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Zubehör, 10.03.2012

MASCHINEN ZUM ALTHOLZ AUSHEBEN

Seit etwa zwei Jahren scheint Bewegung in die Mechanisierung des Rebschnitts zu kommen.
Insbesondere Videos im Internet aus Neuseeland zeigen eine völlig neue Gerätetechnik, mit der offensichtlich das Ausheben des Altholzes maschinell erledigt werden kann: Eine Präsentation dieser Technik und eine Einschätzung zu den Möglichkeiten im deutschen Weinbau.
Bereits 2008 hat die neuseeländische Firma Langlois Videos von einem Gerät zum Herausziehen des Altholzes mit der Bezeichnung Vine Stripper ins Internet gestellt.


 

VINE STRIPPER

Der Vine Stripper arbeitet mit zwei gegenüberliegenden, hydraulisch angetriebenen Reifen. Diese laufen gegenläufig über der Zeile und erfassen an ihrem Berührungspunkt die Triebspitzen und ziehen die vorher an der Bogrebe manuell abgeschnittenen Triebe  beziehungsweise Bogrebenteile nach oben aus dem Drahtrahmen. Eine horizontal angebrachte Stange zwischen den Reifen soll ein Einziehen von Drähten in die rotierenden Reifen verhindern. Oberhalb der Reifen ist entweder ein Führungsblech angebracht,  welches die gestrippten Triebe in einem Schwad ablegt, oder ein aufgebauter Häcksler (Schredder) zerkleinert gleich das  rausgezogene Holz.
Für das Verfahren des Strippens gibt es Patente der Firma Langlois (Neuseeland) und der Winzer Bermes und Weiß aus Rheinhessen. Die französischen Firmen Collard und Kirogn haben von Langlois eine Lizenz für den Vertrieb.
In Deutschland vertreibt die Firma Krumm aus Malterdingen Collard-Geräte. Ob der Vine Stripper über diese Firma in Deutschland künftig zu beziehen ist, war bei Abfassung des Berichts (Dezember 2010) noch nicht klar. Die Funktionstüchtigkeit und die  Nachfrage werden wohl darüber entscheiden. Im Winter 2008/09 haben die Firmen ERO und Freilauber einige Tests mit Prototypen gemacht. Beide Firmen verfolgen diese Technik aber nicht weiter, weil sie vom Arbeitsergebnis nicht überzeugt waren  beziehungsweise die Lizenzvergabe sich als schwierig erwies. Unabhängig davon haben jedoch einige Winzer eigene Geräte  konstruiert.
Aufgrund der fehlenden Verfügbarkeit von Geräten liegen in Deutschland bisher nur wenige praktische Erfahrungen im Umgang mit Strippern vor. Sicher ist, dass für einen weitgehend störungsfreien Einsatz bestimmte Voraussetzungen in den Anlagen gegeben  sein müssen. Im Einzelnen sind dies:
  • Stabiler Drahtrahmen (feste Endstickel, haltbare Anker, intakte Biegdrähte),
  • gut gespannte und gut befestigte Drähte (ruckartiges Ziehen),
  • keine um den Biegdraht gewickelten Bogreben,
  • ausreichende Trieblänge (30bis 40 cm) über dem oberenDraht, damit die rotierenden Reifen die Triebspitzen greifen können,
  • Triebe möglichst aufrechtwachsend, ordentliche Heftarbeit erforderlich,
  • möglichst wenige Rankmöglichkeiten im Drahtrahmen (zum Beispiel nur zwei bewegliche Heftdrahtpaare).
Zudem sind vor dem Einsatz des Vine Strippers verschiedene Vorarbeiten erforderlich, wie: 
  • Ablegen des unteren Heftdrahtpaares,
  • Anschnitt der Fruchtruten (Anschnittlänge nicht über dem oberen Draht),
  • mehrmaliges Durchschneiden der alten Bogrebe (vornehmlich an Astgabeln) oder
  • Bogrebe ganz freischneiden – besonders empfehlenswert, wenn noch feste Drähte installiert sind und die Rebsorte stark rankt.
Da beim Rausziehen des verrankten Altholzes sehr starke Zugkräfte wirken, werden insbesondere die Biegdrähte und die  Endpfähle stark beansprucht. Zur Schonung der Unterstützungsmaterialien müssen die Triebe möglichst frei sein. Das heißt, im Extremfall müssen alle Triebe an der alten Bogrebe abgeschnitten und vor dem Strippen entfernen werden. Dies ist bei einem  Drahtrahmen mit zusätzlichen festen Rankdrähten und gut rankenden Rebsorten unbedingt zu empfehlen, will man größere Schäden  ermeiden. Dadurch erhöht sich allerdings der Aufwand beim Anschnitt. Bei einem Drahtrahmen mit zwei beweglichen  Heftdrahtpaaren kann ein mehrmaliges Durchschneiden der alten Bogrebe ausreichend sein. Die Astgabeln müssen aber beseitigt werden, da ansonsten starke Zugkräfte auf die Biegdrähte wirken, die sogar bewirken können, dass sie reißen.
Selbstverständlich spielt auch hier die Rankfähigkeit der Rebsorte eine wichtige Rolle. Bei langen Zeilen entsteht zusätzlich das  Problem einer ungleichmäßigen Drahtbelastung. Der gestrippte Teil ist von der Reblast befreit und die Drähte hängen weitgehend  waagerecht, während im nicht gestrippten Teil der Anlage die Heftdrähte durch die Reblast weiter nach unten gezogen werden.  Insbesondere zwischen den letzten Stickeln einer Zeile wird das obere Heftdrahtpaar stärker nach unten gezogen. Durch das ruckartige Ziehen des Strippers entstehen starke Schläge auf die Heftdrähte. Ist die Spannung zu gering, können diese beim Hochschnellen von den rotierenden Reifen erfasst werden, was ein Abreißen zur Folge hat. Es können auch Pfähle mit hochgezogen werden.


