Haidegg in Glanz angelegt. Es handelt sich dabei um eine Junganlage mit mehreren Piwi-Sorten, die im Mai 2017 gepflanzt wurde. Die Parzelle liegt auf 440-460 m.ü.M. und ist südöstlich ausgerichtet. Die Gesamtgröße des Grundstücks umfasst 15483 m2, die Fläche der Versuchsparzelle war ca. 1500 m2 groß. Aufgrund der unterschiedlichen Hangneigung innerhalb der Parzelle wurde die Versuchsfläche in die Mitte der Anlage gelegt, um eine möglichst homogene Ausgangslage zu erreichen (Abbildung 1).

Die Versuchsvarianten wurden aufgrund der Empfehlungen von Dr. Bernhard Krautzer, Raumberg-Gumpenstein, und bereits vorhandenen Erfahrungen von PraktikerInnen und Literatur (z. B. Uwe Hofmann) erstellt. Es wurden ausschließlich ausdauernde und winterharte Arten ausgewählt. Dabei musste neben der grundsätzlichen potentiellen Eignung der Pflanzen auch berücksichtigt werden, ob und in welcher Form die Arten verfügbar sind. Da es sich bei den meisten Pflanzen um Wildpflanzen handelt, besteht kaum Interesse, Saatgut oder Jungpflanzen zu produzieren und damit ist die Verfügbarkeit je nach Art sehr eingeschränkt oder die Preise für Saatgut extrem hoch. Es wurden daher, je nach Pflanzenart, sowohl Einsaaten als auch Pflanzungen von Jungpflanzen durchgeführt. Die Einsaaten erfolgten Ende September 2017, die Pflanzung Ende April 2018.
Der Versuch wurde als vierfach wiederholter, voll randomisierter Feldversuch mit einer betriebsüblichen Nullvariante durchgeführt (vgl. Abbildung 2), wobei die Zielrichtung der Randomisierung das Berücksichtigen von Bodeneffekten / Position im Hang war, die unterschiedlichen Rebsorten wurden nicht berücksichtigt.

Folgende Versuchsvarianten wurden gewählt:
1. Nullparzelle
0)    betriebsübliche, herbizidfreie Bewirtschaftung; Boden wurde offengehalten
2. Einsaaten (Herbst 2017)
1)    Extensive Schaf- und Furchenschwingelmischung, Wildpflanzensaatgut, Saatstärke 7 g/m2
2)    Micro clover (Trifolium repens, Sorte: Pirouette) gemischt mit der Gräsermischung von Variante 1, 30% Micro clover, Saatstärke 7 g/m2
3)    Micro clover (Trifolium repens, Sorte: Pirouette), Reinsaat, Saatstärke 3 g/m2 
3. Pflanzungen (Frühjahr 2018)
4)    Gewöhnlicher Thymian (Thymus pulegioides) 
5)    Pfennigkraut (Lysimachia nummularia)
6)    Gundelrebe (Glechoma hederacea)
7)    Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella)
8)    Erdbeere (Fragaria × ananassa, die bereits durch das LVZ Haidegg verwendete Sorte: Mieze Schindler)
9)    kriechendes Bohnenkraut (Satureja spicigera)

Die Saatgutmengen für die Einsaaten wurden mit einer Präzisionswaage vorab auf zwei Portionen pro Wiederholung abgewogen und für die Einsaat gestreckt, um die geringen Saatstärken tatsächlich umsetzen zu können. Zu der Variante „Microclover“ ist zu erwähnen, dass es sich bei diesem sogenannten „Kleinklee“ um eine Weißklee-Züchtung handelt, die verbreitet propagiert wird, auch für Rasen im Hausgartenbereich.

