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Still und leise hält der Rebenschirm Einzug auf den Weinbaubetrieben.  Als das nachrüstbare Überzeilen-Zusatzgerät  für herkömmliche Sprühgeräte den Winzer:innen präsentiert und 2022 mit dem  AustroVIN Award ausgezeichnet wurde, waren viele von dieser Idee begeistert.  Ein so leichtes, Zweireihen-Überzeilengerät, das für den Steilhang und für ebene Weingärten geeignet ist, hatten sie noch nie gesehen. Eine rasche Verbreitung des Rebenschirms wurde vermutet.
Bis zum ersten Verkauf mussten jedoch noch einige finale Entwicklungsarbeiten geleistet werden und wie bei  aufwändigen Innovationen üblich, warten viele Winzer:innen auf Pioniere unter den Berufskolleg:innen, die diese Innovation für den eigenen Betrieb anschaffen.  Von deren Praxiserfahrungen machen sie dann den eigenen Kauf abhängig.
 
Auch für den Rebenschirm gibt es diese Pioniere unter den Winzer:innen - Michael Wieselthaler aus Oberlaa bei Wien und Johannes Berger aus Mönchhof im Burgenland. Beide haben den Rebenschirm in der Saison 2024 ab April im Einsatz. Sie haben sich bereit erklärt, ihre Erfahrungen mit uns zu teilen.
 
Welche Erfahrungen haben Sie mit der Spritzmitteleinsparung gemacht?
Johannes Berger
Ich habe auf meinem Betrieb keine Messungen zur Recyclingrate gemacht. Gleichzeitig mit dem Aufbau des Rebenschirms wurde bei uns auch die Spritzensteuerung von manuell auf elektronisch umgebaut. Dadurch konnte ich keinen direkten Vergleich zum Vorjahr anstellen. Meine Beobachtung war aber, dass es auch bei voller Belaubung stets einen Rückfluss  aufgefangener Spritzbrühe gab. Wie hoch dieser Rückfluss war, kann ich nicht seriös beantworten.

Michael Wieselthaler
Wenn ich meine Spritzbrühe, wie üblich für 2 ha angerichtet habe, dann konnte ich bei voller Belaubung ganze 2,3 bis 2,4 ha behandeln. Das entspricht in etwa 20 % Spritzmitteleinsparung.  Ich bin mit den grünen abdriftmindernden Düsen und einer Fahrgeschwindigkeit von 4,6 km/h gefahren. Ich finde eine Fahrgeschwindigkeit von 4,6 bis 5,5 km/h als optimal, da sich der Schirm bei dieser Fahrgeschwindigkeit sehr „ruhig“ verhält.
 
Wie schaute der Spritzbelag aus?
Johannes Berger
War in Ordnung, auf der Schirmaußenseite sogar besser als auf der dem Gebläse zugewandten Seite. Wir verwenden ein herkömmliches Axialgebläse.
 
Michael Wieselthaler
Wir haben in unseren Weingärten während der Applikation ständig mit dem Wind zu kämpfen. Entsprechend schwierig ist eine zufriedenstellende Spritzmittelanlagerung zu erreichen. Daher war der Spritzbelag durch den Windschutz vom Rebenschirm unvergleichlich besser und die Tropfenverteilung  viel gleichmäßiger als bisher. Ich hatte kaum Krankheiten, wo der Schirm zum Einsatz kam. Nicht so bei jenen Anlagen, die mit den üblichen Sprühgeräten behandelt wurden.
 
Gab es mit dem Rebenschirm auch eine nennenswerte Zeiteinsparung?
Johannes Berger
Durch die gleichzeitige Behandlung von zwei Reihen habe ich auf meinem Betrieb eine ca. 40%ige Zeiteinsparung feststellen können. Hier mit eingerechnet ist auch die Zeit für die Reinigung sowie das Ein- und Ausklappen des Rebenschirms.
 
Michael Wieselthaler
Die Zeiteinsparung auf unserem Betrieb ist enorm. In der Zeit, in der wir früher mit unserer Spritze 1 ha behandelt haben, erledigen wir jetzt mit dem Rebenschirm  2,4 ha.
 
Welche Erfahrungen haben Sie mit der Reinigung der Recyclingsiebe am Rebenschirm gemacht?
Johannes Berger
Mit der Reinigung der Auffangwanne inklusive Recyclingfilter hatte ich keine Probleme. Lediglich mit dem Saugfilter am Sprühgerät gab es einige Male Probleme, da sich dieser durch das zurückgeführte Rezyklat - das leider auch winzige Pflanzenteile enthält - schneller zusetzte. Ich plane hier, den Saugfilter durch ein größeres Modell zu ersetzen. Bei hochstehender Begrünung werden entsprechend mehr Pflanzenteile in den Brühetank gesaugt.
 
Michael Wieselthaler
Bei einer Behandlung frisch nach dem Mulchen gab es Verstopfungen der Recyclingfilter. Die Reinigung der Recyclingfilter stellte sich als etwas schwieriger als gedacht heraus. Daher ist für diese Reinigungungsarbeit im Weingarten auf jeden Fall die Verwendung von Handschuhen empfehlenswert und das Mitführen von Wasser im Reinwasserbehälter notwendig.
 
Was sagen Sie zur Bedienung des Rebenschirmes und zur Dauer der Eingewöhnung?
Johannes Berger
Die Bedienung aller Funktionen – heben, senken, einseitig, beidseitig, Seitenverschub und Zusammenklappen der Schirmhälften für den Transport – war sehr gut und es funktionierte einwandfrei. Die Eingewöhnungsphase dauerte max. zwei  Spritzgänge.
 
Michael Wieselthaler
Die Funktionen waren in Ordnung und die Eingewöhnungsphase dauerte für mich nur einen Spritzgang.
 
Welche Erfahrungen mit dem Rebenschirm haben sie noch gemacht?
Johannes Berger
Ich habe von einigen Ästen beim Wenden ein paar Schlitze auf der Auffangplane bekommen. Diese kann ich selbst mit einem Klebeband reparieren. Mit den Aufblaselementen gab es keine Probleme. Durch die Recyclingschirme gibt es keine nennenswerte Abdrift von Spritzbrühe auf die Traktorscheiben - selbst bei Wind. Die Verschmutzung ist signifikant geringer - die Sicht bleibt frei.
 
Michael Wieselthaler
Das Zusammenklappen der beiden Schirmhälften für den Transport gelingt bei Wind nur dann, wenn der Traktor mit dem Schirm in Windrichtung und nicht quer zur Windrichtung steht.
Um ein ungestörtes Arbeiten mit dem Rebenschirm zu ermöglichen, müssen vorher möglichst alle am Rand herein hängenden Äste bzw. Hindernisse beseitigt werden.
 
Welche Wünsche bezüglich des Rebenschirms haben Sie, Herr Berger und Herr Wieselthaler?
Eine Investitionsförderung hätten wir gerne in Anspruch genommen*).
 
Vielen Dank für Ihre Informationen!
 
Das Interview führte Karl Lind von der Fachgruppe Technik

*) Stellungnahme zur Investitionsförderung von der Fachgruppe Technik im Obst- und Weinbau:
Für alle Abdrift- und Recyclinggeräte kann nach Eintragung der Geräte in die ÖAIP-Liste eine 20%ige Investitionsförderung bei der Landwirtschaftskammer beantragt werden.
Die Fachgruppe Technik bemüht sich beim Landwirtschaftsministerium analog zur umweltfreundlichen Gülleausbringtechnik mit Schleppschläuchen um eine 40%ige Investitionsförderung für typengeprüfte Abdrift- und Recyclinggeräte.