Beim Cane Pruner werden die Drähte mit den Bogreben
und Trieben angehoben, eingezogen und das Rebholz gehäckselt               Cane Pruner im Einsatz. Die Rebstöcke werden recht sauber ausgehoben
 

ARBEITSWIRTSCHAFTLICHE BETRACHTUNG

Für das manuelle Ausheben des Altholzes werden, in Abhängigkeit von der Rebsorte, dem Standraum und der  Drahtrahmengestaltung, rund 25 bis 50 Akh/ha benötigt. Durch den Einsatz des Vine Strippers entfällt das Rausziehen des Altholzes fast vollständig. Es sind nur Nacharbeiten in geringem Umfang (Rausziehen hängengebliebener Holzreste) vorzunehmen, die etwa 5 bis 9 Akh/ha beanspruchen. Auch das Rebholzhäckseln kann eingespart werden, indem man auf den Stripper einen Häcksler baut  oder einen Häcksler am Schlepperheck mitlaufen lässt. Mehraufwand gibt es allerdings beim Anschnitt, da die Bogrebe mehrmals  zerkleinert werden muss beziehungsweise sogar alle Triebe an der Bogrebe abgeschnitten werden müssen. Dies erfordert beim  Anschnitt in Abhängigkeit von der Intensität des Freischneidens eine Mehrarbeit von rund 10 bis 20 Akh/ha. Insgesamt ist beim Vine  Stripper mit einer Arbeitszeitersparnis von etwa 10 bis 30 Akh/ha zu rechnen.
Allerdings kommt es auch zu einer Verlagerung der Arbeit. Das Ausheben, welches in vielen Betrieben von Aushilfskräften vorgenommen wird, wird stark erleichtert und beschleunigt, während sich der Aufwand für den Anschnitt erhöht. Da dieser von Facharbeitskräften durchgeführt wird, ist diese Umverteilung nicht unbedingt sinnvoll. Werden Aushilfskräfte zum Rausziehen des  Altholzes eingesetzt, so sollten diese – nachdem die Fruchtrute angeschnitten ist – auch das restliche Freischneiden der Bogrebe  erledigen.
 

Cane Pruner, Seitenansicht. Das Rebholz wird von der Einzugvorrichtung ergriffen und der Häckslerwelle zugeführt.
Das gehäckselte Rebholz wird seitlich ausgeworfen (links). Neu konstruierter Anbaumast für den Cane Pruner (rechts).             Bilder: Walg, ERO