Verworfene Varianten
Bei der Versuchsplanung wurden weitere Pflanzen oder Etablierungsvarianten in Betracht gezogen, allerdings aus unterschiedlichen Gründen (v.a. Eignung oder Praxisrelevanz) verworfen. Die folgende Aufstellung dient daher v.a. der Informationsbereitstellung für Folgeversuche oder Experimente in der Praxis.
  • Pfennigkraut/Einsaat: kein Saatgut erhältlich
  • Gundelrebe/Einsaat: kein Saatgut erhältlich
  • Hornklee/Einsaat: bildet Wurzeln von bis zu 2 m Tiefe, produziert viel Biomasse, daher als zu hoch für den Weinbau eingeschätzt
  • Lavendel: wird sehr hoch und massig, regelmäßiger Schnitt notwendig, Fähigkeit zur guten Etablierung aus einem Praxisversuch bekannt
  • Thymian als Einsaat: Saatgut wäre erhältlich, aber sehr teuer


3.    Ergebnisse

3.1    Pflegearbeiten

Einsaat und Pflanzung
Der Boden im Unterstockbereich wurde für die Einsaat und die Pflanzung händisch gehackt. Die Einsaat und die Pflanzung erfolgten ebenfalls von Hand, die Einsaaten wurden mit dem Hauenblatt verdichtet, die Jungpflanzen eingegossen.

Reinigungsschnitte/Jäten/Hacken
Im Frühjahr 2018 wurde bei den eingesäten Varianten ein erster, im Mai und August bei allen Varianten (außer der Kontrolle) zwei weitere Reinigungsschnitte mit der Sense durchgeführt. Im August wurde zusätzlich fallweise gejätet, wobei nur die größeren Pflanzen entfernt wurden, um eine praxisnahe Bearbeitung vorzunehmen. In beiden Einsaat-Varianten mit Gräser war der Zeitbedarf für diesen Arbeitsschritt deutlich geringer, da kaum unerwünschte Pflanzen vorhanden waren. Im Jahr 2019 wurde Ende April gejätet/gehackt und nachgepflanzt und zweimal mit der Sense (Juni/August) gemäht.

Nachpflanzen
Ende April 2019 wurde einmal nachgepflanzt, wobei bei den Varianten 1, 2 und 3 (Einsaaten) und die Varianten 4 und 9 (Thymian, Bohnenkraut) wegen fehlender Notwendigkeit (1 und 2) oder fehlender Erfolgsaussichten (3, 4 und 9) keine Nachpflanzung erfolgte. Für die Nachpflanzung wurden jeweils 8 Pflanzen bestellt, wobei beim Habichtskraut in einem Topf mehrere Ableger vorhanden waren und dadurch insgesamt 16 Pflanzen zur Verfügung standen. Beim Nachpflanzen fiel besonders bei der Variante Pfennigkraut auf, dass sich bereits zahlreiche Ableger gebildet hatten, die meistens unter anderen Pflanzen versteckt waren. Beim Nachpflanzen konnte bei diesen Varianten daher kaum eine freie Stelle gefunden und daher nur 4 Pflanzen gesetzt werden. Für die Erdbeer-Variante wurden die zahlreichen Ableger (19 Stück) verwendet, die sich außerhalb des Unterstockbereiches gebildet hatten.
 

