Technik Plattform der Fachgruppe Technik

Besucher: 298818
 

Einsatzbereich


Kategorien

Sprühgeräte, 13.02.2016

AKTUELLE PFLANZENSCHUTZSTRATEGIEN IM STEILHANG - TEIL II

Ein Bild aus der Praxis, Teil II - Aktuelle Pflanzenschutzstrategien im Steilhang
Im nachstehenden Bericht folgt der zweite Teil der Ergebnis­präsentation einer deutschlandweiten Pflanzenschutzumfrage, die Dr. Eva Vollmer im Rahmen ihrer Doktorarbeit durchgeführt hat. Bei der am Institut für Technik, Geisenheim, unter der Lei­tung von Prof. Hans-Peter Schwarz erstellten Arbeit sollte un­tersucht werden, wie differierende Applikationstechniken mit unterschiedlichen Strategien zur Ausbringung von Pflanzen­schutzmitteln zum gesicherten beziehungsweise unzureichen­dem Behandlungserfolg führen. Hierfür mussten möglichst viele Weinbauunternehmer ihre Pflanzenschutzstrategie und ihre Betriebshintergründe darlegen.
 
Die hanglastigen Betriebe wurden explizit über das Steillagenberatungszentrum in Bernkastel-Kues zur Teilnahme an der Umfrage aufgefordert. Aber auch die deut­schen Weinbauverbände und Gebietswein­werbungen dienten als allgemeine Vertei­lungsorgane.
Steillagenwinzer wurden in der Umfrage durch gezielte Filterführung zu einem geson­derten Themenbereich geführt. Wer die Frage „Bewirtschaften Sie viele Weinberge mit einer Steigung über 40 %?" mit „Ja" beantwortete, befasste sich mit spezifischen Steillagenfragen, die die Direktzugwinzer automatisch ausließen.
Insgesamt gehörten 30 % der 1.079 Umfra­geteilnehmer (320 Betriebe) der Steillagenkategorie an. Deren Gebietszugehörigkeit kann der Abbildung 3 entnommen werden.
Die Zusammensetzung der befragten Steil­lagenwinzer mit Blick auf die Gebietszugehö­rigkeit spiegelt das Bild der Realität äußerst repräsentativ wider. Vergleicht man die aktu­ellsten Betriebszahlen aus der rheinland­pfälzischen Weinbauerhebung mit denen der Umfrage, so weichen die steillagenrelevanten Gebiete Ahr, Mittelrhein, Mosel und Nahe anteilig mit maximal 1 % voneinander ab. Bei­spielsweise stammen laut amtlicher Erhebung 28 % aller rheinland-pfälzischen Winzer von der Mosel (Statistisches Bundesamt RLP, 2011), bei der Umfrage sind es anteilig 27,2 %.
In folgendem Bericht werden zunächst die Bewirtschaftungsmethoden in Steillagen dar­gelegt, dann die Behandlungserfolge der Pflanzenschutzstrategie zugeordnet, um ab­schließend aktuelle und künftige Mechanisie­rungslösungen und Zukunftsaussichten für den Steillagenweinbau zu beleuchten.
 

ANBAUMETHODEN IN STEILLAGENFLÄCHEN

Die Art der Reberziehung und die daraus fol­gende Zeilenbreite wirken sich auf die poten­zielle Mechanisierbarkeit beim Pflanzen­schutz aus.
Von 320 befragten Betrieben wenden nur 45 die traditionelle Einzelpfahlerziehung an [siehe Abbildung 4]. Zirka 86 % der befragten Betriebe wirtschaften in breiteren und demzufolge the­oretisch in maschinell gut zugänglichen Er­ziehungssystemen. Diese Flächen sind folg­lich für ein modernes Steillagenmechanisierungssystem, wie beispielsweise das RMS, potenziell geeignet. Abbildung 4 zeigt weiter­hin, dass einige Betriebsleiter vereinzelt auch im Steilhang moderne Erziehungsmethoden extensiver Art wie Umkehrerziehung und Mi­nimalschnitt anwenden.
Durch die Abfrage der Zeilenbreite konnten für den Steilhang ebenfalls Aussagen über den Grad der Befahrbarkeit mit modernen Mecha­nisierungssystemen getroffen werden. 44 % der Betriebe haben in ihren Anlagen eine Zei­lenbreite von 1,60 m bis 2,30 m vorliegen, deren Befahrbarkeit durch ein gängiges Steil-lagenfahrzeug wohl gegeben ist. 36 % bewirt­schaftet vorwiegend enge Rebzeilen < 1,60 m, dort gestalten sich die technische Bewirt­schaftung und der maschinelle Pflanzen­schutz hingegen schwieriger oder sind nicht möglich. 20 % der Befragten gaben an auch Weitraumanlagen (> 2,50 m) im Anbau zu haben, wobei wiederum die Reichweite des Sprühgebläses beim Pflanzenschutz beachtet werden sollte.
Generell sind also gute Ansätze von einer Flächenstandardisierung durch Umstruktu­rierung der Anlagen im Steilhang erkennbar und dies eröffnet die Möglichkeit bodenseitigen Pflanzenschutz mit höherer Schlagkraft durch neue Mechanisierungslösungen künftig flächendeckender einsetzen zu können.
 

