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Befestigungsmaterial, 09.03.2012

DRUM PRÜFE, WER REBEN BINDET

Winzer finden heute eine breite Auswahl unterschiedlicher Bindematerialien vor: Ein Überblick zu Kosten und Arbeitszeitbedarf sowie zur Stabilität verschiedener Bindematerialien.
Das akkubetriebene Pellenc-Bindegerät AP25 wurde mit kunststoffummanteltem Draht getestet. Der Kunststoff ist perforiert, um eine spätere Verrottung zu beschleunigen. Die Bindung ist sehr stabil und hält direkt nach der Bindung im Schnitt eine große Belastung von 130 N (Newton), bevor der Draht reißt (in der Regel nicht die Bindung). Nachteilig ist, dass die Bindung im nächsten Frühjahr beim Entfernen des Rebholzes noch so fest ist, dass sie nicht einfach abgerissen werden kann, sondern aufgeschnitten werden muss. Alternativ kann das kunststoffummantelte Standard-Band, ein Papier- Band, ein Edelstahl-Band oder ein Bio-Band, das  innerhalb einer Saison verrotten soll, verwendet werden. Trotz hoher Arbeitsgeschwindigkeit ist das Arbeiten mit dieser Zange wenig belastend (Sehnenscheidentzündung). Pro Bindung wird eine Draht- beziehungsweise Bandlänge von 14 cm verbraucht, die Wicklungszahl ist einstellbar. Die Zange wiegt 890 g, der Akku-Gürtel 1800 g. Die Anschaffungs- und Materialkosten dieses Bindesystems sind im Test-Vergleich hoch.



Beim Max-Tapener HTB handelt es sich um eine leichte Bindezange. Ihre Stabilität ist geringer als die anderer Bindezangen, allerdings sind auch die Anschaffungskosten relativ niedrig. In der Regel wird der Max-Tapener zum Aufbinden in Junganlagen verwendet (die Bänder schneiden nicht ein), er kann aber auch genutzt werden, um Fruchtruten am Biegedraht zu befestigen. Die zur Auswahl stehenden Bänder unterscheiden sich hinsichtlich Material, Stärke und Lauflänge pro Spule (16, 20 oder 26 m je nach Materialstärke). Im Test erwies sich das relativ dicke rote 16 m-Band aufgrund seiner rauen Oberfläche als nicht besonders leichtgängig – im Gegensatz zum silberfarbenen 26 m-Band. Bei Belastungstests unterschieden sich die beiden Kunststofftypen nur wenig. Bei beiden Bändern riss die Bindung an der Klammerstelle auf.
Getestet wurde auch eine Neuentwicklung aus Krepp-Papierband mit einer Lauflänge von 20 m. Das Band verrottet nach einiger Zeit rückstandsfrei. Das raue Band war nicht leichtgängig abzuwickeln, die Stabilität bei den Belastungstests war im trockenen Zustand nur etwas geringer als bei den Kunststoffbändern, im feuchten Zustand ließ sie jedoch drastisch nach. Beim Binden von Halbbögen reißt das Papierband leicht ein, wodurch sich die Bindung lösen kann.
Der Bandbedarf pro Bindung beträgt jeweils etwa 7 cm, sodass – je nach Bandlänge – bereits nach 230 bis 370 Bindungen nachgeladen werden muss. Noch häufiger müssen die Klammern nachgeladen werden, da im Magazin nur eine Stange mit 172 Klammern Platz findet. Zum Nachladen des Bandes wurden rund 43 Sekunden, zum Nachladen der Klammern 30 Sekunden benötigt. Damit beträgt der Ladevorgang zwei bis vier Prozent der gesamten Bindezeiten.
Ähnlich konstruiert ist die Simes-Bindezange Mod. 145, die hier nicht getestet wurde.



Die Attalink-Bindezange wurde mit Standardband (baumwollumhüllter Naturgummi) getestet. Alternativ wird ein Langzeitband sowie ein feiner Faden angeboten. Die Bänder werden beim Binden durch eine Klammer geschossen, die aus einem Aluminiumband gestanzt ist. Das Gerät arbeitet im Funktionsablauf ähnlich einer Max-Tapener-Zange, wobei mit der Attalink-Zange im direkten  ergleich pro Spule deutlich mehr Bindungen möglich sind. Das Gummiband ist sehr elastisch. Bei den Stabilitätsmessungen mit gleichmäßig ansteigender Belastung rutschte das Gummiband stets ziemlich schnell aus der Metallumklammerung. Damit sind Attalink-Bindungen eher für Flachbögen als für Halbbögen geeignet, bei denen höhere Zugkräfte aufgefangen werden müssen. Das Attalink-Band ist das teuerste aller in diesem Test untersuchten Bindematerialien.