3.2    Etablierung und Ausfall der Pflanzen

Über den gesamten Versuchszeitraum wurde die Entwicklung der unterschiedlichen Pflanzen beobachtet. Die Gräsereinsaaten waren nach dem ersten Winter (2017/2018) soweit gut aufgegangen, wobei einige Wiederholungen lückiger als andere waren. Der Microclover war ebenfalls gekeimt und abhängig von der Wiederholung mehr oder weniger stark vertreten. Im Laufe des Sommers 2018 etablierten sich die Gräsereinsaaten und der Microclover in einem Teil der Wiederholungen recht gut, die Reinsaat von Microclover wurde aber zunehmend von der Spontanbegrünung verdrängt. Die Jungpflanzen in den Varianten 4-9 entwickelten sich über den Sommer und Herbst unterschiedlich gut und wurden zeitweise stark von der Spontanbegrünung überwuchert.
Die ersten beiden Bonituren im Jahr 2019 (Februar/April 2019) zeigten folgendes Bild:
  • Thymian und Bohnenkraut: praktisch Totalausfall; Bohnenkraut Einzelpflanzen vorhanden, aber keine Ausbreitung
  • Gundelrebe: vorhanden, aber eher wenige Pflanzen, lockerer Bestand, aber auch sonst wenig Bewuchs
  • Pfennigkraut: zuverlässig vorhanden, gute Ausbreitung, unter der Spontanbegrünung
  • Erdbeeren: größtenteils gut etabliert, teilweise recht große Pflanzen, aber auch Ausfälle, Ableger teilweise recht weit von den Mutterpflanzen entfernt
  • Habichtskraut: größtenteils gut etabliert, teilweise recht große Pflanzen, aber auch Ausfälle und wenig Verbreitung
  • Gräser und Gräser/Microclover-Mischungen: sehr gut etablierte, dichte Bestände
  • Micro clover alleine: keine Etablierung, nur vereinzelte Kleepflanzen vorhanden
Im November 2019 wurden die vorhandenen Pflanzen nochmals gezählt, bei den Einsaaten eine Abschätzung des Deckungsgrades mit den eingesäten Pflanzen durchgeführt und die Wuchshöhe der eingebrachten Pflanzen abgeschätzt. Sowohl beim Pfennigkraut als auch bei der Gundelrebe waren zahlreiche Ausläufer vorhanden, so dass ein zweifelsfreies Unterscheiden der Einzelpflanzen (insbesondere bei Pfennigkraut) nicht leicht möglich war. Die Erdbeeren und das Bohnenkraut hatten sich auch etwas vermehrt, die Abgrenzung der Pflanzen war jedoch deutlicher. Tabelle 1 zeigt einen Überblick über die gepflanzten, nachgepflanzten und im November 2019 noch vorhandenen Pflanzen sowie die daraus errechnete Überlebensrate, Tabelle 2 zeigt die Abschätzung der Deckungsgrade für die Einsaaten.

Der Thymian und das kriechende Bohnenkraut waren bereits über den Winter größtenteils ausgefallen. Obwohl beide Varianten nicht nachgepflanzt wurden, erholte sich das Bohnenkraut und hatte sich offenbar im Sommer/Herbst 2019 doch noch etwas vermehrt, während der Thymian komplett verschwand. Das Habichtskraut, welches sich zwischenzeitlich gut entwickelt hatte, war stark zurückgegangen und nur noch spärlich mit eher kleinen Pflanzen vertreten.

Die Gundelrebe war im Sommer 2019 stellenweise sehr stark aufgetreten und zeigte auch im November noch eine positive Entwicklung. Auffällig bei sämtlichen Gundelreben-Varianten war, dass (auch wenn der Bewuchs nicht besonders dicht war) kaum andere, hohe Spontanbegrünung auftrat. 

Bei den Erdbeeren fiel auf, dass sich die Einzelpflanzen zwar gut etablieren und vermehren konnten, aber die Spontanbegrünung nicht verdrängt wurde. 

Das Pfennigkraut hatte sich bezogen auf die Anzahl der Pflanzen am positivsten entwickelt, die Pflanzenanzahl hat sich durch die zahlreichen Ableger ungefähr verdreifacht. Die Spontanbegrünung wurde jedoch nicht verdrängt; es waren zahlreiche andere Pflanzen vorhanden, die über das Pfennigkraut wuchsen bzw. unter welchen das Pfennigkraut sich verbreitete.