ENTBLÄTTERUNGSMASSNAHMEN IM STEILHANG

Die Ergebnisse des Fragebogens implizieren eine rege Ausführung von Entblätterungs­maßnahmen in der Traubenzone, die nicht nur in Flachlagen, sondern mit gleicher In­tensität auch im Steilhang durchgeführt wer­den. Im Steilhang wird, trotz hoher und fla­cher Sonneneinstrahlung, nicht weniger in­tensiv entlaubt als im Direktzug: 80 % aller Betriebe stellen die Trauben in Hanglagen ganz oder teilweise frei, was Auswirkungen auf den Pflanzenschutz nach sich zieht. Je winddurchlässiger die Laubwand im Bereich der Traubenzone gehalten wird, umso besser gelangt der Wirkstoff bei der Pflanzenschutz­maßnahme an das Zielobjekt Traube. Bedenk­lich bleibt eine eventuell auftretende Rück­standsproblematik durch die verstärkte PSM-Penetration der Trauben und die Gefährdung von Nichtzielorganismen. Bei den hohen Windgeschwindigkeiten, die besonders von RMS-Gebläsen erzeugt werden, ist ein Wirk­stoffaustritt hinter der stark entlaubten Trau­benzone nicht zu verhindern. Denn die Fahr­zeuge werden meist mit maximaler Motor­drehzahl betrieben, um die Steigung bewälti­gen zu können. Da die Gebläsedrehzahl nicht separat von der Motordrehzahl herunterge­regelt werden kann, sprühen die Geräte auto­matisch mit voller Leistung. Um die Mittel zielgerichtet nach einem intensiven Eingriff ins Blattwerk zu applizieren, sollte daher be­sonders bei Steilhanggebläsen eine angepass­te Konfektionierung des Düsenverbandes bedacht werden.
 

ÖKOLOGISCHE WIRTSCHAFTSWEISE

In Steillagengebieten existiert eine verstärkte Verbreitung von konventionellen und integ­rierten Pflanzenschutzstrategien [siehe Abbildung 5]. Zeitlich aufwendigere ökologische und bio­dynamische Wirtschaftsweisen sind mit ins­gesamt 15 % der betrachteten Flächenjedoch überdurchschnittlich hoch vertreten. Interes­sant ist dieses Ergebnis im Vergleich zu Be­trieben ohne Steillagenanteil. Dort werden 14,5 % mit ökologischer beziehungsweise biodynamischer Wirtschaftsweise bearbeitet. Es wäre zu erwarten gewesen, dass die Zahl der Ökowinzer im Direktzug die Zahl der Öko­winzer in Steillagen deutiich übersteigt. Ge­nerell sind die Prozentzahlen zum ökologi­schen Anbau, verglichen mit der Realität, in der Umfrage deutlich überrepräsentiert. Öko­logische Wirtschaftsweise gewinnt trotz alle­dem auch in Weinbausteillagen an Bedeu­tung. Ein erfolgreicher Ökoweinbau setzt je­doch verkürzte Spritzintervalle voraus. Als Konsequenz dieser Beobachtung sollte bei zukünftigen Mechanisierungslösungen be­sonders eine hohe Flächenleistung Berück­sichtigung finden. Diese ist mit der aufwen­digen Schlauchspritzung kaum zu erreichen und die Behandlung jeder zweiten Zeile birgt die später im Text erörterten Gefahren.
 