Die Beli-Bindezange (Seibert Gerätebau GmbH, Barbelroth) ist hinsichtlich der variablen Kosten sehr günstig, da dünner, verzinkter Draht verwendet wird und der Materialbedarf sehr gering ist. Die Anschaffungskosten der Bindezange sind allerdings vergleichsweise hoch, sodass der Kauf nur bei entsprechender Auslastung sinnvoll ist. Mit der stabil gebauten und Dank der Verwendung von Aluminiumteilen dennoch relativ leichten Zange lassen sich Bindungen sehr schnell ausführen.
Wichtig ist eine gute Verdrillung des Drahtes, da sie die Stabilität der Bindung entscheidend beeinflusst. Die Form des Zangengriffs kann bei empfindlichen Personen Schmerzen bei den Sehnenscheiden verursachen. Allerdings bietet der Hersteller seit Jahren alternativ eine veränderte Griffgeometrie („Frauenversion“) an, die eine Gefährdung mindert.
Durch die weite Öffnung wäre es auch möglich, sehr dicke Ruten zu binden. Zum Anbinden des Stammes ist das System jedoch ungeeignet. Der Hersteller empfiehlt, ausschließlich Original-Beli-Bindedraht zu verwenden, ansonsten erlöschen die Gewährleistungsansprüche. Ein Röllchen Bindedraht mit 80 g reicht für 900 Bindungen. Besonders preisgünstig ist ein „Selbstspulen“ von einer 3,3 kg- beziehungsweise 7,5 kg-Vorratsrolle (circa vier bis fünf Euro/ha Einsparung bei 3,3 kg-Rolle).
Die ansonsten sehr stabile Bindung kann sich bei sehr starkem Traubenbehang am Halbbogen mit frei pendelnden Trauben in Einzelfällen lösen. Beim Herausziehen des Rebholzes nach dem Schnitt bereiten die Beli-Bindungen keine Probleme.



Vergleichbare Anforderungen an das Bindematerial stellt die Ligatex-Bindezange. Ein großer Vorteil des Systems ist,dass
es ohne das Betätigen eines Zangengriffs funktioniert, indem das Gerät vor- und zurückbewegt wird. Das Verdrillen des Bindedrahtes funktionierte im Test schnell und problemlos, die Stabilität der Bindung war gut. Die Bindezange ist relativ leicht.
Wirtschaftlich ist das System ähnlich wie das Beli-System zu beurteilen. Als vorteilhaft erwies sich das Ligatex-System vor allem beim Halbbogen, da hier eine Hand zum Biegen frei blieb. Beim Biegen des Flachbogens wurde dagegen die Fruchtrute an der Basis verdreht, um konsequent einen Saftstau zu erzeugen. Da hierbei mit beiden Händen gearbeitet werden muss, müssen während dieser Arbeit größere Bindegeräte aus der Hand gelegt werden. Das kurzzeitige Einhängen des Ligatex-Gerätes am Draht war nicht immer einfach.
Mit einer Rapid-Zange werden Klammern aus Stahl oder Aluminium so zusammengepresst, dass die Fruchtrute mit dem Bindedraht umklammert wird und so eine ziemlich stabile Bindung zustande kommt. Die Bindeklammern sind relativ teuer, allerdings ist der Zeitbedarf für die einzelnen Bindungen gering. Leider fasst das Magazin nur 50 Klammern, sodass sehr häufig nachgeladen werden muss. Das nahm einen nicht unbedeutenden Anteil an der Gesamtarbeitszeit ein (0,75 Stunden/Hektar). Die Klammern sind relativ stabil. In Aufbau und Funktion ähnlich ist die Simes-Zange Mod. 110.
Drillgeräte werden von verschiedenen Herstellern angeboten (zum Beispiel Ligapal). Die Anschaffungskosten sind vergleichsweise gering. Deswegen sind diese Geräte besonders in kleineren Betrieben beliebt. Die Geräte sind in der Regel einfach aufgebaut und ermöglichen die Verwendung verschiedenster Drahttypen.
Es gibt Driller ohne und mit Abschneidevorrichtung. Ein integrierter Abschneider ist sinnvoll, da ansonsten eine Schere mitgeführt werden müsste, was die Handhabung deutlich erschweren würde. Bei Verwendung eines Gerätes mit Abschneider wird üblicherweise ein Bindedraht verwendet, der zu einer Spule gewickelt ist. Im Test wurden verschiedene Drahttypen verglichen: Porocco-Draht, (= „rote Drahtschnur“), ein kunststoffummantelter Draht mit geringer Verrottungsneigung, der vor allem für dauerhaftere Bindungen (zum Beispiel für Flachbogenkordon) verwendet wird. Dieser Draht ist für Stammbindungen nicht geeignet, da die Gefahr des Einschneidens/Einwachsens in den Stamm besteht. Außerdem wurden Drähte geprüft, die mit dünnem Papier beziehungsweise mit Jute ummantelt sind. Die Unterschiede zwischen den beiden letztgenannten Drahttypen bei Arbeitszeit und Kosten waren bei den Untersuchungen gering.