Die Einsaatmischungen mit Gräser erreichten beide einen ungefähren durchschnittlichen Deckungsgrad von 60%, wobei die Microclover-Gräsermischung insgesamt als besser eingeschätzt wurde, eine Wiederholung war total mit Giersch verunkrautet. Der Microclover scheint dazu beigetragen zu haben, dass die Etablierung der Gräsermischung erfolgreich war, wurde dann aber selbst von den Gräsern verdrängt – zum letzten Boniturzeitpunkt war in den gemischten Varianten kein Microclover mehr vorhanden. Die Reinsaat mit Microclover, trotz Keimung und zwischenzeitlichem Vorkommen, konnte sich nicht dauerhaft etablieren und wurde von der Spontanbegrünung komplett verdrängt.
 

3.3    Einfluss auf die Reben

Um den Einfluss der Unterstockbegrünungen auf die Reben zu bewerten, wurden Anfang November 2019 für sämtliche Reben im Versuch die gesamten Trieblängen pro Rebe geschätzt. Reben, welche am Übergang zweier Varianten standen, wurden nicht in die Bonitur einbezogen. Die gesamte Trieblänge pro Rebe, gemittelt innerhalb der Variante, wurde als Größe verwendet und als „durchschnittliche Trieblängensumme pro Rebe“ bezeichnet.
Bei der Beurteilung der Ergebnisse ist allerdings zu berücksichtigen, dass es sich um vier verschiedene Rebsorten in einem Standweitenversuch handelt. Das bedeutet, dass zusätzlich zu der Varianz aufgrund des Bodens (welcher mit den Wiederholungen begegnet wird), eine Varianz aufgrund der Rebsorte und der Standweite hinzukommt. Beide Einflüsse können mit dem vorliegenden Versuchsdesign nicht berücksichtigt werden. Zudem ist die Wuchsstärke auch vom Anschnitt abhängig; eine Rebe, die zu stark angeschnitten wird, wird im Folgejahr einen schwachen Wuchs zeigen. Die vorliegenden Ergebnisse sind daher mit einiger Vorsicht zu interpretieren.

In Abbildung 12 sind die Trieblängensummen pro Rebe für jede Variante (Säulen) sowie die Einzelwerte pro Rebe dargestellt. Dabei ist zu beachten, dass je nach Variante zwischen 8 und 10 Reben bonitiert wurden, die Unterschiede sind aufgrund der variierenden Standweite entstanden.
Es ist klar ersichtlich, dass alle Begrünungsvarianten im Vergleich zur Kontrolle (offengehaltener Boden) zu einer Reduktion der Wuchsstärke geführt haben, was wenig überraschend ist. Der Vergleich zwischen den Varianten zeigt zwar ebenfalls Unterschiede bei der durchschnittlichen Trieblängensumme, aber gleichzeitig ist auf Basis der Einzelwerte eine große Streuung sichtbar; die Unterschiede bei den Durchschnitten können daher kaum bewertet werden. Die reine Gräsermischung scheint die Wuchsstärke am deutlichsten reduziert zu haben (in Abbildung 3 nicht sichtbar ist, dass drei Werte bei 2,1 m liegen), dies zeigte sich auch durch eine deutlich geringere Anzahl Triebe insgesamt. Bei der Microclover/Gräservariante war der Effekt nicht ganz so ausgeprägt, was sich möglicherweise mit dem zwischenzeitlichen Vorhandensein des Klees erklären kann. Die Varianten mit den Bepflanzungen wurden im Laufe des Versuchs mehrmals gejätet bzw. leicht gehackt, die Begrünung und der Boden war demnach nicht gleich ungestört wie bei den Einsaatvarianten, zudem wurde früher eingesät als gepflanzt. Generell ist auf die starke Streuung der Werte hinzuweisen, welche die Aussagekraft der Mittelwerte sehr einschränkt. Es gilt auch zu beachten, dass einige Varianten bzw. Wiederholungen eher als Spontanbegrünungen einzuordnen sind und daher kaum ein Einfluss von den eigentlich geplanten Pflanzenarten und Varianten besteht und daher diesbezüglich keine Auswertung möglich ist (z. B. Microclover, Thymian, Habichtskraut).
 