ANGEWENDETE VERFAHREN FÜR DEN PFLANZENSCHUTZ IN STEILLAGEN

In der Abbildung 7 ist die Verteilung der Pflan­zenschutzmethoden der Weinbaubetriebe dargestellt. Die Bezeichnung „Kombi" wird dann verwendet, wenn neben dem angege­benen Hauptverfahren noch zusätzliche Pflanzenschutztechniken verwendet werden. Zusammengefasst sind 28,5 % der Betriebe ganz oder teilweise auf die Hubschrauberspritzung angewiesen, 48 % greifen unter an­derem zur Schlauchspritzung, 6,5 % arbeiten mit Seilzugfahrzeugen und 16,5 % der Betrie­be betreiben direktzugähnliche Mechanisie­rungslösungen, wenn Schmalspurschlepper mit Hangtauglichkeit und RMS-Systeme als gleichwertige Technologien bezüglich der Schlagkraft und der Verwendung zapfwellen­betriebener Pflanzenschutztechnikbetrachtet werden.
 

BEHANDLUNGSERFOLGE UND FLÄCHENLEISTUNG VERSCHIEDENER SPRÜHVERFAHREN

Bei der Beurteilung von Sprüh- und Spritzver­fahren für den Steilhang ist besonders der Grad des Behandlungserfolges von Interesse. Ob ein bestimmtes Mechanisierungssystem in Steillagen besonders positive oder negative Resultate bei der Bekämpfung von echtem und falschem Mehltau hervorbringt, wird in Abbildung 11 dargelegt. Beim Oidiumbefall schneiden RMS, Hubschrauber und Schlep­persysteme überdurchschnittlich gut ab. Sol­che Mechanisierungssysteme, mit hoher Flä­chenleistung, zeigen vermutlich eine gute Abwehr des Oidiumpilzes, da die zur Bekämp­fung notwendigen engen Spritzabstände ein­facher eingehalten werden können. Der Schutz gegen den Endoparasit Oidium ist auch bei der Schlauchapplikation durch das Ausbringen hoher Wassermengen und resul­tierendem Traubenwascheffekt vergleichs­weise genügend gegeben.
RMS und die Hangschlepper erzielen gegen Peronospora den besten Behandlungserfolg aller Steillagenpflanzenschutzsysteme. Mit einem Mehrbefall von 11 % bis 16 % gegen­über diesen Mechanisierungslösungen zeigen Hubschrauber, SMS und Schlauchspritzung somit deutliche Defizite bei der Peronosporabekämpfung. Dies mag besonders damit zusammenhängen, dass die Benetzung von Pflanzenschutzmitteln der wichtigen Blattun­terseite (Eintrittspforte von Peronospora) bei diesen Systemen nicht in ausreichendem Maße sicher gestellt ist, durch das Unvermö­gen die Blätter durch den Gebläseluftstrom zu drehen.
Die Frage nach der Flächenleistung im di­rekten Bezug auf ein spezielles Mechanisie­rungssystem wurde indes leider nicht diffe­renziert genug formuliert. Viele Betriebe verwenden aufgrund unterschiedlicher Ge­ländestrukturen nicht ein universelles Pflanzenschutzsystem für alle Parzellen, sondern wählen einen betriebsspezifischen „Geräte-mix". Bei mehreren Systemen in einem Betrieb war es bei der Auswertung folglich nicht mög­lich festzustellen, welche Tagesleistung der angegebenen Systeme der Proband be­schreibt, welches Vegetationsstadium hierbei vorausgesetzt wird und wie günstig die Schlä­ge bezüglich der Feld-Hofentfernung liegen. In der Umfrage ist es daher nicht gänzlich gelungen, die existierenden Pflanzenschutz­systeme hinsichtlich der Relation von Flä­chenleistung zu Behandlungserfolg näher zu untersuchen.
 