CANE PRUNER

Ebenfalls neu ist der Cane Pruner (Rebholzentferner). Seit Januar 2010 besitzt ERO die Lizenz für die Produktion, die Entwicklung  und den Vertrieb des Cane Pruners weltweit.
Im Gegensatz zum Vine Stripper wird beim Cane Pruner das Rebholz nicht nach oben aus dem Drahtrahmen gezogen, sondern der  Drahtrahmen wird samt Bogrebe und Trieben angehoben und durch die Maschine geführt. Das am Drahtrahmen hängende Rebholz wird beim Durchlaufen der Maschine mittels einer speziellen Häckseleinrichtung zerkleinert und so vom Drahtrahmen abgetrennt. 
Die wesentlichen Bauteile des Cane Pruners sind eine Einzugvorrichtung zur Aufnahme des Rebholzes und der Drähte, eine mit Messern bestückte Häckselwelle und ein Drahtkanal zur Drahtführung. Die Einzugvorrichtung besteht aus einer Art Felge mit hohen Felgenhörnern als unteres Einzugsrad und einem Reifen als oberes Einzugsrad. Bei geschlossenem Einzug greift der Reifen in die Form (Einbuchtung) des unteren Einzugsrades. Zum Öffnen des Einzugs wird das obere Einzugsrad (Reifen) über einen doppeltwirkenden Zylinder nach oben geschwenkt. Um das Rebholz besser greifen und einziehen zu können, ist das untere Einzugsrad mit Förderfingern und das obere Einzugsrad mit einem sehr grobstolligen Reifenprofil und einem Zahnring ausgestattet. Zur besseren Zuführung des Rebholzes ist vor dem Einzug ein abgeschrägtes Einführblech angebaut.
Bei sehr lose im Drahtrahmen hängenden Rebholz kann zur Verbesserung der Zuführung das Einführblech gegen eine vertikal  rotierende Schnecke ausgetauscht werden. Hinter der Einzugvorrichtung befindet sich ein schmaler Kanal zur Führung des Drahtes. Links und rechts vom Drahtkanal rotieren jeweils mehrere Messer, die auf einer Häckselwelle angeordnet sind und das Rebholz zerkleinern.
Zur Aufnahme des Rebholzes und der Drähte wird der Cane Pruner etwa fünf bis sechs Meter hinter dem Endpfahl seitlich an der  eile abgesenkt. Durch Hochschwenken des oberen Einzugsrades wird der Einzug geöffnet. Die frei beweglichen und nach unten  hängenden Drähte (Bieg- und Heftdrähte) werden von der Einzugwelle aufgenommen und in den Drahtkanal geführt. Zum Schließen des Einzugs wird das obere Einzugsrad wieder hydraulisch nach unten geschwenkt. Anschließend wird der Cane Pruner angehoben, so dass die Drähte Spannung bekommen und seitlich von der Zeile etwas weggezogen werden. Über die gegenläufige  Rotation der Einzugsaggregate und die Vorwärtsfahrt des Schleppers wird das an den Drähten hängende Rebholz den Häckselmessern zugeführt. Diese zerkleinern das Rebholz und werfen es seitlich aus, ohne die im Drahtkanal laufenden Drähte zu erfassen.
Diese neue Technik des Aushebens und Zerkleinerns arbeitet sehr effektiv, bedarf aber einiger Umstellungen am Drahtrahmen. Will  man diesen technischen Fortschritt nutzen, müssen Arbeitsweise und Drahtrahmengestaltung an dieses System angepasst  werden. Im Einzelnen sind folgende Punkte zu beachten:

ANLAGENGESTALTUNG

  • Keine festen Drähte, Biegund Rankdrähte müssen aushängbar sein. Bei zwei Biegdrähten (Halbbogen) genügt es, wenn der  obere frei beweglich ist.
  • Bieg- und Rankdrähte sollten innerhalb einer Gasse (abwechselnd linke und rechte Pfahlseite) angebracht sein, um Leerfahrten zu vermeiden. Vorzugsweise in der begrünten Gasse.
  • Drähte sollten zum geringfügigen Entspannen am Endpfahl leicht zu lockern sein (zum Beispiel mit Heftkettchen oder Spannfedern).
  • Einzulegende Drähte müssen am Endpfahl sicher befestigt sein.
  • Drahtspanner dürfen nur bis zum ersten Zeilenpfahl montiert sein, da diese am Drahtkanal hängen bleiben und so zum Zerreißen der Drähte führen würden. Als Drahtverbinder sind nur schmale, runde Hülsen geeignet.
  • Edelstahldrähte sind weniger geeignet, da sie sehr glatt sind (Holz wird mitgeschoben) und eine geringe Dehnung haben, was bei größerer Zugbelastung schnell zum Reißen führt.
  • Zn-Al-Drähte (zum Beispiel Crapal) sind gut geeignet. Sie sind rauer und haben eine höhere Dehnfähigkeit.
  • Je besser der Halt der Bogrebe am Draht ist, desto besser  wird das Holz eingezogen. Gut geeignet sind deshalb um den Draht  gewickelte Bögen, wie häufig beim Flachbogen praktiziert. Beim Halbbogen ist ein einmaliges Wickeln um den oberen Biegdraht  ebenfalls vorteilhaft, aber nicht unbedingt notwendig.