3.4    Vergleich der Pflanzen

In Tabelle 3 sind zusammenfassend die Eigenschaften der getesteten Pflanzen und eine Einschätzung auf Basis der vorliegenden Versuchsergebnisse dargestellt. Allgemeingültige Aussagen können aufgrund der unterschiedlichen Standortvoraussetzungen daraus jedoch nicht abgeleitet werden. Bei dem Versuchsstandort handelt es sich um einen eher wüchsigen, gut versorgten Standort.
 

4.    Obstbauversuch des LVZ Haidegg

Da sich die Bedingungen und Ansprüche der Kulturpflanzen deutlich unterscheiden, sind Ergebnisse aus dem Weinbau nur bedingt auf andere Kulturen übertragbar. Für den Obstbau wurde im Frühjahr 2018 ein Unterstockbegrünungsversuch von Haidegg (Dr. Thomas Rühmer) angelegt. Darin werden eine Kontrollvariante (Herbizid) mit mechanischer Bearbeitung und mehreren Bepflanzungsvarianten verglichen.

Folgende Pflanzen kommen dabei zum Einsatz:
  •  Polster-Phlox (Phlox subulata)
  •  Frauenmantel (Alchemilla mollis) – breitet sich auf gut versorgten Flächen stark aus, wird sehr hoch
  •  Fetthenne (Sedum sp.) – wächst auf halbschattigen Standorten
  •  Frühlings-Fingerkraut (Potentilla neumanniana)
  •  Rosenteppichthymian
  •  Flachwachsender Thymian
  •  Quendel (Wildform von Thymian)
  •  Lavendel (Lavandula angustifolia) – wächst höher

Als bisheriges Fazit hat Rühmer festgehalten, dass sich Frauenmantel, Lavendel und Fetthenne gut als Unterwuchspflanzen eignen und auch Quendel (allerdings mit etwas mehr Aufwand) unter den Bäumen etabliert werden kann. Der Einfluss auf die Bäume und die Früchte konnte bisher noch nicht geklärt werden, dies soll aber in den folgenden Jahren erhoben werden.
 

5.    Schlussfolgerungen und Ausblick

Die Ergebnisse des Versuches zeigen die gesamte Komplexität des Vorhabens einer Unterstockbegrünung auf.

Standortabhängigkeit und Varianz der Ergebnisse
  • Die Dynamik der Pflanzenentwicklung ist beachtlich, daher ist ein langer Beobachtungszeitraum entscheidend
  • Welche Pflanzen sich etablieren können, ist von der Wuchskraft des Standortes, aber auch von der Wasserversorgung und der vorhandenen Spontanbegrünung abhängig.
  • Je wüchsiger der Standort ist, umso konkurrenzstärker muss die Unterstockbegrünung gewählt werden.
  • Die große Standortabhängigkeit erschwert die Ableitung von allgemeingültigen Aussagen von Versuchen oder Praxiserfahrungen und sollte bei der Auswahl von Pflanzen unbedingt berücksichtigt werden.