EFFIZIENZSTEIGERUNG UND SCHLAGKRAFTERHÖHUNG IM PFLANZENSCHUTZ

Die Hälfte der in der Umfrage beschriebenen Steilhangflächen weisen ausreichende Zei­lenbreiten mit einer potenziellen Befahrbar­keit von größeren Mechanisierungslösungen auf. Der Einsatz durch überzeilige Geräte und die einhergehende Effizienzsteigerung ist hier, ungeachtet des zur Verfügung stehenden Vor­gewendes, also prinzipiell gegeben.
Im Steilhang wirtschaften jedoch nur 6,7 % der Betriebe mit dieser Technik, im Direktzug sind es hingegen 29 %. Die Überzeilentech­nologie im Hang ist, wie vermutet, noch nicht weitläufig adaptiert. Von den betriebenen Überzeilengeräten sind 47 % luftunterstützt, 53 % ohne Gebläsevorrichtung. Da es sich insgesamt jedoch nur um 19 Probanden han­delt, ist es sehr schwierig eine Aussage über die Applikationsqualität von Geräten mit oder ohne Luft zu erzielen. Hier sei auf die Ergebnisse des ersten Berichtes der Umfrage im Direktzug verwiesen, dessen Teilnehmerum­fang generell deutlich höher war.
Um die Pflanzenschutzbehandlungen auf anderem, nicht technologischem Wege zeit­lich zu verkürzen, greifen viele Winzer auf oftmals zu risikobelasteten Methoden.
Sowohl im Direktzug als auch in Steillagen gaben 50 % der Betriebe an, in der gesamten Vegetation nur jede zweite Zeile beim Pflan­zenschutz zu befahren. Diese Betriebe schei­nen, laut Umfrageergebnisse, mit nur einsei­tiger Applikation gleiche Behandlungserfolge zu erzielen wie diejenigen, die beidseitige Applikation praktizieren (Teil 1 des Berichtes).
Das Gefahrenpotenzial der einseitigen Be­handlung liegt aber besonders in der Un­flexibilität gegenüber einem zeitgemäßen Bodenmanagement. Meist ist nur jede zweite Gasse begrünt und die offene Gasse ist nach Niederschlägen nicht befahrbar.
Wechselzeilige Strohabdeckung in Steilla­gen darf ebenfalls wegen der Gefahr einer Bodenverdichtung nicht befahren werden. Ein alternierendes einseitiges Befahren bei zwei aufeinander folgenden Pflanzenschutzbe­handlungen kann also bei langen Regenperi­oden besonders in Hanglagen nicht praktiziert werden. In solchen Schlechtwetterperioden steigt das Risiko eines Krankheitsbefalls bei einseitiger Behandlung somit exorbitant an.
 

STEILLAGENVOLLERNTER ALS MEHRZELLIGES PFLANZENSCHUTZGERÄT NUTZEN

In der Umfrage wurde ebenfalls die potenziel­le Verwendung des damals in der Konstrukti­on befindlichen Steillagenvollernters (StGT), auch als mehrzeiliges Multifunktionsfahrzeug, diskutiert. Mittlerweile wurde die For­schung an diesem speziellen Fahrzeug zwar eingestellt, jedoch ist die Praxismeinung zum generellen Prinzip einer solchen Technologie natürlich immer noch von Interesse.
Ein Drittel der befragten Winzer gab an, dass der StGT nach erlangter Serienreife theoretisch in deren Betrieb genutzt werden könnte. Auf die Fläche bezogen gaben von 226 Winzern 60 % an, dass die Befahrbarkeit mit dem StGT auf über 50 % ihrer Flächen the­oretisch gewährleistet sei, da gut befahrbare Zuwege, eine Wendemöglichkeit von mindes­tens 5,5 m und ausreichend breite Zeilen vor­handen sind. Nur 4 % befinden das Gerät für ungeeignet im gesamten Betrieb.
Über die Hälfte der Auskunft erteilenden Winzer steht den Zukunftschancen der Ma­schine allerdings kritisch gegenüber, was Abbildung 8 veranschaulicht. Dies mag an den hohen Erwartungen liegen, die gleich zu Be­ginn an die Steilhangerntetechnik gestellt wurde, ohne die Geduld aufzubringen, die langwierige Entwicklungsphase eines Proto­typs abwarten zu wollen. Die Entwicklung der Erntemaschinen für den Direktzug hat 20 Jah­re gedauert und im Steilhang soll die Technik bereits nach fünf Jahren serienreif sein.
In der Fragebogenrubrik „weitere Bemer­kungen" wird die Maschine von verschiede­nen Probanden als zu schwer und zu unbeweg­lich für den Steillagenweinbau beschrieben.
Mitunter sind diese Zweifel an der aktuellen Bauform des StGT durchaus berechtigt.
Ungeachtet der nach Umfrageergebnissen ausreichenden Zeilenbreiten, führen Flä­chen- und Infrastruktur im Steilhang zu er­heblichen Nutzungseinschränkungen des StGT. In vielen Gemarkungen verhindert die kritische Infrastruktur mit beengten Vorge­wenden die Einfahrt in die Anlagen. Oftmals wirken unzureichend befestigte Fahrbahn­oberflächen der Standfestigkeit des Trans­portanhängers entgegen. Auch müssen hohe Rüst- und Wegezeiten durch kleine Parzellen­größen beachtet werden.
 

