Technik Plattform der Fachgruppe Technik

Besucher: 298636
 

Einsatzbereich


Kategorien

Sprühgeräte, 14.05.2020

Ganz im Zeichen des geschützten Anbaus

Am 18. September 2019 lud die Beerenobstberatung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen zum 3. Infotag Pflanzenschutz im Beerenobst nach Oelde-Stromberg ein.
Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag im geschützten Anbau. Das Programm dieser anerkannten Sachkundeschulung hatten die Anbauberater Verena Hersping und Ulrich Bußmann zusammen mit den Kollegen des Pflanzenschutzdienstes erstellt.

Neben Vorträgen zu den Themen Anwenderschutz, Nützlingseinsatz und Pflanzenschutz-Strategien ging es am Nachmittag auf dem Hof Westhues in Rheda-Wiedenbrück weiter mit praktischen Vorführungen zu Pflanzenschutzmittelanwendungen und zur Nützlingsausbringung.
 
Richtige Schutzausrüstung ist das A und O
Die Anwendersicherheit ist im geschützten Anbau wohl der zentrale Punkt, wenn es um die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln geht. Sebastian Dittmar von der Sozialversicherung Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) wies nachdrücklich auf die Risiken hin, die von einem Pflanzenschutzmittel ausgehen können und erläuterte zutreffende Vorkehrungen bei der Anwendung.
 
In Bezug auf die persönliche Schutzausrüstung wies Sebastian Dittmar besonders
auf das Symbol „Erlenmeyerkolben mit Blatt“ hin, das zertifizierte Arbeitskleidung, Schutzanzüge und Handschuhe kennzeichnet. So sei bei Arbeiten, bei denen fast nur die vordere Körperseite exponiert ist (wie z.  B. beim Ansetzen der Spritzbrühe oder dem Reinigen von Maschinen), die Verwendung einer Ärmelschürze praktikabel. Und beim Augenschutz müsse vor allem darauf geachtet werden, dass eine enganliegende Schutzbrille oder ein Visier notwendig ist, um sich effektiv zu schützen.
 
„Je nach Auflage des Pflanzenschutzmittels muss der passende Atemschutz gewählt werden“, verdeutlichte der Experte.
 
Bei der Ausbringung mittels Traktor nannte er vier Kategorien von Pflanzenschutzkabinen.
Kategorie 1 beschreibt Kabinen ohne definiertes Schutzniveau,
Kategorie 2 solche mit Schutz vor Staub,
Kategorie 3 den Schutz vor Staub und Aerosolen. Kabinen der höchsten
Kategorie 4 schützen vor Staub, Aerosolen und Gasen.
 
Ist die Schutzklasse der Kabine nicht ausreichend für die Anwendung eines Pflanzenschutzmittels, so müsse auch in der Kabine die persönliche Schutzausrüstung getragen werden. Sebastian Dittmar betonte ausdrücklich, dass in jedem Fall beim Ansetzen der Spritzbrühe das Tragen der persönlichen Schutzausrüstung Pflicht bleibt.
 
Sehen ist Wissen
Im geschützten Beerenobstanbau gewinnt das Thema Nützlingseinsatz immer mehr an Bedeutung. Hierzu gab Andrea Sausmikat, Beraterin für ökologischen Beerenobstanbau, eine umfangreiche Einführung und stellte gängige Nützlinge und ihre Biologie vor. Als Vorteile im Nützlingseinsatz nannte sie eine mögliche Kombination mit ausgewählten Pflanzenschutzmitteln, ausbleibende Risiken für Anwender und Umwelt, die Vermeidung von Resistenzbildungen bei den Schädlingen und eine rückstandsfreie Anwendung. Andererseits sei eine regelmäßige Kontrolle der Bestände unabdingbar, um die Notwendigkeit eines Einsatzes von Nützlingen zu erkennen und um den Erfolg einer Maßnahme zu beurteilen. „Sehen ist Wissen“ betonte Andrea Sausmikat. Deshalb empfahl sie, gelbe Leimtafeln in den Bestand zu hängen, um einen Überblick über vorhandene Schädlinge und Nützlinge zu bekommen. Zusätzlich sollte je Hektar wöchentlich mindestens eine halbe Stunde für ein Monitoring aufgewendet werden und über die Ergebnisse Protokoll geführt werden. Besonderes Augenmerk müsse der Anwender auf das Mikroklima im geschützten Anbau legen, erklärte Andrea Sausmikat, wobei die Biologie der Schädlinge und Nützlinge zu beachten sei, um den Erfolg seiner Maßnahmen zu optimieren.
 
Weniger ist mehr
Ralf Jung vom Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer NRW stellte einen Applikationsversuch in Erdbeeren auf Stellage im geschützten Anbau vor. Darin wurde die Benetzung mit dem Spritzmittel sowie die Anlagerung an Pflanzenteilen und Früchten nach dem Einsatz von Spritzgeräten der Fa. Ebinger und der Fa. Müller mithilfe von wassersensitivem Papier und weiteren Untersuchungen analysiert. Es konnte festgestellt werden, dass eine reduzierte Wasseraufwandmenge von 350 bis 500 Litern zu einer gleichmäßigeren Anlagerung des Spritzmittels und gleichzeitig zu reduzierten Abtropfverlusten führte. Die Düsen sollten dafür allerdings möglichst von der Seite auf die Pflanze gerichtet sein. Befinden sich die Düsen hingegen direkt über der Pflanze, so fördert dies die Abrollverluste des Spritzmittels über die Blätter, wie Ralf Jung berichten konnte.
 