Geeignete und weniger geeignete Pflanzen
  • Die verwendeten Gräsermischungen haben sich gut etabliert, ausreichend Konkurrenzstärke gezeigt und könnten daher – unter gewissen Voraussetzungen – als Unterstockbegrünung geeignet sein. Die Mischungen haben den Vorteil, dass sie keine zu engen Standortansprüche aufweisen und sich damit auf unterschiedlichen Standorten etablieren können. Es ist jedenfalls eine Herbsteinsaat (spätestens Ende September) zu empfehlen
  • Die Verwendung von Gemengen von Gräsern und Microclover erscheint als beste Variante bei den Einsaaten, auch wenn der Klee mittelfristig von den Gräsern verdrängt wurde.
  • Die Microclover-Reinsaat war ohne Gräser zu konkurrenzschwach.
  • Von den getesteten Pflanzen haben Pfennigkraut, Gundelrebe und Erdbeeren sich als am ehesten geeignet gezeigt, aber alle drei Arten konnten die Spontanbegrünung nicht gänzlich verdrängen. Für Erdbeeren gibt es bereits erfolgreiche Praxisbeispiele; für Pfennigkraut und Gundelrebe müsste die Dynamik der Pflanzenentwicklung längerfristiger beobachtet werden, ob sich die positive Entwicklung fortsetzt und wie sich die Konkurrenzverhältnisse mit der Spontanbegrünung verändern.
  • Thymian, Bohnenkraut und Habichtskraut konnten sich unter den gegebenen Bedingungen nicht etablieren; möglicherweise würden sich diese auf trockenen, kargen Standorten besser entwickeln, benötigen aber wohl eher viel Pflege in der Etablierungsphase.

Weitere Pflanzenarten
  • Es kommen weitere Pflanzen für eine Unterstockbegrünung in Frage, wie z.B. andere Einsaatmischungen, niedrige Lavendelsorten (das Potential zur guten Etablierung ist aus einem Praxisversuch bekannt, ohne merkbaren Einfluss auf das Rebwachstum) oder ausläufertreibende Thymianarten.
  • Besonders aussichtsreich wird eine Einsaatmischung von Gräsern und Leguminosen erachtet, möglicherweise könnte Gelbklee eine Alternative zu Microclover sein.
  • Es ist jedenfalls sinnvoll, ausläufertreibende Pflanzen zu verwenden.
  • Die Verwendung von wild vorkommenden, standortspezifischen Arten könnte eine zielführende Herangehensweise sein.

Ohne Aufwand geht es nicht
  • Einsaat/Pflanzung, Etablierung und Erhalt einer Unterstockbegrünung erfordern einen gewissen Aufwand und Pflege.
  • Je nach aufkommendem Spontanbewuchs und Art der Pflanzen, die etabliert werden sollen, sind zu Beginn regelmäßige Reinigungsschnitte nach Bedarf und ggf. das Entfernen von unerwünschten Pflanzen erforderlich.
  • Weniger robuste und konkurrenzstarke Arten können sich nur mit Unterstützung durch Pflegearbeiten in den ersten Jahren etablieren.
  • Pflanzen, die keine Ausläufer bilden und nur als Einzelpflanzen größer werden, müssen in einer entsprechenden Dichte gesetzt werden. Als Mindestdichte kann von ca. 15-20 cm Abstand zwischen den einzelnen Pflanzen ausgegangen werden.

Einfluss auf die Reben
  • Es konnte eine Reduktion der Wuchsstärke bei sämtlichen Begrünungsvarianten im Vergleich zur Kontrolle (offengehaltener Boden) festgestellt werden, was wenig überraschend ist.
  • Aufgrund der wenigen Werte, des vorliegenden Versuchsdesigns und der großen Varianzen innerhalb der einzelnen Varianten kann jedoch kein Unterschied zwischen den einzelnen Pflanzenarten abgeleitet werden.
  • Als Tendenz erscheinen die Einsaaten mit Gräser die stärkste Konkurrenz darzustellen, diese wurden allerdings auch früher eingesät und es wurde im Gegensatz zu den Kräuter-Varianten keinerlei Bearbeitung durchgeführt.
  • Aufgrund des Einflusses auf die Reben ist von einer Umsetzung in einer Junganlage eher abzusehen oder mit dem Management darauf zu reagieren (z. B. Düngung), es ist jedoch auch in einer bestehenden Anlage mit einem Effekt zu rechnen.