PROBLEMATIK DER HUBSCHRAUBERSPRITZUNG

Die Behandlung von Reben aus der Luft ist die arbeitswirtschaftlich effizienteste Methode des Pflanzenschutzes. Allerdings äußern mehrere Fachautoren Bedenken zum Be­handlungserfolg von Hubschrauberspritzun­gen. Nach den Erkenntnissen von Treis (2010) reicht der Schutzeffekt der Hubschrauberspritzung bei schwachem Befallsdruck aus, bei starkem Krankheitsauftreten müssen die Spritzabstände verringert werden. Die Sprit­zung in das empfindliche Stadium der abge­henden Blüte sollte daher bodenseitig durch­geführt werden. Auch Böhme (2003) bemerkt, dass der pflanzenbauliche Effekt des luftseitigen Pflanzenschutzes im Ausmaß einer voll­kommenen Schutzwirkung höchst zweifelhaft sei. Bezogen auf die Behandlung von Peronospora bestätigt die Umfrage die Beobachtun­gen aus der Literatur. Auch wiesen mehrere Probanden unter dem Punkt „Weitere Bemer­kungen" nochmals explizit auf die Peronosporaproblematikbei Hubschrauberspritzun­gen hin.
Optisch betrachtet wird durch die senk­rechten Strömungen der Rotorblätter die nach innen gerichtete bogenartige Verwirblung des Sprühnebels beim Applizieren von PSM aus der Luft als Abdrift wahrgenommen (Schw­appach, 2006). Dies war einer der Gründe, warum der Pflanzenschutz mit Luftfahrzeu­gen EU-weit am 31.12.2011 grundsätzlich verboten wurde und der luftseitige Pflanzen­schutz nur noch mit Ausnahmegenehmigung zu realisieren ist.
 

ZUKUNFT: HUBSCHRAUBERALTERNATIVEN

Die Risiken und Folgen eines europaweiten Hubschrauberverbotes können anhand der Teilnehmeraussagen zum Thema „Alternati­ven nach Hubschrauberverbot" eruiert wer­den [siehe Abbildung 10]. 79 aller 277 Auskunft erteilen­den Betriebe nutzen den Hubschrauber als Pflanzenschutzgerät. Von den Auswirkungen eines Verbotes sind so 28,5 % der befragten Steillagenbetriebe direkt betroffen.
Unter Gleichsetzung der Antworten „Ro­dung" und „keine Alternative" stehen 33,1 % aller Teilnehmer dem Hubschrauberverbot negativ gegenüber und vermuten einen dras­tischen Flächenrückgang. 26,4 % hoffen auf überzeilige Lösungen, explizit ist hier der RMS-Sektor genannt. 22,3 % würden nach dem Wegfall des Hubschraubers wieder auf die manuelle Schlauchspritzung zurückgreifen und der Rest setzt unter anderem auf pilzresistente Reben („Piwis") oder hofft auf stetige Verlängerung der Ausnahmegenehmigungen.
Die Gesetzesvorgaben zur rückstandsmini­mierten Pflanzenschutzbehandlung sprechen jedoch vermehrt auch gegen die Schlauch­applikation und ebenfalls gegen eine nicht zeitgemäße Sprühtechnik. Bei der Anwen­dung des gezogenen Spritzschlauches kommt es bei Blättern und Trauben meist zu einer tropfnassen Applikation. Dies führt bei inten­siver Interpretation der Hygienevorschriften möglicherweise zu einem Produkt, das nicht in den Verkehr gebracht werden darf. Beson­ders die Rückstandsproblematik und Rückverfolgbarkeit muss in diesem Zusammen­hang bedacht werden. Der Winzer muss als Lebensmittelerzeuger im Falle eines Produkt­haftungsverfahrens als Beweis einer unbedenklichen Prozesskette die Durchführung eines modernen und sachgerechten Pflanzen­schutzes nachweisen. In Zukunft besteht demnach die Notwendigkeit, die Weiterent­wicklung einer modernen, wirtschaftlich und ökologisch vertretbaren Steillagenapplikation zu fördern, die vom Boden aus erfolgen kann.
 