Vorarbeiten
  • Anschnitt der Fruchtruten, dabei Ranken entfernen, ansonsten können die angeschnittenen Fruchtruten am Draht oder an   Nachbartrieben hängen bleiben und mitgezogen werden. Ein weiteres Durchschneiden und Teilen der alten Bogrebe muss unterbleiben (besserer Einzug).
  • Beim Halbbogen die Bindungen am unteren Biegdraht lösen. Ebenso die Schnabeltriebe unter dem unteren Biegdraht  abschneiden, sofern sie eine Astgabel bilden.
  • Drähte auf der Fahrseite aus den Haken hängen. Dabei Klammerungen an den Heftdrähten lösen. Beim Halbbogen bleibt der untere Biegdraht fest.
  • Die einzulegenden Drähte dürfen nicht zu stramm sein, eventuell müssen sie etwas gelockert werden.
  • Für die Aufnahme der Drähte ist es notwendig, am Zeilenanfang die ersten fünf bis sechs Meter freizuschneiden (Ruten anschneiden und Altholz ausheben). Die letzten fünf bis sechs Meter jeder Zeile müssen ebenfalls manuell ausgehoben   werden, da das Gerät wegen der zunehmenden Drahtspannung am letzten Zeilenpfahl die Drähte wieder ablegen muss.
  • Die Heftdrähte auf der gegenüberliegenden Pfahlseite müssen gut gespannt sein, sonst können sie auf die andere Seite springen und von der Einzugvorrichtung erfasst werden. Es genügt, den oberen Heftdraht am ersten oder zweiten Zeilenpfahl in eine tiefere Hakenstation zu hängen, um eine ausreichende Straffung zu erreichen.
Nacharbeiten
  • Verbliebenes Restholz aus dem Drahtrahmen entfernen.
  • Drähte wieder in die entsprechenden Drahtstationen hängen.
  • Gelockerte Drähte wieder nachspannen.
Arbeitswirtschaftliche Betrachtung
Die Auflistung zeigt, dass  doch einige Änderungen in der  Arbeitsweise vorgenommen  werden müssen. Angesichts des  beträchtlichen Einsparpotenzials,  das mit dem Einsatz des  Cane Pruners erreichbar ist,  wird man diese in Kauf nehmen.  Die Zeiteinsparung ist sehr stark von der Zeilenlänge abhängig, da die ersten vier bis sechs Stöcke an jedem Zeilenanfang und -ende manuell ausgehoben werden müssen. Deshalb vergrößert sich mit zunehmender Zeilenlänge der Einspareffekt. Grob geschätzt  ist bei Zeilenlängen ab 100 Metern aufwärts bei gut rankenden Rebsorten mit einer Zeitersparnis von etwa 20 bis 40 h/ha zu rechnen.
Zeitreduzierend schlägt bei dem Verfahren weiterhin zu Buche, dass das Rebholzhäckseln entfällt, Heftdrähte nicht abgelegt und die Bögen beim Anschnitt nicht nochmals durchtrennt werden müssen. Für die verschiedenen Vor- und Nacharbeiten muss man  allerdings einen zusätzlichen Zeitbedarf von etwa 10 bis 15 h/ha veranschlagen.
Nicht zu unterschätzen ist die enorme körperliche Entlastung, da das mühsame Ausheben weitestgehend entfällt und nur noch  leichtere Vor- und Nacharbeiten zu verrichten sind. Bei gut vorbereiteten Anlagen kann der Cane Pruner mit einer  Geschwindigkeit von fünf bis acht km/h fahren, wodurch eine Stundenleistung von etwa 0,5 bis 0,8 ha erreicht werden kann.