In einem weiteren Versuch wurde die Wirkung der Produkte Serenade ASO und Taegro zur Bekämpfung des Grauschimmels Botrytis cinerea in Erdbeeren auf Stellagen geprüft. Beide Produkte basieren auf verschiedenen Stämmen von Bacillus amyloliquefaciens. „Unsere Lager- und Feldbonitur hat ergeben, dass sich der Besatz mit Botrytis an den Früchten durch den Einsatz von Serenade ASO und Taegro verringerte“, erklärte der Pflanzenschutzexperte. „Und durch den Zusatz eines Pflanzenstärkungsmittels auf Basis von Humin- und Fulvosäure namens „BlackJak“ verbesserte sich die Wirkung sogar noch.“ Für ihn sind Serenade ASO und Taegro deshalb vor allem dafür gut geeignet, den chemischen Pflanzenschutz zu unterstützen. Gegen den Erdbeermehltau erzielte Taegro im Versuch ebenfalls eine deutliche Wirkung, allerdings sei die Anwendung auch bei eher geringem Befallsdruck oder zur Unterstützung von chemischen Präparaten wie Topas zu empfehlen. Ralf Jung berichtete, dass Taegro voraussichtlich im Jahr 2020 in Deutschland registriert wird.
 
Praktische Vorführungen
In einer Erdbeer-Anlage von Gregor Westhues wurden am Nachmittag die Pflanzenschutzspritzen von den Firmen Ebinger und Müller für Stellagekulturen im Einsatz gezeigt, so, wie sie im von Ralf Jung zuvor vorgestellten Versuch des Pflanzenschutzdienstes zur Anwendung gekommen waren. Das Gerät der Firma Ebinger besitzt einen Elektroantrieb und wird von einer Person geführt, die Spritze der Firma Müller wird mittels Pflegeschlepper gezogen.
 
Zusätzlich wurden drei Eigenbauten zur Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln vorgestellt.
 
Für die Anwendung in Raumkulturen wie Himbeeren, Brombeeren und Heidelbeeren wurde anschließend das als Zusatzgerät zu einer Akku-Rückenspritze von Birchmeier dienende handgeführte Akku-Sprühgebläse Birchmeier AS 1200 vorgeführt. Es besteht im Wesentlichen aus einem in mehreren Stufen regelbaren Gebläse sowie einer integrierten Sprühdüse und soll eine gute Bestandsdurchdringung ermöglichen.
 
Mithilfe einer “gläsernen Spritze“ demonstrierten Harald Kramer und Wilhelm Wortmann vom Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer NRW die Funktionsweise einer kontinuierlichen Innenreinigung. Um zu verdeutlichen, in welcher Zeit die Reinigung vonstattengeht, wurde mit Rote Bete-Saft gefärbtes Wasser verwendet. „Gerade bei selbstgebauten Spritzen sollte darauf geachtet werden, dass das Leitungsende hinter der letzten Düse nicht zu lang gelassen wird“, zeigte Wilhelm Wortmann, „denn hier verbleiben oft Reste des angewendeten Mittels.“ Harald Kramer gab abschließend noch Tipps zur richtigen Düsenwahl.
 
Als eine Möglichkeit der Nützlings-Ausbringung wurde die Koppert Mini Airbug vorgestellt, mit der die Nützlinge in einem Trägermaterial auf die Erdbeerreihen ausgestreut werden. Die Homogenisierung des Trägermaterials vor der Ausbringung ist dabei wichtig, um eine gleichmäßige Verteilung zu erreichen. Zur Ausbringung in Raumkulturen wie Himbeeren, Brombeeren und Heidelbeeren müsse zusätzlich der Ventilator der Airbug eingeschaltet werden, um die Nützlinge gut in den Beständen zu verteilen.
 
Vorgestellt wurden zudem gängige Nützlinge, die von den Besuchern mithilfe
von Lupen betrachtet werden konnten. Auf Leimtafeln aus Beerenobst-Beständen konnten sich die Teilnehmer sowohl Schädlinge als auch Nützlinge genau anschauen.
 
Über den Autor
Steffen Finder, GBZ Köln-Auweiler, Gartenstraße 11, 50765 Köln,
Tel.: 01512 8015001, E-Mail: Steffen.Finder@lwk.nrw.de

Medium

1975 hat der Vorstand der Fachgruppe Obstbau den Beschluß gefaßt, ab Januar 1976 eine Verbandseigene Fachzeitschrift herauszugeben. OBSTBAU hat sich seitdem zu einer renommierten Fachzeitschrift entwickelt, auf die kein zukunftsgerichteter Betriebsleiter/ Betriebsleiterin verzichten kann. Mit einer Auflage von über 7000 Exemplaren ist OBSTBAU heute die größte überregionale Fachzeitschrift für Obstbau im deutschsprachigen Raum.
Werbung