REKULTIVIERUNG VON WEINBERGSBRACHEN

Ein grundsätzliches Bestreben, die über die fahre angefallenen Weinbergsdrieschen wie­der zu rekultivieren, ist stark ausgeprägt [siehe Abbildung 12]. In den Brachflächenkategorien von 5 % bis 30 % ist die Rekultivierungsoption bei 36,5 % bis 66,7 % aller Betriebe nach Markt­einführung einer guten Mechanisierungsal­ternative gegeben. Durchschnittlich würden 43,5 % der Winzer mit Bracheflächen eine Rekultivierung erwägen.
Im letzten Teil der Umfrage wurde für emo­tional geprägte Ansichten Platz geboten. Eine Auswertung dieser Kommentare erschloss weitere interessante Zusammenhänge, die nicht alle abgedruckt und kommentiert wer­den können.
Besonders die große Unsicherheit bezüg­lich der Zukunft des Steillagenweinbaus, die fatalen Folgen des Hubschrauberverbotes und die Entwicklung des Steillagenvollernters wurden dort kritisch thematisiert. Ausgewähl­te Kommentare der Weinbauunternehmer sind in der kompletten Fassung der Doktor­arbeit zu finden. Bei Interesse kann diese bei der Autorin angefordert werden.
 

ZUSAMMENFASSUNG

  • Umstrukturierungsmaßnahmen und Anla­geformen mit breiten Rebzeilen ermögli­chen zunehmend den Einsatz moderner Mechanisierungen in vielen Steillagenbe-trieben.
  • Ökologische Wirtschaftsweise gewinnt auch in Weinbausteillagen an Bedeutung.
  • Das Laubwandmanagement im Steilhang gleicht dem im Direktzug: 80 % der Betriebe führen starke oder moderate Entblätte­rungsmaßnahmen durch.
  • Überzeilentechnik im Hang ist mit 6,7 % noch weit unterrepräsentiert.
  • Im Steilhang verursachen nicht luftunter­stützte Pflanzenschutzgeräte und SMS-Gebläse einen höheren Peronosporabefall als Schlepper und RMS-Systeme.
  • Es gibt ein gewisses Nutzungspotenzial für den Steillagengeräteträger, die Chancen dieser Technologie werden jedoch als ge­ring eingestuft.
  • Als Alternative für die verbotene Hubschrauberspritzung kommen seitens der meisten Betriebe lediglich überzeilige RMS-Sprühgeräte oder die Rückkehr zur manu­ellen Schlauchspritzung in Frage.
  • Durchschnittlich erwägen 43,5 % der Be­triebe mit Brachflächenanteil eine Rekulti­vierung jener Flächen bei geeigneter Me­chanisierungslösung.

Die Forschungsanstalt Geisenheim ist eine der ältesten Forschungseinrichtungen des Wein- und Gartenbaus im deutschsprachigen Raum.
Im Rahmen einer engen Verknüpfung mit der Hochschule RheinMain werden in Geisenheim rund 1000 Studierende der Fachrichtungen Weinbau und Oenologie, Getränketechnologie, Gartenbau sowie Landschaftsarchitektur von den Mitarbeitern der Forschungsanstalt in Vorlesungen und Übungen mit betreut.
Ziel unserer Arbeit ist es, innovative Forschungen in anwendbare Handlungsansätze für die Praxis umzusetzen und anzubieten, um deren Konkurrenzfähigkeit zu stärken. Die zukünftigen Diplomingenieure, Bachelors und Masters sollen sowohl national als auch international Leitungsfunktionen in den von uns vertretenen Industrien übernehmen können.

Medium

 
  • Die Forschungsanstalt Geisenheim ist eine der ältesten Forschungseinrichtungen des Wein- und Gartenbaus im deutschsprachigen Raum.
  • Im Rahmen einer engen Verknüpfung mit der Hochschule RheinMain werden in Geisenheim rund 1000 Studierende der Fachrichtungen Weinbau und Oenologie, Getränketechnologie, Gartenbau sowie Landschaftsarchitektur von den Mitarbeitern der Forschungsanstalt in Vorlesungen und Übungen mit betreut.
  • Ziel unserer Arbeit ist es, innovative Forschungen in anwendbare Handlungsansätze für die Praxis umzusetzen und anzubieten, um deren Konkurrenzfähigkeit zu stärken. Die zukünftigen Diplomingenieure, Bachelors und Masters sollen sowohl national als auch international Leitungsfunktionen in den von uns vertretenen Industrien übernehmen können.
Werbung