Ausblick und momentaner Stand der Entwicklung
Die Firma ERO hat 2010 den Cane Pruner in Deutschland und in Neuseeland intensiv getestet und dabei auch einige technische  Verbesserungen realisiert. Der Frontladeranbau ist in Deutschland kaum realisierbar, weshalb ein neuer Anbaumast konstruiert  wurde, der funktional einem Baggerarm nachempfunden wurde. Die Hubhöhe beträgt 2,2 m und das Gewicht mit Hubmast liegt  derzeit bei 485 kg. Hinzu kommt das Hydraulikaggregat am Schlepperheck mit einem Gewicht von 400 kg. Verfügt der Schlepper  über ein Hydrauliksystem mit zwei Ölkreisen ( 65 und 35 l/min), kann der ERO Cane Pruner auch ohne Hydraulikaggregat betrieben werden. In diesem Fall empfiehlt sich aber eine Gegenballastierung am Schlepperheck. Bedient wird der Cane Pruner über einen Joystick, wie er von der ERO-Komfortsteuerung bekannt ist.
In diesem Winter baut ERO fünf Geräte. Ein Gerät dient zu Vorführungen und weiteren Versuchen. Ab dem Winter 2011/12 soll  eine größere Stückzahl produziert werden. Interessant ist der Cane Pruner vor allem für Lohnunternehmer, Großbetriebe und  Betriebsgemeinschaften. Aufgrund noch spärlicher Untersuchungsergebnisse und einer bislang noch groben Kostenschätzung, können derzeit keine exakten Angaben über eine mögliche Rentabilitätsgrenze des Geräts gemacht werden. Nach persönlicher Einschätzung des Verfassers dürfte bei gut rankenden Rebsorten oberhalb eines Einsatzumfanges von 25 ha eine Wirtschaftlichkeit gegeben sein.



Maschinelles Ablegen der Heftdrähte 
Das maschinelle Ablegen meist beider Heftdrahtpaare wird bisher nur von wenigen Betrieben praktiziert. Bei diesem Verfahren werden die Heftdrähte in Scheiben, Rollen oder Bügel eingehängt, die an einem Rahmen montiert sind. Der Anbaurahmen kann am Heck, an der Front oder unmittelbar vor der Schlepperkabine installiert sein. Wichtig ist, dass sich die Drähte vom Fahrersitz aus leicht ein- und aushängen lassen, was durch eine hydraulische Höhen-, Seiten- und Neigungsverstellung des Rahmens möglich  ist. In der Regel werden beidseitig die Heftdrähte einer Gasse eingehängt. Überzeilige Anordnungen sind seltener Nach dem Einhängen wird der Rahmen angehoben, sodass die Drähte straff gespannt sind. Durch die Spannung und die  Fahrgeschwindigkeit werden die Ranken an den Drähten abgerissen. Dabei sind Fahrgeschwindigkeiten um zehn km/h möglich.  Am Ende der Zeile wird der Rahmen wieder gesenkt und die Heftdrähte werden aus den Aufnahmestationen gelegt. Danach  kann das Altholz mühelos entfernt werden, da es völlig frei steht. Falls die Heftdrähte zwischen zwei Pfählen geklammert werden, sollte dafür Bindematerial (zum Beispiel Bindedrähte) genommen werden, das sich durch die Spannung leicht löst.  Haltbare Materialien, wie Metall- oder Kunststoffklammern, müssen vor einem maschinellen Drahtablegen entfernt werden. Nachteilig bei diesem Verfahren ist, dass bei den meisten Hakensystemen die Drähte sich nicht maschinell aus den Haken aushängen lassen, sondern vorher von Hand ausgehängt werden müssen. Dies erfordert einen Zeitaufwand von rund 2,5 bis 3 Akh/ha. Lediglich bei Metallpfählen mit außenliegenden offenen Haken besteht die Möglichkeit, dass die Drähte maschinell ausgehängt werden können. Allerdings dürfen bei der Vollernterlese die Haken nicht in die Ösenöffnungen geschlagen werden.  Dies ist aber bei vielen außenliegenden Haken der Fall. In diesem Punkt von Praktikern günstig bewertet wird der taillierte S-Haken von Reisacher. Eine weitere Verbesserung in dieser Hinsicht könnte der neue rückgebogene RHaken von der gleichen Firma bringen.
Weiterhin besteht bei zwei abgelegten Heftdrahtpaaren die Gefahr, dass diese beim späteren Heften vertauscht werden. Aus  diesem Grund hat die Firma ArcelorMittal 2009 einen farbigen Draht (Crapal Color) auf den Markt gebracht. Damit kann ein  Vertauschen der Heftdrahtpaare vermieden werden.
Nachteilig kann auch sein, dass das Altholz nach Ablegen beider Heftdrahtpaare keinen Halt mehr hat und es unter Windeinwirkung in die Zeile kippt. Deshalb sollte nach dem Ablegen der Heftdrahtpaare der Rebschnitt zügig durchgeführt werden.
Ferner muss beachtet werden, dass beim Abreißen der Ranken Zugkräfte auf die Drähte wirken, die sich bis zum Endpfahl  fortsetzen. Dadurch ergeben sich Belastungen auf die Heftkettchen beziehungsweise die Hefthaken oder Kettennägel am  Endpfahl. Diese können unter den Spannungen leicht abreißen. Deshalb werden in der Regel die Heftdrähte am Endpfahl fest  installiert und mit Drahtspannern zum Nachspannen versehen.
 

