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Traktoren, 12.03.2012

BODENSCHONENDER MASCHINENEINSATZ IM OBST- U. WEINGARTEN

Die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit ist das oberste Ziel, egal ob die Produktion integriert oder biologisch erfolgt.
Die Frage ist, welcher Maschineneinsatz bringt nicht nur technische Vorteile sondern sichert auch langfristig die Bodenfruchtbarkeit und damit die Wirtschaftlichkeit des Betriebes.
 

VERDICHTETER BODEN

Jede Bodenverdichtung hat negative Auswirkung auf die Bodenfruchtbarkeit. Sie führt zu einem sauerstoffarmen, kalten Boden mit der Neigung zu Staunässe. Die organische Masse verrottet nicht sondern verfault und es wird kein Humus gebildet.
Ein nicht verdichteter Boden hat viele Grobporen, die für die Durchlüftung und Wasserspeicherung notwendig sind. Sie dienen den Faserwurzeln als Leitbahnen und den Bodenlebewesen als Lebensraum. Genau diese Grobporen werden durch den Bodendruck der Maschinen zerstört.
Hauptverursacher der Bodenverdichtung im Obstbau sind Traktoren und zunehmend auch  selbst fahrende Arbeitsbühnen.
Für die Minimierung der Bodenverdichtung gilt die Grundregel:
  • Die Reifenaufstandsflächen so groß und
  • das Gewicht der Maschinen so gering wie möglich wählen!
So selbstverständlich diese Anforderungen auch sind,  in modernen Obstanlagen mit den engen Pflanzreihen sind sie beschränkt umsetzbar. Zum Ersten kommen große Aufstandsflächen hauptsächlich von breiten Reifen. Bei einer Reihenweite von 3 m kommen Schmalspurtraktoren mit Breitreifen sehr schnell über die maximal zulässige Außenbreite von 1,40 m hinaus. Zum Zweiten sind die so genannten Leichttraktoren nur für den Antrieb von zapfwellengetriebenen leichten Geräten brauchbar, aber nicht wenn für gezogene Geräte Zugkraft benötigt wird.
Die Bedeutung der Bodenverdichtung durch Fahrspuren in der Obstanlage sollte auch nicht überbewertet werden. Für die heute üblichen schwach wachsenden Unterlagen reicht der Wurzelraum bis zu den Fahrspuren, so dass keine Beeinträchtigung des Baumwachstums bzw. Ertrages durch Fahrspurverdichtungen gegeben ist.
Auf jeden Fall müssen die verdichteten Fahrspuren beseitigt werden, wenn es um eine Neupflanzung im Nachbau geht. Hier müssen sie im Rahmen der Bodenvorbereitung für die Neupflanzung durch Tiefenlockerung mit geeigneten Untergrund-Lockerungsgeräten  (z.B. MM 100) beseitigt werden.
 

OFFENE FAHRSPUREN

In dauerbegrünten Obstanlagen sind offene Fahrspuren durch die Verletzung der Grasnarbe ein viel größeres Problem als Bodenverdichtungen in der Fahrspur. Am Hang besteht neben der Gefahr von Abschwemmungen auch ein erhöhtes Risiko, mit dem Traktor abzurutschen, Ob die Grasnarbe geschont wird oder nicht, hängt von der Traktor-Bauart und von den Reifen ab. Spezialtraktoren sind schonender für die Grasnarbe als Kompakttraktoren. Sie haben eine Gewichtsverteilung ohne Anbaugeräte von ca. 60 % auf der Vorder- und 40 % auf der Hinterachse und besitzen 4 gleich große Antriebsräder  bzw. Aufstandsflächen für die Verteilung des Traktorgewichtes. Das wirkt sich besonders am Hang aus, wenn beim Bergauffahren durch die höhere Vorderachsbelastung eine gleichmäßigere Gesamtgewichtsverteilung zustande kommt. Kompakttraktoren haben vorne weniger Gewicht und kleinere Reifen. Dadurch verlagert sich das gesamte Traktorgewicht beim Bergauffahren auf die Hinterachse und für den Vorderradantrieb bleibt zu wenig Gewicht übrig. Häufig braucht es dann Zusatzgewichte, die alles andere als bodenschonend sind.