Fazit – Weiterentwicklung von Gesamtstrategien
Schlussendlich ist die Kombination von Langfristigkeit und Aufwand der Knackpunkt für die Sinnhaftigkeit der Maßnahme.
Damit sind zwei Möglichkeiten der Weiterentwicklung denkbar: Entweder die Etablierung einer dauerhaften Unterstockbegrünung oder aber die Etablierung von kurzfristigeren Begrünungen.
Für dauerhafte Unterstockbegrünungen ist entscheidend, dass kein negativer Einfluss auf die Kulturpflanze entsteht bzw. mit Managementmaßnahmen darauf reagiert wird. Mit dem vorliegenden Versuch konnten mögliche Einsaatmischungen/Pflanzen identifiziert werden, die erfolgsversprechend sind, allgemeingültige Empfehlungen können (noch) nicht abgeleitet werden.
Bei kurzfristigen Unterstockbegrünungen steht nicht die Dauerhaftigkeit, sondern die Möglichkeit der Kombination mit anderen Maßnahmen wie Unterstockbearbeitung und die Nährstoffmobilisierung im Vordergrund. Der hohe Aufwand spricht gegen diese Variante, von der Hauptkultur aus gesehen wäre es jedoch möglicherweise eine sinnvolle Strategie, wenn eine zeit- und ressourcenschonende technische Umsetzung sowie kostengünstiges Saatgut verwendet werden kann.
Die Kombination von Einsaaten oder Pflanzungen im Unterstockbereich mit mechanischen Maßnahmen ist ein weiterführender Aspekt, der berücksichtigt werden sollte.
Es ist jedenfalls empfehlenswert, weiterführende, möglichst langfristige Versuche zu Unterstockbegrünungen durchzuführen, da noch viel Fragen offen sind.
 

6.    Dank und Quellen

Ein großer Dank gilt dem LVZ Haidegg für die Möglichkeit, den Versuch auf ihren Flächen durchzuführen und die tatkräftige Unterstützung bei der Beschriftung der Versuchsparzellen, der Pflege der Null-Parzellen bzw. der Erdbeeren-Pflanzung. Dabei sind besonders Josef Platzer und Wolfgang Renner für ihre Bemühungen und ihr Mitdenken zu erwähnen.
 

Quellen/Literatur

Für die Auswahl und Charakterisierung der Pflanzen, das Einholen von Praxiserfahrungen sowie die Diskussion der Ergebnisse wurden von zahlreichen Personen Informationen eingeholt – Danke an alle!

Uwe Hofmann (2014): Biologischer Weinbau. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
Rühmer, T. (2019): Herbizidverzicht – ein Ding der Unmöglichkeit? Haidegger Perspektiven 3/2019, http://www.agrar.steiermark.at/cms/dokumente/11305322_13888112/949eca1d/03%202019%20Herbizidverzicht%20ein%20Ding%20der%20Unm%C3%B6glichkeit.pdf
Rühmer, T. (2019): Was wächst da unterm Apfelbaum? Obst Wein Garten 9/2019

Herkunft der Jungpflanzen und des Saatgutes
https://wildeblumen.at/
http://www.saatbau.at/
Gartenbau Wagner, Kapfenstein


1) Rühmer, T. (2019): Herbizidverzicht – ein Ding der Unmöglichkeit? Haidegger Perspektiven 3/2019, http://www.agrar.steiermark.at/cms/dokumente/11305322_13888112/949eca1d/03%202019%20Herbizidverzicht%20ein%20Ding%20der%20Unm%C3%B6glichkeit.pdf

2)  Claudia Freiding, persönliche Kommunikation

3)  Rühmer, T. (2019): Herbizidverzicht – ein Ding der Unmöglichkeit? Haidegger Perspektiven 3/2019, http://www.agrar.steiermark.at/cms/dokumente/11305322_13888112/949eca1d/03%202019%20Herbizidverzicht%20ein%20Ding%20der%20Unm%C3%B6glichkeit.pdf

4) Rühmer, T. (2019): Was wächst da unterm Apfelbaum? Obst Wein Garten 9/2019

 

Medium


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