MASCHINELLES DRAHTABLEGEN KOMBINIERT MIT MASCHINELLEM AUSHEBEN MIT EINEM LAUBSCHNEIDER

Eine andere Variante des maschinellen Aushebens hat der Winzer Jung aus Geisenheim (Rheingau) entwickelt. Bei diesem Verfahren werden, wie bereits beschrieben, zuerst beide Heftdrahtpaare mit einem Drahtablegegerät abgelegt. Anschließend erfolgen der Anschnitt und das Putzen der Fruchtruten, wobei gleichzeitig die abgeschnittenen Bogreben mit den verbliebenen Trieben umgelegt werden, sodass sie in die Gassen ragen. Ein zusätzlicher Arbeitsaufwand ist mit dem Umlegen der Bogreben nicht verbunden.


Drahtablegegerät für eine beidseitige Aufnahme zweier Heftdrahtpaare
Bild: Jung




Für das Abschneiden mit dem Laubschneider werden die abgetrennten Bogreben zur Gassenmitte hin umgelegt.

Mit einem umgebauten Laubschneider werden die in die Gasse ragenden Triebteile abgeschnitten.
Bilder: Jung (2), Walg

Nachdem die Triebe von dem Laubschneider abgeschnitten sind, können die verbliebenen Bogrebenteile einfach und zügig aus dem Drahtrahmen entfernt werden

Da die abgeschnittenen Rebteile frei stehen, fallen sie fast von selbst in die Rebgasse. Ein weiteres Durchschneiden der Bögen  erübrigt sich beim Flachbogen, beim Halbbogen wird dieser einmal am oberen Biegdraht durchtrennt. Die abgeschnittenen Bogreben werden abwechselnd in einer Zeile nach links und in der anderen Zeile nach rechts in die Gasse umgelegt, sodass die  Bogreben beider Zeilen in eine Gasse (begrünte Gasse) ragen. Das Arbeitspersonal steht hierbei gegenüber in der offenen  Gasse. Anschließend wird das in die Gasse ragende Holz mit einem zweiseitigen Laubschneider abgeschnitten. Ein zur Gasse  hin abgewinkeltes Blech am unteren Teil des Laubschneiders lenkt das Rebholz zur Gassenmitte. Ein Häcksler am Heck des  Schleppers sorgt für die restliche Zerkleinerung des Holzes. Die Fahrgeschwindigkeit liegt bei drei km/h, wobei immer in  Biegerichtung der Bogrebe gefahren wird.Um Leerfahrten zu vermeiden, wird deshalb beim Biegen jeweils nach sechs Zeilen die Biegerichtung gewechselt. Die, nach dem Schnitt im Drahtrahmen verbliebenen Holzteile können anschließend mühelos und sehr zügig manuell entfernt werden. Hierfür ist nur noch ein Arbeitsaufwand von acht bis zehn Akh/ha erforderlich.Ein ähnliches System hat der Winzer Korb aus Wachenheim (Pfalz) entwickelt. Auch bei diesem Verfahren werden nach dem  Anschnitt der Fruchtruten die abgeschnittenen Bogreben samt Trieben in die Gasse gedrückt und anschließend mit einem  aubschneider abgeschnitten. Damit das Holz gut aus dem Drahtrahmen befördert wird, ist bei diesem System am unteren Ende  des Laubschneiders ein rotierendes Rad montiert, das Rebteile erfasst und aus dem Drahtrahmen zieht.

Medium

Rebe & Wein ist ein Fachmagazin für Weinbau und Weinwirtschaft mit  Kernverbreitungs-gebiet Württemberg und Franken. Erscheinungsweise monatlich, verbreitete Auflage rund 5800, verkaufte Auflage rund 5400 (IVW). Das Magazin bietet Fachinformationen für Winzer und Weinerzeuger, von der Anbautechnik der Reben bis zum Verkauf der Flaschen. Daneben gibt es Brancheninformationen von regional bis weltweit. Jährlich mehrere Sonderpublikationen zu ausgewählten Fachthemen ergänzen das Angebot des Monatsheftes. Rebe & Wein ist zudem Organ der Weinbauverbände in Württemberg und Franken.

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