Papierumhüllte Bindedrahtstücke werden bei der badischen Flachbogenerziehung verbreitet eingesetzt. Im Versuch wurden Stücke mit einer Länge von 12 cm verwendet und mit der Hand verdrillt (drei halbe Umdrehungen). Bei dieser Länge war der Einsatz eines Drillgerätes nicht möglich. Der Handel bietet aber auch längere Drahtstücke an, die dann mit einem Gerät verdrillt werden können. Vorteil bei einer Handverdrillung ist die Flexibilität. Beide Hände stehen für das Biegen zur Verfügung, was insbesondere bei der Flachbogenerziehung von Vorteil ist. Da keine Gerätschaften angeschafft werden müssen, sind allein die Materialkosten entscheidend. Bei kleinen und sehr kleinen Betrieben ist dies interessant, ebenso in Betrieben, bei denen eine variable Zahl Arbeitskräfte tätig ist. Das System ist einfach zu erlernen, die Einarbeitungszeit für das reine Binden ist gering.
Das Binden mit Weiden ist eine althergebrachte Methode. Das Naturprodukt ist jedoch nicht homogen. Qualitativ minderwertiges,
insbesondere hagelgeschädigtes Material neigt zum Aufreißen der Ruten und führt zu Material- und Arbeitszeitverlusten. Geschnittene Weiden dürfen nicht austrocknen und können nicht für das nächste Jahr überlagert werden. Stark schwankende Marktpreise in der Vergangenheit sowie der Umstand, dass immer weniger Winzer diese Bindetechnik beherrschen, haben dazu geführt, dass das Material für das Anbinden der Fruchtrute immer seltener verwendet wird.
Die Arbeitszeiten und Qualität der Bindungen sind sehr stark abhängig von den Erfahrungen im Umgang mit dem Material. Die Arbeitszeit betrug beim Binden je nach Vorkenntnissen zwischen 16 und 40 Arbeitskraftstunden/Hektar. Die in der Regel sehr stabile Bindung ist abhängig von der Weidenqualität und -dicke sowie von der Durchführung der Bindung. Dicke Weidenteile (mehr als Bleistiftstärke) sollten eher für die Stammbindung verwendet werden.
Die Rebstar-Klammer der Firma Rema besteht aus Kunststoff und verbleibt dauerhaft in der Rebanlage. Das erstmalige Anbringen am Bindedraht erfordert Arbeitszeit, die in den Folgejahren nicht mehr anfällt. Bei den jährlichen Biege- und Bindearbeiten wird die Fruchtrute durch Öffnen und Schließen der Klammer fixiert. Dabei empfiehlt es sich, einige Ersatzklammern mitzuführen, um fehlende Klammern zu ersetzen. Zum Entfernen des abgeschnittenen Rebholzes beim Rebschnitt wird das Internodium oberhalb und unterhalb der Rebstar-Klammer durchschnitten.
Für Halbbogenerziehungen steht mit der Vinclip-Klammer eine am Bindedraht installierte Klammer aus Metall zur Verfügung (wahlweise aus verzinktem Stahl oder Edelstahl). Bei diesem System werden die Fruchtruten zwischen zwei Ösen eingespannt. Die Montage am Bindedraht und das Einspannen zwischen den Ösen erfordern eine gewisse Übung. Nach dem Rebschnitt lassen sich die Ruten allerdings einfach entfernen. Auch bei dieser Klammer muss für die Erstmontage Extra-Arbeitszeit einkalkuliert werden.
Die Wirex-Klammer ist dagegen für Flachbogenerziehungen konzipiert. Die Klammern können einfach und schnell am Draht installiert werden. Allerdings weisen diese Klammern scharfe Kanten auf, die zu kleineren Schnittverletzungen führen können. Die Fruchtruten lassen sich problemlos in die Klammer einklicken. Zum Entfernen der Fruchtrute beim Rebschnitt sollte das Internodium vorsichtig durchschnitten werden, damit der Biegedraht nicht beschädigt wird.

Medium

Rebe & Wein ist ein Fachmagazin für Weinbau und Weinwirtschaft mit  Kernverbreitungs-gebiet Württemberg und Franken. Erscheinungsweise monatlich, verbreitete Auflage rund 5800, verkaufte Auflage rund 5400 (IVW). Das Magazin bietet Fachinformationen für Winzer und Weinerzeuger, von der Anbautechnik der Reben bis zum Verkauf der Flaschen. Daneben gibt es Brancheninformationen von regional bis weltweit. Jährlich mehrere Sonderpublikationen zu ausgewählten Fachthemen ergänzen das Angebot des Monatsheftes. Rebe & Wein ist zudem Organ der Weinbauverbände in Württemberg und Franken.
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