Grünlandprofil – bevorzugtes Reifenprofil für Hanglagen und für schwere Böden (Fotos Lind)


Rasenprofil -  hat keinen Griff, verschmiert sich leicht und ist daher nur in der Ebene auf durchlässigen Böden ohne Staunässe einsetzbar
 

REIFEN  

Die Traktorbereifung hat Auswirkungen auf die Bodenverdichtung und auf die Verletzung der Grasnarbe.
Die Grundregel für die Reifenwahl lautet:
  • Die Reifen so groß und
  • so breit wie möglich wählen!
Große Reifen bringen aufgrund von großen Aufstandsflächen mehr Zugkraft, verursachen weniger Bodendruck und sind mit entsprechendem Profil auch schonender für die Grasnarbe.
Eine Begrenzung der Reifengröße ist häufig durch die Hagelnetzkonstruktion gegeben. Durch niedere Querseile, die bei alten Hagelnetzkonstruktionen schon ab einer Höhe von 2,1 m zu finden sind, muss so mancher Kompakttraktor mit Kabine mit einer hinteren Reifendimension von 20 Zoll Felgendurchmesser ausgestattet werden, statt mit 24 Zoll für den Hang oder mit 28 Zoll für die Ebene. Für Erntemaschinen, Arbeitsbühnen, Sprüher-Querstromaufsatz, Traktorkabinen mit Klimaanlagen etc. ist keine freie Durchfahrt gegeben. Daher ist ein nachträglicher Umbau dieser niederen Hagelnetzkonstruktionen empfehlenswert. Immer mehr Betriebe scheuen nicht den Aufwand, die Hagelnetzsäulen zu heben und die Querverspannung auf den First zu verlegen, um dann mit jeder Maschine durchfahren zu können (siehe PRAXISTIPP-Hagelnetz).
Bei der Auswahl der Reifen kommen in erster Linie Radial- oder Gürtelreifen mit Grünlandprofil in Frage.
Radialreifen übertragen die Antriebs- und Bremskräfte auch auf schweren und nassen Böden sehr gut.
Nicht das Ackerprofil, auch nicht das Rasenprofil sondern das Grünlandprofil sollte gewählt werden.
Diese Grünlandreifen werden auch als Universalreifen bezeichnet. Sie haben den Vorteil, dass sie am Hang ausreichend „griffig“ sind und daher genügend Sicherheit bieten aber auch schonend für die Fahrspuren sein können. Selbst in der Ebene werden sie vermehrt eingesetzt, um nach schweren Niederschlägen Pflanzenschutzarbeiten durchführen zu können
Im Obstgarten sollte der Reifendruck auf 0,8 bar verringert werden, um die Reifenaufstandsfläche zu vergrößern.
 

Nicht nur Traktoren auch Erntemaschinen verletzen die Grasnarbe, wenn am Hang auf nassem und schwerem Boden gewendet werden muss. Hier hilft nur eine Befestigung der Umkehrfläche. 


Gerätekombination - zapfwellenbetriebene Kreiselegge mit Sämaschine und Andrückwalze zum Einebnen von Fahrspuren und Einsäen von Gras  
 

BESEITIGUNG VON FAHRSPUREN IN BESTEHENDEN ANLAGEN

Es gibt leider wetterbedingte Situationen wie z. B. starke Niederschläge bei der Ernte, wo tiefe Fahrspuren vom Traktor in den Obstanlagen entstehen können. Als Notmaßnahme müssen dann die Fahrgassen saniert werden.
Zur  Sanierung  wird eine Kreiselegge eingesetzt, mit der
  1. der Boden 10 - 15 cm tief gelockert (den Boden aber nicht zu fein bearbeiten)
  2. in Kombination mit einer Packerwalze die Fahrspuren eingeebnet und
  3. gleichzeitig Gras gesät  wird (Sämaschine in Kombination mit Kreiselegge)
Die Sanierung beginnt im 1. Jahr nach der Schorfsaison (Mitte bis Ende Mai) Es wird aber nur jede 2. Reihe bearbeitet. Der restliche Pflanzenschutz wird danach mit dem Traktor von der nicht bearbeiteten Reihe aus durchgeführt.
Im 2. Jahr wird die andere Reihe saniert. Für den Pflanzenschutz fährt der Traktor in der im Vorjahr sanierten Reihe.
 

ZUSAMMENFASSUNG

Ein Boden schonender Maschineneinsatz vermeidet Bodenverdichtungen und schont gleichzeitig die Grasnarbe. Das wird erreicht
  • durch leichte Spezialtraktoren
  • mit  großen Reifenaufstandsflächen, d.h. breite und große Reifen
  • mit einem Grasnarbe schonenden Reifenprofil
  • durch niedrigem Reifendruck im Obst- u. Weingarten
  • durch die Art des Maschineneinsatzes (z.B.  Ernte mit Erntewägen statt Großkistentransport in und aus den Obstgärten mit Stapler)
 
Mehr Informationen zu den Obstbautraktoren finden Sie auf dieser Plattform  unter eLearning / Technik im Obstbau / Obstbautraktoren.
 
 

Medium


Die Fachgruppe Technik ist Ansprechpartner für Aktivitäten in Technik-Fragen. Sie nutzt die unterschiedlichen Qualifikationen und Praxiserfahrungen zur Entwicklung neuer Projektideen zur bestmöglichen Aufbereitung praxisrelevanter Informationen für den Obst- und Weinbau. Als Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis bietet die Fachgruppe Technik mit dem Netzwerk den Landwirten und Landwirtinnen hilfreiche Inputs zur innovativen Bewirtschaftung.

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